Eines der meist verbreitetsten Rechtfertigungsmuster für die in unserer Gesellschaft herrschende Einkommensungleichheit lautet, dass unterschiedliche Verdienste sich aus unterschiedlichen Leistungen ergeben – entscheidend sei lediglich, dass jeder und jede die gleichen Chancen hatte, sich eine Position zu erarbeiten, die mit solchen Einkommensvorteilen einhergeht.
Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass es keinen Konsens darüber gibt, wann eine solche Chancengleichheit überhaupt gegeben ist. Hier sind vier verbreitete Varianten unter den sehr unterschiedlichen Definitionsmöglichkeiten:
Chancengleichheit herrscht, wenn…
- für alle die formal gleichen Rechte gelten.
- wenn tatsächlich keine Diskriminierung aufgrund bestimmter sozialer Merkmale stattfindet (beispielsweise wegen des Geschlechts, der sozialen Herkunft, des kulturellen oder religiösen Hintergrunds, der Hautfarbe, der sexuellen Orientierung usw.).
- wenn Nachteile aus unterschiedlichen Startvoraussetzungen (z. B. Elternhaus, soziales Umfeld) ausgeglichen werden konnten.
- wenn auch unterschiedliche individuelle Talente und Glück in der „genetischen Lotterie“ beim Zugang zu Vorteilen keine Rolle spielen.
Chancengerechtigkeit oder Chancengleichheit klingen also vielleicht erst mal gut – ohne genauere Erläuterung sind sie aber angesichts der vielen unterschiedlichen Definitionen Nullbegriffe.
Harte Wirtschaftsliberale und Konservative geben sich häufig schon mit dem Beharren auf formal gleichen Rechten zufrieden: Jeder hätte freien Zugang zu öffentlichen Schulen und Universitäten und könne sich auf jede Stelle bewerben. Wer sich anstrenge, könne alles erreichen. Sehr große Einkommensdifferenzen seien also kein Problem, sofern rein formal allen die gleichen Chancen dazu offen gestanden hätten.
Mittlerweile scheint es aber – jenseits des schrillen Getöses der Neuen Rechten – breiter gesellschaftlicher Konsens geworden zu sein, dass auch eine Diskriminierung aufgrund bestimmter sozialer Merkmale (wie Geschlecht, Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Religion usw.) nicht akzeptabel ist, auch wenn es immer wieder Streit darum gibt, wie diese Diskriminierung überwunden werden sollte (durch zähen kulturellen Wandel, durch Anreize, durch Verbote oder durch positive Förderungsmaßnahmen wie etwa Quoten, auch „affirmative action“ genannt).
Allerdings bezieht sich diese Sichtweise typischerweise auf Diskriminierung zu einem Zeitpunkt – unberücksichtigt bleiben oftmals die sogenannten Pfadabhängigkeiten, die ungleiche Chancen zu verschiedenen Zeitpunkten insbesondere in der Bildungs- und Erwerbsbiographie mit sich bringen. Doch schon minimal ungleiche Chancen können sich im Lebensverlauf zu großen Unterschieden in den Verwirklichungschancen einer Person auswachsen.
Der Künstler Toby Morris hat dies mit seinem Comic „On a Plate“ auf eindrückliche Weise illustriert:
Aber auch diese „dynamische Perspektive“, die häufig unter dem Schlagwort der sozialen Mobilität diskutiert wird, gerät zunehmend in den Blick. Dies zeigen neben Studien (hier z. B. eine des DIW Berlin) nicht zuletzt auch journalistische Bücher wie Marco Maurers „Du bleibst was Du bist“ oder die unausgesprochene Ungleichheits-Trilogie der Autorin Julia Friedrichs („Gestatten Elite“, „Deutschland Dritter Klasse“ und „Wir Erben“) – mit dem klaren Befund, dass die Beharrungskräfte zwischen den Klassen viel ausgeprägter sind als häufig angenommen.
