Alle Quartale wieder streiten sich die Volkswirte, ob die deutsche Wirtschaft überhitzt oder nicht. Tatsächlich ist diese Frage alles andere als leicht zu beantworten – denn beide Seiten können durchaus plausible Argumente anführen, wie ein genauerer Blick auf die Entwicklung von Investitionen und Konsum zeigt. Noch komplizierter wird das Fiebermessen angesichts des exorbitanten deutschen Exportüberschusses.
Bei der Liquidation der Veneto Banca und der Banca Popolare di Vicenza ist Italien erneut einen besonderen Weg gegangen. Daraus ergeben sich Fragen sowohl für die italienische, als auch für die europäische Ebene. Eine Analyse von Silvia Merler.
Die Auftragseingänge für Investitionsgüter in den USA erholen sich. Doch wie in den 1960er und 1980er Jahren signalisiert das noch keinen neuen Aufschwung.
Nach dem Brexit-Referendum hat sich die britische Wirtschaft zunächst relativ gut entwickelt – aber es gibt erste Anzeichen dafür, dass 2017 ein schwieriges Jahr wird. Ein Überblick in sechs Charts.
Wie viele Verteidiger der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse behauptet auch FDP-Chef Christian Lindner, dass diese mit deutschen Direktinvestitionen in anderen Ländern „korrespondieren“ würden. Die Fakten geben das aber nicht her.
Seit drei Jahren warnen erste Ökonomen vor einer Rezession in den USA - darunter nicht nur die üblichen Dauerpessimisten. Passiert ist bislang aber wenig.
Ökonomen verstehen noch immer recht wenig davon, warum sich Boom und Krise alle paar Jahre abwechseln. Beginnen wir doch damit, die Konjunkturimpulse richtig zu beschreiben.
Die renommierte Schweizer Wirtschaftszeitung "Finanz und Wirtschaft" hat einen neuen Blog gestartet: In The State of Swing geht es darum, die Hintergründe von Konjunkturzyklen zu beleuchten. Die Beiträge werden künftig auch im Makronom zu lesen sein.
Griechenland bekommt von seinen öffentlichen Gläubigern frisches Geld, um damit vor allem seine öffentlichen Gläubiger bezahlen zu dürfen. Der große Sieger ist einmal mehr Wolfgang Schäuble: dem deutschen Finanzminister ist es tatsächlich gelungen, sein Griechenland-Problem über die Bundestagswahl hinaus aufzuschieben.
Nach dem Abflauen der Berichterstattung über die Flüchtlingskrise versucht die AfD, sich sozialer zu geben, um neue WählerInnen anzusprechen. Überzeugen kann der Versuch aber nicht, wie eine Analyse ihres Wahlprogramms zeigt.
Zum Auftakt der deutschen G20-Präsidentschaft durfte man noch Hoffnung haben, dass diese auch für die afrikanische Entwicklungspolitik ernsthafte Fortschritte bewirken könnte. Doch inzwischen zeigt sich: Diese Chance wurde vertan. Ein Kommentar von Helmut Reisen.
Wer glaubt, dass absterbende Industrieregionen, eine fallende Lohnquote und die Folgen der Automatisierung exklusive Probleme des Westens wären, der irrt: Diese Themen sind längst auch in China präsent – und die Diskussion weist überraschend viele Parallelen auf. Ein ökonomischer Reisebericht von Jens Südekum.
103 Quartale am Stück ohne Rezession: Australien baut seine beeindruckende Serie weiter aus. Bis zum (umstrittenen) Rekordhalter fehlt aber noch ein ganzes Stück.
Die heutige EZB-Sitzung hat gezeigt, dass die Zentralbank offenbar gewillt ist, dem politischen Druck zu widerstehen und ihre aggressive Geldpolitik beizubehalten. Das ist die richtige Entscheidung – und insbesondere für Emmanuel Macron enorm wichtig. Denn aus Deutschland wird Frankreichs Präsident wohl nur sehr bedingt die Unterstützung erhalten, die er für eine erfolgreiche Amtszeit braucht. Ein Kommentar von Christian Odendahl.
Durch den Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen mögen die USA symbolisch ihren Fuß vom Klimapolitik-Pedal genommen haben - aber die Reaktion ihrer Unternehmen wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass die Konsequenzen weniger schlimm sein werden als befürchtet.
Bernie Sanders ruft zur Revolution auf, eine Doku-Reihe widmet sich dem Aufstieg und Fall des Kommunismus und ein neues Chartbook lässt die Herzen von Ungleichheitsforschern höher schlagen.
Die digitale Ökonomie ist ein globales Phänomen. Viele ihrer modernen Technologien verschaffen uns mehr Freiheiten und zunehmend mehr Arbeitsplätze. Doch mit ihnen erreicht uns auch eine verschärfte Form des Wirtschaftsliberalismus. Wie kann man die Arbeitnehmer davor schützen und nachhaltig ihre Rechte verteidigen? Ein Essay von Steven Hill.
Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren ist die Kreditwürdigkeit Chinas herabgestuft worden. Und das Reich der Mitte hat in der Tat ein massives Schuldenproblem – allerdings hat die chinesische Regierung auch bereits durchaus sinnvoll erscheinende Gegenmaßnahmen ergriffen. Eine Analyse von Yiping Huang.
Viele fordern, den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) zu einem Europäischen Währungsfonds auszubauen. Aber wie könnte ein solcher EWF in der Praxis aussehen und welche Aufgaben sollte er übernehmen? Ein Vorschlag von André Sapir und Dirk Schoenmaker.
Donald Trump hat die deutschen Außenhandelsüberschüsse erneut ins Scheinwerferlicht gerückt – zurecht. Leider hat sich der US-Präsident dafür die denkbar schlechteste Argumentationslinie ausgesucht. So macht er es den Verteidigern der deutschen Überschüsse einfach, die Angriffe abzuwehren – zumal diese kein Interesse daran haben, die Debatte ernsthaft zu führen. Ein Kommentar von Mario Huzel und Philipp Stachelsky.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.