Die Soziale Marktwirtschaft ist seit Jahrzehnten der Konsensbegriff der deutschen Wirtschaftspolitik. Kaum eine Partei oder Interessensgruppe kommt ohne eine Huldigung aus. Doch offenbar sieht das die Bevölkerung anders: Verschiedenen Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der Deutschen schon seit einiger Zeit der Meinung, dass sie nicht vom aktuellen Wirtschaftssystem profitiert.
Germanomics macht sich auf die Suche nach dem Warum. Durch Gespräche mit 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern fasst der Dokumentarfilm den Begriff der Sozialen Marktwirtschaft in konkrete Indikatoren und beleuchtet den wirtschaftspolitischen Status quo in Deutschland – und zeigt, welche Ansätze helfen können, die Zustimmung in der Bevölkerung wieder zu erhöhen.
InterviewparterInnen
Verfügbarkeit und Wiederverwendung
Germanomics ist komplett kostenlos und in voller Länge auf der Makronom-Homepage zu sehen sowie auf Vimeo. Außerdem steht es Medienschaffenden frei, den Film via Embed-Code (verfügbar in den Einstellungen des Players) auf eigenen Webseiten einzubinden. Erlaubt ist ausdrücklich auch eine Verwendung für Vorführungen zu nicht-kommerziellen Zwecken.
Eine Weiterverwendung oder -Verarbeitung des Videomaterials ist nicht gestattet, kann aber auf Nachfrage gewährt werden.
Finanzierung und Redaktion
Der Film wurde von der Bertelsmann Stiftung kofinanziert und in Auftrag gegeben. Die Produktion lag bei Makronom.
Redaktionelle Verantwortung: Mike Friedrich und Philipp Stachelsky
Regie: Mike Friedrich
Buch: Philipp Stachelsky
Zeichnungen und Grafiken: Louis Tatschke
Kamera und Schnitt: Mike Friedrich
Sprecherin: Hansi Jochmann
Quellen
Zu Beginn des Films wird die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft bildlich mit der Person Ludwig Erhards verknüpft. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die politischen Debatten immer wieder auf Erhard als „Vater der Sozialen Marktwirtschaft“ beziehen. Dabei sollte allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass der wissenschaftliche Diskurs deutlich differenzierter verläuft. So sind in den letzten Jahren verschiedene Forschungen erschienen, die Erhards Rolle anzweifeln bzw. relativieren (s. dazu vor allem Uwe Fuhrmann: Die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft 1948/49). Darüber hinaus gibt es unter Historikern eine Debatte über Erhards NS-Belastung (für einen Überblick s. Marc Buggeln (Interview): „War Ludwig Erhard ein Nazi?“).
Zu den Zustimmungswerten in der Bevölkerung siehe u. a. Edelmann Trust Barometer 2020 sowie Allensbach-Langzeitumfragen zur Einstellung zur sozialen Marktwirtschaft in Deutschland (nicht online verfügbar).
Datenquelle Gründungen: IfM Bonn: Gewerbliche Existenzgründungen, Liquidationen und deren Saldo. Zu den Gründungshemmnissen vgl. KfW Research: KfW-Gründungsmonitor 2020.
Zahlen zur Bürokratiebelastung im Gastgewerbe laut DIHK: Bürokratiebelastung für Unternehmen bremsen – Eine Studie am Beispiel Gastgewerbe.
Zahlen zur Entwicklung der Unternehmenssteuern laut OECD Tax Database (Zeitreihe: Statutory corporate income tax rates). Die in der Grafik gezeigten Werte für „weltweit“ und „Europa“ sind gewichtete Durchschnittswerte laut Berechnungen der Tax Foundation (Corporate Tax Rates around the World, 2020).
Zu den von deutschen Kapitalgesellschaften gezahlten Steuern siehe Lorenz Jarass, Anthony E. Tokman & Mark L. Wright: USA-Steuerreform 2018: Steuern und Sozialabgaben im Vergleich mit Deutschland.
