Lange haben Politiker die Globalisierung als für alle Menschen von Vorteil und unvermeidbar dargestellt – tatsächlich war sie weder das eine noch das andere. Wenn es die zentristischen Eliten auch weiterhin nicht schaffen, angemessen auf die jüngsten Rückschläge zu reagieren, könnte dies die liberale Demokratie zusammenbrechen lassen. Ein Essay von Dani Rodrik.
Der deutsche Arbeitsmarkt verzeichnete auch 2017 wieder Rekordwerte. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass Deutschlands Jobwunder weiterhin vor allem ein Teilzeitwunder ist – was mit Blick auf die Rente sozialpolitischen Sprengstoff birgt. Enormen politischen Handlungsbedarf gibt es zudem bei der Langzeitarbeitslosigkeit. Eine Analyse von Stefan Sell.
Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass weniger die Hyperinflation der 20er Jahre, sondern vielmehr die Austeritätspolitik der frühen 30er Jahre die Nazis an die Macht gebracht hat. Wenn die Europäer eine schwere politische Krise verhindern wollen, sollten sie aus ihrer Geschichte lernen. Ein Kommentar von Frances Coppola.
Der Bitcoin-Preis wird auch durch den Glauben angetrieben, dass die Kryptowährungen das Geld der Zukunft sind. Aber nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein – tatsächlich ist Bitcoin eine archaische Währung, die für die moderne Weltwirtschaft unpassend und gefährlich ist. Ein Kommentar von Paul De Grauwe.
Staatsschulden, Arbeitslosigkeit, Wachstum: Der Zustand eines Landes wird oftmals mit wenigen Indikatoren bewertet, die der Komplexität des Status quo aber nicht gerecht werden. Zudem besteht die große Kunst der Wirtschaftspolitik gerade darin, eine gesunde Balance zwischen verschiedenen, teils miteinander in Konflikt stehenden Zielen zu finden.
Die Europäische Zentralbank hat die geldpolitischen Weichen fürs nächste Jahr gestellt. Unser Tapering-Monitor zeigt, welche Entwicklungen es 2018 zu beachten gilt.
Überhitzung oder nicht? 2018 wird aus konjunktureller Sicht definitiv ein spannendes Jahr. Für die Beschäftigten in Deutschland könnte es aber auch ein bedrückendes werden. Denn womöglich ist der zyklische Höhepunkt schon längst überschritten – und das ganz ohne stärkere Inflation.
Immer wieder wird argumentiert, dass eine hohe steuerliche Belastung von Unternehmen und Privathaushalten das Wirtschaftswachstum hemme. Eine aktuelle Studie zeigt , dass es vielmehr auf die konkrete Struktur des Steuersystems ankommt.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was die linke Opposition in Deutschland anders machen sollte, wovor reiche Menschen Angst haben und wie Bulgarien dank Bitcoin seine Staatsfinanzen sanieren könnte.
Steuersenkungen, mehr Investitionen, höherer Mindestlohn? Im vierten Teil der Beitragsserie zum Jahresgutachten des Sachverständigenrates geht es um die Frage, wie eine „zukunftsorientierte" deutsche Wirtschaftspolitik aussehen müsste.
Netzwerkanalysen zum Ordoliberalismus, ein Schneeballsystem im 19. Jahrhundert und Hintergründe zum Bitcoin-Phänomen – das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.
Diese Woche gibt es in den Fremden Federn unter anderem Einblicke in den Zusammenhang von Direktinvestitionen und Offshore-Geschäften, Hintergründe zur Machbarkeit des Kohleausstiegs und einen Leitfaden für den Umgang mit Obdachlosen.
Die politische Biografie des AfD-Gründers ist symptomatisch für die jüngste Welle von Neuausrichtungen innerhalb der europäischen Rechten: Bernd Lucke hat wie viele andere versucht, den populistisch-nationalistischen Tiger zu reiten – und wurde böse gebissen. Wenn man einen seiner Diskussionsabende besucht wird klar, warum. Ein Beitrag von Andrew Watt.
Derzeit wird viel darüber debattiert, ob die empirische Beziehung zwischen Inflationsraten, Lohnwachstum und Arbeitsmarkt nicht mehr gilt – was weitreichende Folgen hätte. Allerdings wäre es verfrüht, die Phillips-Kurve für tot zu erklären: Sie ist zwar nach der Krise schwächer geworden, aber immer noch da. Eine Analyse von Guntram Wolff.
Für viele Ökonomen sind öffentliche Investitionen das Gebot der Stunde. Aber was heißt das genau und welche Auswirkungen hätte eine solche Investitionsoffensive? Eine aktuelle Studie liefert Antworten.
Diese Woche gibt es in den Fremden Federn unter anderem eine Doku über reiche Wirtschaftsflüchtlinge, einen Bericht über die negativen Folgen der Investitionsstrategie einer Börsen-Legende und einen zweiwöchigen Aufenthalt im Kommunismus.
Im dritten Teil unserer Beitragsserie zum Jahresgutachten des Sachverständigenrates geht es um die Positionen zur Ungleichheit in Deutschland. Während die Ratsmehrheit die Debatte für übertrieben hält, sieht Peter Bofinger durchaus Grund zur Beunruhigung.
Die Auffassung, dass die auseinanderklaffende Einkommensverteilung ursächlich für den Aufstieg populistischer Bewegungen sei, ist weit verbreitet – und zweifelhaft. Eine Analyse von Helmut Reisen.
Wenn Europa in der Finanzarchitektur der Zukunft eine Rolle spielen will, braucht es eine Institution, die mit der Weltbank und den aufsteigenden asiatischen Akteuren in einer Liga spielt. Eine Analyse von Peter Wolff.
Diese Infografiken zeigen anhand von rund 30 Unterpunkten, welche wirtschaftspolitischen Forderungen im Falle einer Minderheitsregierung oder Großen Koalition (theoretisch) mehrheitsfähig wären.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.