Interview

War Ludwig Erhard ein Nazi?

Ein Gespräch mit dem Historiker Marc Buggeln über die aktuelle Debatte um Ludwig Erhards NS-Belastung und inwiefern das Ansehen des „Vaters der Wirtschaftswunders“ wichtig für die Soziale Marktwirtschaft im Hier und Jetzt ist.

Quelle: Niederländisches Nationalarchiv (CC0 1.0 )

Mit ihrem neuesten Buch „Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen“ hat sich die Journalistin Ulrike Herrmann zum Ziel gesetzt, mit verschiedenen Mythen der Wirtschaftsgeschichte aufzuräumen. Eine zentrale Rolle spielt dabei Ludwig Erhard, dem Herrmann die Rolle als „Vater des Wirtschaftswunders“ abspricht – und ihm vorwirft, ein „Profiteuer der Nazis“ gewesen zu sein.

Zur Person
Marc Buggeln ist Historiker. Er war Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert mit Schwerpunkt im Nationalsozialismus am Institut für Geschichtswissenschaften an der HU Berlin und ist derzeit Gastdozent am History Department an der Universität Cambridge. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Geschichte des Nationalsozialismus und der Konzentrationslager sowie die Geschichte der Steuerpolitik und der sozialen Ungleichheit. Auf Twitter: @BuggelnMarc

Insbesondere letzterer Vorwurf hat verschiedene konservative Ökonomen auf den Plan gerufen, die Herrmann eine Falschdarstellung der historischen Fakten vorwerfen und Erhard in verschiedenen Beiträgen verteidigen. Dazu zählen etwa der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, der gemeinsam mit Daniel Koerfer, unter anderem Kurator der Ausstellung im Fürther Ludwig-Erhard-Zentrum, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine Replik auf Herrmann veröffentlichte. Ebenfalls in der FAZ warf Thomas Mayer Herrmann vor, Erhard nur zu diskreditieren, um einen „Angriff auf die liberale Ordnung“ starten zu können.

Im Gespräch mit Makronom-Herausgeber Philipp Stachelsky erläutert der Historiker Marc Buggeln, um welche strittigen Punkte sich die Kontroverse um die NS-Belastung konkret dreht, wo noch Klärungsbedarf besteht und inwiefern Erhards Ansehen wichtig für die Soziale Marktwirtschaft im Hier und Jetzt ist.

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