Viel zu lange schon hat sich der wirtschaftsliberale Mythos einer Gesellschaft ausgeprägter Chancengleichheit gehalten – vielleicht genährt durch eine Mischung aus tatsächlich weitgehender formaler Chancengleichheit und einem Optimismus, der sich aus der Phase der Bildungsexpansion insbesondere seit den 1970er Jahren speist, kombiniert mit Geschichten von erfreulichen Einzelfällen eines sozialen Aufstiegs, die es natürlich immer gibt.
Aber diese schöne Illusion ist mittlerweile weitgehend dekonstruiert. Was im Einzelfall zwar möglich ist, bleibt statistisch unwahrscheinlich. So schreibt sogar der wirtschaftsliberale Wirtschaftschef der Süddeutschen Zeitung, Marc Beise, dass es um die Chancengleichheit in Deutschland „tatsächlich deutlich schlechter bestellt ist als in vergleichbaren Industriestaaten“. Und er fügt hinzu: „Aus der Schicht, in die man geboren wird, gibt es kaum ein Entkommen.“
DIW-Chef Marcel Fratzscher kommt in seinem neuen Buch „Verteilungskampf“ zu einem ähnlichen Befund:
„Die größte Schwäche und das größte Scheitern der deutschen Politik und Gesellschaft aber ist es, dass wir es nicht schaffen, eine bessere Chancengleichheit für die Menschen zu gewährleisten. Die hohe Ungleichheit der Chancen hindert viele Menschen in Deutschland daran, ihre Fähigkeiten voll zu entwickeln und den größtmöglichen Nutzen aus ihnen zu ziehen – zu ihrem eigenen Wohl und zum Wohl unserer Gesellschaft.“
Marcel Fratzscher, Verteilungskampf (2016), S. 16
Es ist gut, dass die skandalöse Chancenungleichheit von Menschen aus einkommensschwächeren Schichten und mit bestimmten sozialen Merkmalen endlich offensiv thematisiert wird. Und es ist wichtig, sich ihrer vielschichtigen Ursachen anzunehmen.
Chancengleichheitspolitik versus Umverteilungspolitik?
Leider wird aber in einer zentralen Frage oft ein entscheidender Denkfehler gemacht. So meint SZ-Mann Beise beispielsweise, man solle sich um Chancengleichheit kümmern, statt sich mit Umverteilungspolitik zu „verzetteln“: „Wir müssen aufhören, die Reichen ärmer machen zu wollen“, so Beise.
Und es ist ja auch eine verlockende Vorstellung: Wenn Chancengleichheit in einem noch weitergehenderen Sinne als die „formale“ oder die „diskriminierungsfreie“ Sicht herrschte, dann würden Einkommensvorteile als deutlich weniger ungerecht erscheinen. Sie wären dann lediglich Ergebnis von „Geschmacksunterschieden“ verschiedener Lebensmodelle und nicht Folge von Merkmalen eines Menschen, auf die dieser keinen Einfluss hatte. Wozu also noch umverteilen?
Beise versteht eine Politik für Chancengleichheit also als Konkurrenz zur Umverteilungspolitik. Diese Vorstellung ist jedoch falsch. Einen Grund dafür benennt der renommierte Ungleichheitsforscher Tony Atkinson. Er weist auf den engen Zusammenhang zwischen Verteilungsergebnissen und sozialer Mobilität hin:
“Finally, the third reason for concern about inequality of outcome is that it directly affects equality of opportunity – for the next generation. Today’s ex-post outcomes shape tomorrow’s ex ante playing field: the beneficiaries of inequality of outcome today can transmit an unfair advantage to their children tomorrow. … If we are concerned about equality of opportunity tomorrow, we need to be concerned about inequality of outcome today.“
Anthony Atkinson, Inequality. What Can Be Done? (2015), S. 11
Mit anderen Worten: Vorteile und Chancen auf Vorteile können aus einer Perspektive, die mehrere Generationen berücksichtigt, nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Die Vorteile einer Generation bedingen die Chancen auf Vorteile der nächsten Generation: Selbst bei gleichen Chancen zu einem Zeitpunkt haben wir bei ausgeprägter Ungleichheit spätestens in der nächsten Generation wieder ungleiche Chancen.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, die Zwillinge Elli und Frida haben die gleichen Chancen auf unterschiedliche Lebenseinkommen. Sie wachsen im selben Elternhaus auf, gehen auf die gleiche Schule, werden gleich gefördert, sind sogar bei ähnlicher Gesundheit. Doch Elli entscheidet sich für eine gutbezahlte Karriere als Investmentbankerin, während sich Frida durch Gelegenheitsjobs über Wasser hält.