Zur Notwendigkeit einer Reform der internationalen Unternehmensbesteuerung sowie zu den Hintergründen den momentan im Rahmen der OECD verhandelten Plänen vgl. vor allem Johannes Becker: Besteuern, wo Werte geschaffen werden – Aufstieg und Niedergang eines Prinzips, Johannes Becker & Joachim Englisch: Die globale Steuer-Revolution hat begonnen und Dominika Langenmayr: Führt eine globale Mindeststeuer zu einer gerechten Besteuerung der digitalen Wirtschaft?
Zur Geschichte der Deutschland AG siehe Martin Höpner & Lothar Krempel: Ein Netzwerk in Auflösung: Wie die Deutschland AG zerfällt.
Zahlen zur DAX-Inhaber-Struktur laut DIRK: Who owns the German DAX? und EY: Immer mehr DAX-Aktien in ausländischer Hand – Rekorddividende nur für ausländische Anleger.
Zu den potenziell wettbewerbsverzerrenden Effekten von zu starker Eigentümerkonzentration vgl. vor allem Matthew Backus, Christopher Conlon & Michael Sinkinson: Common Ownership in America (1980-2017) sowie Monopolkommission: Hauptgutachten XXII: Wettbewerb 2018. Zum Geschäftsgebahren und politischen Einfluss des BlackRock-Konzerns siehe beispielsweise Harald Schumann & Elisa Simantke: Ein Geldkonzern auf dem Weg zur globalen Vorherrschaft.
Quantitative Berechnungen zum Ausmaß der sozialpolitischen Kürzungen bzw. Beitragserhöhungen finden sich in Sebastian Gechert, Christoph Paetz & Paloma Villanueva: The macroeconomic effects of social security contributions and benefits.
Zur Veränderung des öffentlichen Kapitalstocks siehe beispielsweise die Berechnungen von André Kühnlenz: Und wir sparen uns den Einheitsboom munter weiter weg auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen – Arbeitsunterlage Investitionen). Zur Diskussion um die Berechnungen des Kapitalstocks vgl. Michael Grömling, Michael Hüther & Markos Jung: Verzehrt Deutschland seinen staatlichen Kapitalstock? sowie die Replik von Sebastian Dullien & Katja Rietzler. Zusammenfassungen dieses Debattenzweigs finden sich zudem im Makronom-Debattenmonitor zur Schuldenbremse.
Zu den Ursachen der kommunalen Investitionslücke siehe vor allem Jens Südekum: Wo und wie Deutschland seine Infrastruktur ruiniert hat.
Zahlen zum wahrgenommen Investitionsrückstau der Kommunen laut KfW-Kommunalpanel 2021. Ein Plan für die Schließung der Investitionslücke und den Effekten von öffentlichen Investitionen finden sich u. a. bei Hubertus Bardt, Sebastian Dullien, Michael Hüther & Katja Rietzler: Für eine solide Finanzpolitik: Investitionen ermöglichen! sowie bei Tom Krebs & Martin Scheffel: Öffentliche Investitionen und inklusives Wachstum in Deutschland.
Zu den Effekten von Investitionen auf die unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit siehe z. B. Jens Suedekum & Nicole Woessner: Robots & the Rise of European Superstar Firms.
Zum klimapolitischen Status quo der Sozialen Marktwirtschaft sowie den Erfordernissen auf dem Weg zur Klimaneutralität vgl. u. a. Agora Energiewende: Klimaneutrales Deutschland.
Zur Entwicklung der Einkommensungleichheit in Deutschland vgl. u. a. Charlotte Bartels: Einkommensverteilung in Deutschland von 1871 bis 2013: Erneut steigende Polarisierung seit der Wiedervereinigung, Manuel Gath & Joschua Helmer: Die internationale und nationale Debatte über Ungleichheit oder Andreas Peichl, Paul Hufe & Marc Stöckli: Ökonomische Ungleichheit in Deutschland – ein Überblick. Weitere Debatten um die Interpretation der Daten finden sich auch im Makronom-Debattenmonitor zur Ungleichheit in Deutschland sowie in Forum New Economy: Inequality in Germany – How to reverse the trend.
