In manchen Ländern gibt es nur eine sehr begrenzte Auswahl von Indikatoren, die Rückschlüsse auf den aktuellen Konjunkturverlauf zulassen. Ein spannendes Beispiel dafür liefert die Schweiz – die bei genauerer Betrachtung auch über einen heimlichen ifo-Index verfügt.
Die Trump-Administration hat ihre Ziele für die Neuverhandlung des Freihandelsabkommens Nafta veröffentlicht. Der Plan lässt vermuten, dass sowohl der US-Präsident als auch sein Verhandlungsführer nur sehr begrenzt Ahnung davon haben, wie Nafta und dessen Nebenabkommen tatsächlich funktionieren.
Die Sommerausgabe unseres Twitter-Rankings wartet mit einer erfreulichen Überraschung auf: die deutschsprachige Ökonomenszene hat ihr Dopingproblem offenbar in den Griff bekommen. Und für alle, die ihren Einfluss zuletzt nicht steigern konnten, gibt es ein Trostpflaster.
Um den Teufelskreis aus maroden Banken und schwachen Staatsfinanzen im Euroraum zu durchbrechen, wurde die Bankenunion geschaffen. Doch das Projekt ist noch unvollendet. Wie stabil sind Europas Banken mehr als acht Jahre nach Beginn der Krise? Und wie geht es mit der Bankenunion weiter? Eine Analyse von Philipp Ständer.
Verschiedene Studien haben untersucht, wie viel uns im wahrsten Sinne des Wortes eine saubere Umwelt Wert ist – und die Ergebnisse sind durchaus beeindruckend. Ein Beitrag von Achim Wambach.
Mit einer Investitionsoffensive und einer „Mindestdrehzahl“ will die SPD die deutsche Investitionslücke schließen. Die Konzepte gehen in die richtige Richtung – dürften aber bestenfalls ausreichen, um den Substanzverlust zu bremsen. Ein Kommentar von André Kühnlenz und Philipp Stachelsky.
Es scheint so, als würden momentan viele althergebrachte Arbeitsformen durchbrochen werden. Aber bereits vor der Industrialisierung hatten die meisten Menschen mehrere Jobs, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Ein Blick in die Vergangenheit enthüllt einige der Herausforderungen, Vorteile und Folgen der Gig Economy.
Manche Ökonomen meinen, dass man aus dem Abgleich von kumulierten Leistungsbilanzüberschüssen und dem deutschen Nettoauslandsvermögen keine Rückschlüsse darüber ziehen sollte, ob die Überschüsse Deutschland zum Nachteil gereichen. Allerdings sind die Argumente nicht sehr überzeugend.
Für die Bewertung der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse ist es wichtig zu wissen, ob diese für Deutschland mit einem Verlust von Vermögen einhergehen. Die Meinungen darüber gehen allerdings auseinander.
Ein Gespräch mit dem Arbeitsmarktforscher Gerhard Bosch über die Bedeutung der Agenda 2010, den Machtverlust der Gewerkschaften und die Folgen der Automatisierung.
Vor ziemlich genau zehn Jahren begann jene Finanzblase zu platzen, die die Welt in die schwerste Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren stürzte. Ein Rückblick von Frances Coppola.
Die Weltwirtschaft flirtet mit einer Stagnation. Die Bestellungen von Kapitalgütern in Deutschland verraten aber, dass ausgerechnet Europa die globale Konjunktur noch eine Weile stützen kann.
Warren Buffett hat es für die USA gezeigt: Die Realwirtschaft zieht den Aktienmarkt immer wieder wie ein Magnet an. Und in Deutschland ist die Übertreibung derzeit so groß wie vor der New Economy-Blase.
Mit seinem Minijob-Tweet hat CDU-Generalsekretär Peter Tauber gleich drei Klischees über die geringfügige Beschäftigungsform bedient. Und alle drei haben mit der Realität nicht viel zu tun. Ein Faktencheck von Stefan Sell.
Die Prognosen für Deutschland gehen auseinander: Steigen die Unternehmensgewinne oder fallen sie in diesem Jahr? Zumindest die ersten Monate des Jahres waren erfreulich.
Indikatoren wie die Arbeitslosenquote oder die Beschäftigungszahl können nur einen sehr groben Überblick des Zustands von Arbeitsmärkten liefern. Ein vergleichendes EU-weites Ranking hilft dabei, die Strukturen der jeweiligen Arbeitsmärkte besser zu verstehen.
Der ifo-Geschäftsklimaindex ist auf ein neues Allzeithoch geklettert. Das sollte man aber nicht überinterpretieren. Denn das Rekordniveau spiegelt die Länge des Aufschwungs in Deutschland – nicht seine Dynamik. Und ab dem Herbst dürfte es für die Investitionen kritisch werden.
Eigentlich galt es aus ausgemachte Sache, dass die chinesische Währung weltweit weiter an Bedeutung gewinnen würde. Doch die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Aufstieg des Renminbi endgültig vorbei zu sein scheint. Eine Analyse von Benn Steil und Emma Smith.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.