Hinsichtlich der Chancengleichheit gibt es hier also überhaupt kein Problem, unabhängig davon, welche der oben genannten vier Definitionen man anlegt.
Das Problem ist nur: Ellis und Fridas Kinder haben diese gleichen Chancen bereits nicht mehr. Denn die finanziellen Vorteile, die Elli gegenüber Frida hat, übertragen sich im Familienalltag durch unterschiedliche Zugänge zu Wohnraum, Kitas, Schulen und dem weiteren Bildungsverlauf, zur Gesundheitsversorgung, Urlaub, Auslandserfahrungen, Kultur etc. auch auf ihre Kinder.
Genau aus diesem Grund muss nach Atkinsons Meinung eine Politik der Chancengerechtigkeit auch die Verteilungspolitik im engeren Sinne mit einbeziehen. Wäre letztere erfolgreich, wäre Aufstieg immer noch wichtig – aber die Zahl der Sprossen auf der Aufstiegsleiter oder deren Abstand wäre geringer. Die Bedeutung materieller Vorteile für die Chancen auf materielle Vorteile würde ebenfalls zurückgehen. Ellis und Friedas Kinder würden also nicht durch die unterschiedlichen Lebenswege ihrer Mütter benachteiligt.
Die Chancengleichheitspolitik kann sich also nur im Verbund mit Umverteilungspolitik am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen. Umverteilungspolitik und Chancengleichheitspolitik sind keine Gegensätze. Sie gehören zusammen.
Das positionale Argument für Chancengleichheit durch Umverteilung
Doch es gibt noch einen weiteren, fundamentaleren Grund, warum es problematisch ist, den Blick auf eine „umverteilungsfreie Chancengleichheitspolitik“ zu verengen. Diesen liefert ausgerechnet John Goldthorpe – ein Soziologe, der ähnlich wie sein Oxford-Kollege Tony Atkinson nicht gerade als ein „altbackener Linker“ bezeichnet werden kann (ein zentraler Beitrag Goldthorpes ist eine Klassenanalyse, in der die marxistische Zweiteilung in Arbeit und Kapital zugunsten eines Klassenschemas mit sieben, manchmal auch noch feiner aufgegliederten, vom beruflichen Status abhängigen Klassen aufgegeben wird).
In einem Beitrag im Observer diskutiert Goldthorpe zunächst die massive Bildungsexpansion, die es in Großbritannien während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab. Diese sei mit einem Goldenen Zeitalter der sozialen Mobilität einhergegangen, in dem sozialer Aufstieg für viele möglich war. Grund für den Erfolg sei vor allem der strukturelle Wandel in den Berufsgruppenprofilen gewesen, bei dem „mehr Raum an der Spitze“ der Berufsgruppenhierarchie entstanden sei. Aufstieg wurde also möglich, weil mehr gut bezahlte Jobs entstanden, und nicht, weil die gleichen gut bezahlten Jobs nun von mehr Aufsteigern besetzt wurden.
Allerdings hatte dieses goldene Zeitalter der sozialen Mobilität auch eine Schattenseite: Aus rein arithmetischen Gründen habe sich laut Goldthorpe nun das relative Verhältnis derjenigen, die noch aufsteigen könnten zu denen, die nun eher absteigen könnten, zugunsten der Abstiegsperspektiven gewandelt. Somit liege auch der tiefere Grund für die schlechte Lage bei der sozialen Mobilität heute nicht in den gewachsenen Beharrungskräften („stickiness“) zwischen Klassen – diese Beharrungskräfte seien erstaunlich stabil geblieben –, sondern im strukturellen Wandel der Klassen selbst.
