Im neuen Kapitalismus ist das Kapitaleinkommen ungleicher verteilt als das Arbeitseinkommen – und bleibt das Vorrecht einer kleinen Minderheit. Das Ergebnis ist kein Volkskapitalismus, sondern eine neue Aristokratie. Ein Beitrag von Branko Milanovic.
Trumps konfrontative Handelspolitik mag ihm einige kurzfristige Erfolge gebracht haben. Doch langfristig verspielen die USA ihr jahrzehntelang aufgebautes Kapital – und könnten ihre ökonomische und geopolitische Hegemonie verlieren. Ein Beitrag von Bernd Zattler.
Der Vorschlag der EU-Kommission für eine Ausweitung des EU-Haushalts wurde aus Deutschland reflexhaft diskreditiert. Dabei ist die Stimmung in der Bevölkerung deutlich differenzierter als die Bundesregierung offenbar annimmt.
Migration wird in Deutschland oft verzerrt und polarisiert diskutiert – dabei ist sie dringend notwendig. Und das Leugnen dieser Realität behindert weiterhin die Entwicklung einer kohärenten nationalen Strategie.
Nicht nur die Verteilung der Einkommen, sondern auch wie sich diese zusammensetzen, ist entscheidend für das Verständnis moderner Kapitalismen. Ein Beitrag von Branko Milanovic.
Das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA verändert die Rahmenbedingungen für den deutschen Mittelstand. In welchem Ausmaß die einzelnen Unternehmen aber konkret betroffen sind, hängt stark vom Spezialisierungsgrad der Waren oder Dienstleistungen ab.
Die EU-Kommission hat für ihr Handelsabkommen mit Donald Trump heftige Kritik einstecken müssen. Doch es gibt auch einige Argumente, die für den Deal sprechen. Ein Pro & Contra.
In den letzten Jahrzehnten sind Kapital und Arbeit zu einer neuen Klasse verschmolzen: der Homoplutie. Diese Entwicklung könnte die Gesellschaft noch stärker herausfordern als der klassische Kapitalismus. Ein Beitrag von Branko Milanovic.
Führende Politiker wie Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Arbeitgeber-Verbände haben zuletzt wiederholt gefordert, die Deutschen müssten „wieder mehr und vor allem effizienter“ arbeiten, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen. Was spricht für und was gegen diese Argumentation?
Mit dem „CORE“-Konzept will die Europäische Kommission eine neue Einnahmequelle für den EU-Haushalt schaffen. Doch die Unternehmensabgabe wirkt verzerrend, trifft kleine Firmen überproportional und ist ineffizient. Bessere Alternativen liegen bereits auf dem Tisch.
Wettbewerbsfähigkeit ist das Wort der Stunde. Doch über dessen Bedeutung gibt es ein großes Missverständnis. Die EU handelt derzeit taktisch statt strategisch – und gefährdet damit langfristigen Wohlstand.
Der Rückzug der USA aus dem globalen Mindeststeuer-Projekt hat das ehrgeizige Vorhaben ins Wanken gebracht, und nun hat auch Bundeskanzler Friedrich Merz für eine Aussetzung plädiert. Wir haben die Argumente aufgelistet, die für und gegen eine Weiterverfolgung sprechen.
Stadtparks sind beliebte Oasen in der Betonwüste. Aber wie wichtig sie im Vergleich zu anderen Annehmlichkeiten sind, war bisher schwer zu messen. Eine neue Studie zeigt, wie sich der Wert eines Parks für die Bewohner monetär ausdrücken lässt. Ein Beitrag von Christian Krekel.
Die Machtverhältnisse in der EU haben sich spürbar nach rechts verschoben. Neue Allianzen im Parlament und ein Kurswechsel der Kommission setzen zentrale demokratische Prinzipien unter Druck – von NGO-Kontrolle bis zur Blockade von Antikorruptionsgremien.
Der anstehende EU-China-Gipfel markiert das 50-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen – in einer Zeit globaler Krisen, wachsender Rivalitäten und schwindenden Vertrauens. Europa steht vor der Herausforderung, zwischen den USA und China einen eigenen, ausgewogenen Kurs zu finden. Ein Beitrag von Gerhard Stahl.
Donald Trumps Wirtschaftspolitik ist für Deutschland und die EU gefährlicher als viele glauben. Sie zielt längst nicht mehr nur auf „America First“, sondern auf eine imperiale Machtpolitik, die globale Märkte destabilisiert. Ein Beitrag von Jan Priewe.
Populismus gedeiht oft in Regionen mit Krisenerfahrungen, Abwanderung und Perspektivlosigkeit. Gerade dort kann der Mittelstand eine Schlüsselrolle spielen, um wirtschaftliche Stabilität, Zusammenhalt und neue Zukunftsperspektiven zu schaffen.
Das neue 5%-Nato-Ziel ist für viele EU-Länder kaum realisierbar. Nur eine gemeinsame europäische Verteidigungsstrategie mit zentraler Finanzierung kann es realistisch und politisch tragfähig machen.
Nat Dyer liefert in seinem neuen Buch eine kluge Kritik an der neoklassischen Ökonomik – allerdings verbunden mit gravierenden Fehldeutungen. Besonders problematisch ist sein einseitiger Blick auf die Globalisierung. Eine Rezension von Branko Milanovic.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
*APP tatsächlich: Diese Linie zeigt, wie viel die EZB während der bisherigen drei Phasen des APP (Zielwert März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro, Zielwert April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro, Zielwert April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro) durchschnittlich pro Monat gekauft hat. Quellen: EZB, eigene Berechnungen
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Quellen: EZB, eigene Berechnungen
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Anmerkung: Die Bestände werden immer am Ende eines Quartals um Amortisierungen bereinigt. Das bedeutet, dass der Wert von unter ihrem Nominalwert gekauften Anleihen nach oben korrigiert werden, wenn sie näher an ihren Fälligkeitstermin kommen. Für über Nominalwert gekaufte Anleihen gilt entsprechend eine Abwärtskorrektur. *Erwarteter Verlauf auf Basis der EZB-Ankündigung, ab Januar 2018 im Rahmen des APP monatlich Wertpapiere im Wert von 30 Milliarden Euro erwerben zu wollen. Die Reinvestionsvolumina sind nicht dabei nicht berücksichtigt. Quellen: EZB, eigene Schätzungen
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Quellen: EZB, eigene Berechnungen
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Quelle: EZB
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.