Die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens würde das gesamtgesellschaftliche System der Einkommensverteilung erheblich verändern – und ist somit gerade für Volkswirte ein extrem spannendes (Gedanken-)Experiment. Diese interaktive Infografik skizziert, welche Effekte und Wechselwirkungen ein BGE auf die verschiedenen Bereiche der deutschen Volkswirtschaft haben könnte.
Diese Woche gibt es in den „Fremden Federn“ unter anderem eine Nahaufnahme von Arbeiterkindern an der Uni, Hintergrundinformationen zum Parteitag der chinesischen KP und ein Kapitalismus-KI-Spiel mit hohem Suchtfaktor.
In seinem neuesten Buch geht Colin Crouch der Frage nach, "ob der Neoliberalismus vor sich selbst gerettet werden kann". Es ist ein absolut lesenswertes und anregendes Werk, findet Simon Wren-Lewis.
In der politischen Debatte wird oft behauptet, dass ein Land alleine kaum in der Lage wäre, den komplizierten und auf multinationalen Netzwerken basierenden Steuervermeidungspraktiken von Konzernen einen Riegel vorzuschieben. Dabei gibt es durchaus eine Reihe von rein national umsetzbaren Maßnahmen gegen Gewinnverkürzung und Gewinnverlagerung. Ein Beitrag von Lorenz Jarass.
Angesichts des momentanen weltweiten Aufschwungs ist zu erwarten, dass die Zinsen bald wieder steigen werden – was einige fortgeschrittene Volkswirtschaften angesichts ihrer hohen Schulden auf den ersten Blick vor erhebliche Probleme stellen könnte. Allerdings gibt es auch gute Gründe, warum man nicht übermäßig besorgt sein muss. Eine Analyse von Olivier Blanchard und Jeromin Zettelmeyer.
Noch profitiert der Kapitalaufbau von längst vergangenen Bestellungen. Aber die Investitionen im Euroraum werden bald sinken, zumindest wenn es nach den Bestellungen in Deutschland geht.
Diese Woche gibt es in den „Fremden Federn“ unter anderem einen Einblick in die schauspielerischen Fähigkeiten des neuen Nobelpreisträgers, eine Rechnung für die Finanzkrise und einen etwas mitleidigen Blick nach Großbritannien.
Die enormen globalen Einkommensunterschiede lassen sich nicht verringern, indem einfach nur Handelsbarrieren abgebaut werden. Wenn wir wirklich eine grenzenlose kosmopolitische Welt erreichen wollen, ist Migration absolut essenziell. Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Es gibt mindestens drei gute Gründe um anzunehmen, dass eine Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen die öffentlichen Ausgaben deutlich erhöhen würde. Ob der deutsche Fiskalimpuls auch dem Rest der Eurozone einen weiteren Schub gibt, wird sehr stark von der Reaktion der EZB abhängen. Eine Analyse von Christian Odendahl.
Diese Woche gibt es in den „Fremden Federn“ unter anderem eine österreichische Lehrstunde in Sachen Rechtspopulismus, ein Streitgespräch über die Postwachstumsökonomie und eine Analyse der Janus-Köpfigkeit des deutschen Kapitalismus.
Das System der internationalen Besteuerung ist auf die Industriegiganten des 20. Jahrhunderts ausgerichtet, nicht auf das Hipster-Tech-Business der digitalen Ära – und Unternehmen wie Google, Twitter und Facebook wissen das zu nutzen. Mit einer „Ausgleichsteuer“ will eine Gruppe von EU-Finanzministern nun deren Steuerlast erhöhen. Aber ist die Idee mehr als ein Akt politischer Symbolik? Eine Analyse von Johannes Becker und Joachim Englisch.
Die Trump-Regierung hat bereits erste Schritte zur Deregulierung des Finanzsektors eingeleitet. Das ist riskant – und Deutschland sollte dringend seine Blockadehaltung bei den Basler Verhandlungen beenden, um den USA keinen Vorwand für noch weitergehende Maßnahmen zu liefern. Denn um die globale Finanzstabilität zu sichern, bedarf es vielmehr einer starken globalen Kooperation. Ein Beitrag von Felix Rutkowski und Isabel Schnabel.
Wolfgang Schäuble hat in seiner langen Karriere schon viele Rollen gespielt. Aber in keiner Position war er so beliebt und mächtig wie als Finanzminister. Während seiner Amtszeit ist das Primat der Schwarzen Null trotz zweifelhafter Erfolgsbilanz zum festen Bestandteil der politischen DNA Deutschlands geworden. Ein fiskalpolitischer Nachruf von Philipp Stachelsky.
Es ist vielleicht das stärkste Zeichen für das Ende der Krise, dass die Übertragung der EZB-Geldpolitik auf die Realwirtschaft in den Peripherie-Ländern wieder funktioniert. Die Wende zum Besseren leitete die EZB mit den Negativzinsen und TLTROs ein.
Unter dem Motto „handverlesenswert“ empfiehlt und kommentiert der Kuratorendienst piqd Fundstücke aus den Untiefen des Internets. In Kooperation mit piqd werden wir künftig einmal pro Woche eine Zusammenstellung von piqs mit wirtschaftspolitischem Bezug veröffentlichen.
Die Vermögensteuer ist in Deutschland nicht sonderlich beliebt – und wird regelmäßig zum politischen Rohrkrepierer. Allerdings ließen sich die allermeisten Ziele der Vermögensteuer auch mit höheren Ertragsteuern und einer angemessenen Erbschaftsteuer erreichen. Ein Beitrag von Stefan Bach.
Die Bundestagswahl hat das Potenzial, die deutsche Parteienlandschaft nachhaltig zu verändern. Gerade die wirtschaftspolitischen Debatten könnten davon profitieren. Ein Kommentar von Philipp Stachelsky.
Die fiskalpolitischen Empfehlungen der EU-Kommission basieren stark auf einem fehlerbehafteten Modell, das Boom-Krise-Zyklen und die Desintegration der Eurozone verschärft – und ein Musterbeispiel dafür ist, dass makroökonomische Modelle und Theorien ganz konkrete Auswirkungen auf das Leben von Millionen von Menschen haben. Dabei wäre die nötige Generalüberholung auch politisch durchaus machbar. Eine Analyse von Philipp Heimberger und Jakob Kapeller.
Die wachsende Popularität von Kryptowährungen beschäftigt längst auch Regulierungsbehörden und Zentralbanken – und letztlich entscheiden diese darüber, ob Bitcoin und Co. weiter an Bedeutung gewinnen oder einen natürlichen Tod sterben werden.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.