Und hier kommt Goldthorpe auf die Rolle von Bildung zu sprechen. Man kann Bildung als „gesellschaftliches Investitionsgut“ betrachten, mit dem der oben erwähnte Strukturwandel befördert wird. Goldthorpe zufolge erfüllt Bildung jedoch aus einer individuellen Perspektive eine ganz andere Funktion: sie ist nicht bloß individuelles „Konsumgut“, durch das Menschen lernen und sich entwickeln, sondern sie fungiert auch als „Investition“ in individuelle Arbeitsmarktchancen. Und in dieser Funktion ist Bildung ein „positionales Gut“, also ein Gut, dessen Nutzen von der Verfügbarkeit für andere abhängt.
Aus einer solchen Sicht hätte ein Abitur aus der Zeit vor der Bildungsexpansion einen viel größeren Wert als eines von heute, selbst wenn man unterstellen würde, dass die gelernten Inhalte und Fähigkeiten identisch wären. Denn wenn die Zahl der Jobs, für die vormals ein Abitur als Qualifikation verlangt wurde, nicht so schnell ansteigt wie die Zahl der Abiturient*innen, dann werden eben zusätzlich andere Auswahlkriterien bei der Jobvergabe angelegt.
Aber Goldthorpes Gedanke geht noch weiter. Eine Politik, die auf Bildung als zentrales Mittel für gesellschaftlichen Aufstieg abziele, ignoriere eine banale mathematische Notwendigkeit: abgesehen vom oben erwähnten strukturellen Wandel, der für Aufstieg weniger bedeutend gewordenen zu sein scheint, gelte vor allem dies: mehr Aufwärtsmobilität zwischen den Klassen gehe logisch einher mit einer um dasselbe Maß erhöhten Abwärtsmobilität. Der Ungleichheitsforscher Branko Milanovic bringt dies wie folgt auf den Punkt: „Wenn es bei der Aufwärtsmobilität um die relative Position in einer Gesellschaft geht, dann bedeutet die Aufwärtsmobilität für einige aber gleichzeitig zwangsläufig eine Abwärtsmobilität für andere.“
Und genau deswegen ist Hans-Werner Sinns Plädoyer, dass zur Bekämpfung der Ungleichheit einfach mehr Tellerwäscher Millionäre werden sollten, auch so zynisch. Denn bei begrenzt möglichem strukturellem Wandel heißt das, dass Mobilität zwischen Klassen nur erreicht werden könnte, wenn auch mehr Millionäre absteigen und irgendwer in die Fußstapfen der Tellerwäscher steigt.
Aufstiegsmotivation und Verlustangst
Goldthorpe macht noch einen weiteren wichtigen Punkt. Er betont, dass dieser mathematischen Symmetrie von Auf- und Abstieg eine „psychologische Asymmetrie“ entgegenstehe: Die Angst vor dem Verlust sei größer als die ihr gegenüberstehende Motivation zum sozialen Aufstieg. Man könne davon ausgehen, dass diejenigen, die sich durch die Mobilität anderer in ihren privilegierten Positionen bedroht sähen, große Ressourcen einsetzen könnten und auch würden, um ihre Privilegien zu verteidigen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die sogenannten „Helikopter-Eltern“, die den Abstieg ihres eigenen Sprosses mit allen Mitteln zu verhindern suchen, wenn andere in umkämpfte Positionen drängten.
Natürlich ist es aus einer individuellen Eltern-Perspektive nicht verwerflich, die eigenen finanziellen Ressourcen einzusetzen, um das eigene Kind zu fördern. Aber aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive führt diese Diskrepanz bei den Möglichkeiten zu einer weiteren Zementierung der Chancenungleichheit.