Der sogenannte Verteilungsspielraum ergibt sich aus der Summe von Inflations- und Produktivitätsentwicklung. Um die Ausschöpfung zu messen, wird der Verteilungsspielraum dann mit der nominalen Lohnentwicklung abgeglichen. Siehe dazu auch André Kühnlenz: Darum wird in diesem Wahlkampf jede Standortdebatte spurlos versickern.
Zu den ökonomischen und politischen Effekten der Globalisierung siehe beispielsweise Jens Südekum, Wolfgang Dauth & Sebastian Findeisen: Verlierer(-regionen) der Globalisierung in Deutschland: Wer? Warum? Was tun?, Robert Gold & Thiemo Fetzer: Die ökonomischen Ursachen des Populismus und David Autor, David Dorn, Gordon Hanson & Kaveh Majlesi: Importing Political Polarization? The Electoral Consequences of Rising Trade Exposure.
Die Zahlen zu den Lohneffekten von Outsourcing basieren auf Deborah Goldschmidt & Johannes F. Schmieder: The Rise of Domestic Outsourcing and the Evolution of the German Wage Structure.
Eine Analyse der Verteilungswirkungen der Reformen des Steuer- und Abgabensystems seit 1998 findet sich in Stefan Bach, Martin Beznoska & Viktor Steiner: Wer trägt die Steuerlast in Deutschland? Steuerbelastung nur schwach progressiv.
Eine Übersicht der verteilungspolitischen Folgen des deutschen Exportmodells findet sich in Matthew C. Klein & Michael Pettis: Trade Wars Are Class Wars. Siehe zudem auch International Monetary Fund: IMF Country Report No.19/214 – Wealth Inequality and Private Savings in Germany.
Zu den Ursachen und dem aktuellen Stand des deutschen Niedriglohnsektors siehe Markus M. Grabka & Konstantin Göbler: Der Niedriglohnsektor in Deutschland und Markus M. Grabka & Carsten Schröder: Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist größer als bislang angenommen.
Zur Problematik kontraproduktiver Anreizeffekte in den unteren Einkommensbereichen siehe vor allem Andreas Peichl, Florian Buhlmann & Max Löffler: Grenzbelastungen im Steuer-, Abgaben- und Transfersystem. Die Berechnungen zu den Lohneffekten einer Arbeitszeitverdopplung basieren auf Maximilian Blömer & Andreas Peichl: Für wen lohnt sich Arbeit? Partizipationsbelastungen im deutschen Steuer-, Abgaben- und Transfersystem.
Zur Entwicklung der Vermögensungleichheit vgl. vor allem Thilo N. H. Albers, Charlotte Bartels & Moritz Schularick: The Distribution of Wealth in Germany 1895-2018. Zur Verteilung der Ersparnisse siehe außerdem: Jochen Späth & Daniel Schmid: The Distribution of Household Savings in Germany.
Zum Einfluss der Wohnkostenveränderungen auf die Ungleichheit siehe vor allem Christian Dustmann, Bernd Fitzenberger & Markus Zimmermann: Wie die Veränderung der Wohnausgaben die Ungleichheit erhöht hat.
Zahlen zur Entwicklung der Altersarmut laut Statistische Ämter des Bundes und der Länder: Sozialberichterstattung. Zur Einordnung dieser Zahlen vgl. Stefan Sell: Der (scheinbare) Zahlensalat in der Armutsberichterstattung. Zu den Folgen der Rentenreformen und der künftigen Entwicklung der Altersarmut siehe bspw. Stefan Sell: Die Boomer und der Jugendwahn.