Somit hat Goldthorpe Recht, wenn er schreibt, dass die Bildungspolitik allein nicht die Mobilität zwischen den Klassen ausreichend erhöhen kann. Und deswegen müsse, ganz ähnlich wie Atkinson es fordert, die tiefere Ursache der Ungleichheit von Mobilitätschancen bekämpft werden – nämlich die Ungleichheit von Ressourcen verschiedenster Dimensionen:
„The basic source of inequality of educational opportunity lies in the inequality of condition – the inequality in resources of various kinds – that exists among families from different class backgrounds. And it is this inequality of condition that will have to be addressed.“
John Goldthorpe, Observer, 13.2.2016
Die Notwendigkeit von Umverteilung
Es ist erfreulich, dass in der politischen Debatte zunehmend die Notwendigkeit von Maßnahmen für eine „echte“ und nicht nur formale Chancengleichheit anerkannt wird. Doch dabei ist es problematisch, dass sinnvolle Politikmaßnahmen hier immer noch in Konkurrenz zu einer umverteilenden Politik diskutiert werden, die gezielt den Abstand zwischen den Einkommen – sowohl bei den Löhnen, als auch bei den verfügbaren Haushaltseinkommen oder indirekt über gute, progressiv finanzierte öffentliche Dienstleistungen – in den Blick nimmt.
Und es ist doch wirklich verwunderlich: Ein Kernargument gegen umverteilende Politik ist, dass man sich lieber mit Chancengerechtigkeit beschäftigen sollte als mit Umverteilung. Verstehe das, wer wolle – denn tatsächlich ist Umverteilung eine notwendige Voraussetzung für eine Chancengerechtigkeit, die diesen Namen auch verdient.
Goldthorpe verweist darauf, dass jenseits von einer Politik, die sich direkt um die Ressourcenungleichheit kümmert, eine moderne Mobilitätspolitik in soziale und ökonomische Entwicklung investieren müsse, um mehr „top-end“ Jobs zu schaffen und damit die gesamte Klassenstruktur zu verändern. Dazu zählten Investitionen in eine moderne und ökologische Infrastruktur, der Ausbau und die Verbesserung öffentlicher Dienstleistungen und mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung.
Doch auch hier ergibt sich sofort die Frage, wie diese Ausgaben gegenfinanziert werden sollen. Die Antwort ist klar: durch eine besondere Beteiligung der „stärksten Schultern“, konkret gesagt: durch Umverteilung also.
Denn natürlich liegen die Gründe für den schleppenden Kita-Ausbau, für die niedrigen Gehälter bei ErzieherInnen, für die vollen und maroden Klassenzimmer und für den ungedeckten Förderbedarf in ärmeren Stadtvierteln nicht darin, dass Politik und Öffentlichkeit mit „zähen Debatten“ über progressive Steuerpolitik beschäftigt sind, wie Beise und andere suggerieren. Tatsächlich ist das zentrale Problem, dass es bei diesen allseits als unterstützungswürdig anerkannten Maßnahmen nicht vorangeht, weil hier ein strukturelles Finanzierungsproblem seitens der öffentlichen Hand besteht.
Und so scheint die wirtschaftspolitische Debatte hierzulande allem voran darunter leiden, dass eben genau der Begriff der „Umverteilung“ so dermaßen häufig negativ besetzt und tabuisiert wird – obwohl genau eine solche Politik elementar für die Herstellung echter Chancengerechtigkeit wäre.
Am Ende wäre mit einer Politik der Chancengerechtigkeit durch Umverteilung allen gedient. Denjenigen, aus deren sozialen Lagen der Aufstieg zwar immer noch nicht leicht, aber zumindest leichter fiele. Und denjenigen, die ihre Privilegien dank einer geringeren Fallhöhe auch ohne Abstiegsängste besser genießen könnten.
Zum Autor:
Julian Bank ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sozialökonomie der Uni Duisburg-Essen und Herausgeber des Blogs Verteilungsfrage.org, wo eine frühere Version dieses Beitrags erschienen ist.