Zu den Auswirkungen von Pfadabhängigkeiten auf die Chancenungleichheit siehe bspw. Julian Bank: Warum wir mehr Umverteilung brauchen oder Daniel D. Schnitzlein: Herkunft prägt beruflichen Erfolg. Berechnungen zu den Konsumausgaben für Kinder nach Einkommensklassen finden sich in Statistisches Bundesamt: Konsumausgaben von Familien für Kinder – Berechnungen auf der Grundlage der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2018, dabei insbesondere Kapitel 4: Konsumausgaben für Erwachsene und Kinder der ersten und zehnten Dezilgruppe des Haushaltsnettoeinkommens 2013 und 2018.
Eine Analyse der Effekte von frühkindlicher Bildung auf die Erfolgschancen von Kindern findet sich bspw. in Thomas Cornelissen, Christian Dustmann, Anna Raute & Uta Schönberg: Who benefits from universal child care? Estimating marginal returns to early child care attendance.
Zu den Segregationstendenzen in Städten siehe exemplarisch Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2019.
Zu den (stadt-)ökonomischen Folgen von Verdrängungseffekten siehe vor allem Gabriel Ahlfeldt, Stephen Redding, Daniel Sturm & Nikolaus Wolf: The Economics of Density: Evidence From the Berlin Wall und Jens Südekum: Human Capital Externalities and Growth of High- and Low-Skilled Jobs.
Zum Einfluss von Nachbarschaftseffekten auf die zukünftigen Erwerbseinkommen und Berufschancen von Kindern siehe insbesondere Raj Chetty & Nathaniel Hendren: The Impacts of Neighborhoods on Intergenerational Mobility I: Childhood Exposure Effects.
Zur Berücksichtigung der Meinungen unterschiedlicher Einkommensschichten durch den Bundestag siehe Lea Elsässer, Svenja Hense & Armin Schäfer: Systematisch verzerrte Entscheidungen? Die Responsivität der deutschen Politik von 1998 bis 2015.
Zahlen zum gewerkschaftlichen Organisationsgrad laut IAB-Betriebspanel. Zur rückläufigen Macht der Gewerkschaften siehe auch Sandrine Cazes, Andrea Garnero & Sébastien Martin: The state of trade unions, employer organisations, and collective bargaining in OECD countries.
Berechnungen zum Anteil der Sozialabgaben am Bruttolohn auf Basis von Bundesregierung: Verordnung über maßgebende Rechengrößen der Sozialversicherung für 2020 (Sozialversicherungs-Rechengrößenverordnung 2020), berechnet mittels TK-Gehaltsrechner.
Eine Auflistung diverser Studien zu den Auswirkungen des technologischen Wandels auf Arbeitsmarkt und Berufsprofile findet sich beispielsweise in Wolfgang Dauth, Sebastian Findeisen, Jens Südekum & Nicole Wößner: German Robots – The Impact of Industrial Robots on Workers.
Zu den Schätzungen des jährlich in Deutschland vererbten Vermögens siehe Anita Tiefensee & Markus M. Grabka: Das Erbvolumen in Deutschland dürfte um gut ein Viertel größer sein als bisher angenommen. Zu den gezahlten Erbschafts- und Schenkungssteuern siehe Destatis: Erbschaft- und Schenkungsteuer 2018 auf 6,7 Milliarden Euro gestiegen.
Zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Einkommensungleichheit: Rein statistisch gesehen hat sich die Einkommensungleichheit im Zuge der Pandemie bisher verringert (s. Markus M. Grabka: Einkommensungleichheit stagniert langfristig, sinkt aber während der Corona-Pandemie leicht). Es sprechen aber viele Argumente dafür, dass die Folgen der Pandemie die Ungleichheit unterm Strich erhöhen werden (vgl. Marcel Fratzscher: Corona verringert die Ungleichheit – aber nur kurzfristig oder Bettina Kohlrausch, Aline Zucco & Andreas Hövermann: Verteilungsbericht 2020).