Heute wird Donald Trump als 45. Präsident der USA vereidigt werden. Wird seine Amtszeit die internationale Architektur ähnlich stark verändern, wie es die von Gorbatschow tat? Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Auch in der deutschsprachigen Ökonomenszene erfreut sich Twitter wachsender Beliebtheit. Aber welchen Ökonomen, Journalisten und Blogger gelingt es eigentlich, mit ihren Tweets den größten Einfluss zu generieren? Unser Ranking gibt Aufschluss.
Mit einem weitreichenden, aber bisher nur wenig bekannten sozialpolitischen Reformpaket versucht die Europäische Kommission, auf die Vertrauenskrise der EU zu reagieren. Ob ihr das gelingt, wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. Eine Analyse von Lukas Nüse.
Viele meinen, dass der technologische Fortschritt erhebliche Probleme auf dem Arbeitsmarkt verursachen wird – und daher ein Grundeinkommen nötig sein könnte. Allerdings deutet bisher kaum etwas auf eine großflächige Vernichtung von Jobs hin. Vielmehr sollte sich die Debatte auf die schwindende Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer konzentrieren.
Deutschland debattiert über die Steuerpolitik, an den Finanzmärkten scheint die Trump-Euphorie abzuklingen und China vermeldet neue Wachstumszahlen - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die meisten Konjunkturprognostiker erwarten, dass sich das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr verlangsamen wird. Jedoch könnte es ausreichen, um die Arbeitslosenquote weiter leicht zu senken. Die Inflationsrate dürfte auf den höchsten Stand seit mehreren Jahren steigen.
Wer wie Branko Milanovic für uneingeschränkte Migrationsmöglichkeiten plädiert, übersieht, dass große Wanderungsströme die wirtschaftliche Dynamik massiv verändern können – und zwar auch zum Nachteil aller Beteiligten. Eine Replik von Rainer Land.
Originell, elegant, tiefgründig: Tony Atkinson war ein einzigartiger Ökonom und ein Vorbild für Generationen von Forschern und Studenten. Sein Werk wird weiterleben, wenn wir auch weiterhin dem Problem der Ungleichheit entgegentreten. Ein Nachruf von Thomas Piketty.
Kaum zucken die Preise etwas nach oben, mehren sich wieder die Forderungen nach einem Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik. Das wäre aber verfrüht und gefährlich. Auch die Sorgen um "den deutschen Sparer" sind arg überzogen - denn fast die Hälfte der Bundesbürger besitzt überhaupt keine Ersparnisse. Ein Kommentar von Philipp Stachelsky.
Finnland testet das Grundeinkommen, einige Länder kämpfen gegen den Wertverfall ihrer Währungen und die Ökonomenszene trauert um einen ihrer herausragenden Vertreter – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die Reduzierung der globalen Ungleichheit gelingt am ehesten, wenn man einen freien Personenverkehr zulässt. Allerdings könnte eine uneingeschränkte Migration dazu führen, dass manche Länder bis zu 90% ihrer Bevölkerung verlieren – und ganze Sprachen, Kulturen und Traditionen verschwinden. Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Eine neue Online-Plattform bietet spannende Einblicke in die Vielfalt der volkswirtschaftlichen Lehre, Yanis Varoufakis will seiner Tochter die Wirtschaft erklären und eine Berliner Mieterinitiative setzt den sozialen Wohnungsbau auf die politische Agenda – das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.
Die von geneigter Seite immer wieder unterstellte „starke Progressivität“ des deutschen Steuersystems hält einer empirischen Betrachtung nicht stand. Tatsächlich haben insbesondere Spitzenverdiener in den letzten zwei Jahrzehnten profitiert, während Geringverdiener stärker belastet wurden. Aus verteilungspolitischer Sicht ist das ein ernüchternder Befund. Ein Kommentar von Stefan Sell.
Kritiker meinen, dass die QE-Programme der EZB eine Attacke auf die Sparer seien und die Profitabilität von Banken und Versicherungen untergraben würden. Somit wäre es an der Zeit, die Anleihenkäufe einzustellen. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass QE immer noch eher hilfreich als schädlich ist. Eine Analyse von Maria Demertzis und Guntram B. Wolff.
Für deutsche Ohren klingt das immer noch seltsam: 140-Zeichen-Sätze sollen eine sinnvolle Diskussion ergeben können? Und doch ist es faszinierend, wie wertvoll Gespräche auf Twitter sein können - auch und gerade für ÖkonomInnen. Ein 10-Punkte-Leitfaden von Christian Odendahl.
Manche meinen, dass man Trumps Wirtschaftspläne aus einer keynesianischen Perspektive begrüßen sollte – schließlich wird der künftige US-Präsident wohl das US-Haushaltsdefizit deutlich ausweiten. Allerdings ist es töricht zu glauben, dass alles, was das Defizit erhöht, auch die Wirtschaft ankurbelt. Ein Kommentar von Simon Wren-Lewis.
So groß waren die Unterschiede zwischen den beiden größten Zentralbanken der Welt selten zuvor: In den kommenden Monaten dürfte die Federal Reserve ihre Geldpolitik straffen, während die EZB auch weiterhin ziemlich locker unterwegs ist. Wie dieser Chart zeigt, haben sich USA und Eurozone schon seit einigen Jahren wirtschaftlich auseinandergelebt.
Italien ist mit den Nachwirkungen des Verfassungsreferendums beschäftigt, Griechenland erhält kleinere Schuldenerleichterungen und die Türkei stemmt sich gegen die Talfahrt der Landeswährung – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die EZB wird das Volumen ihrer monatlichen Anleihekäufe reduzieren. Von Tapering will Mario Draghi dennoch partout nichts wissen. Wirklich schlüssig ist die Kommunikationsstrategie des EZB-Präsidenten aber nicht. Ein Kommentar von Philipp Stachelsky.
Mit seiner berühmten Geschichte über eine Gruppe Jungs, die auf einer einsamen Insel strandet, landete William Golding einen Welterfolg. Und mehr als 60 Jahre nach der Erstveröffentlichung ist DerHerr der Fliegen aktueller denn je.
Ein Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin, Vorwürfe via Twitter: Donald Trump scheint fest entschlossen, tatsächlich den im Wahlkampf angekündigten Konflikt mit China zu suchen. Die Faktenlage hat er dabei nicht an seiner Seite.
Eskaliert die Bankenkrise, gerät der Staat in Finanzierungsengpässe und kommt vielleicht sogar der Italexit? Das gescheiterte Verfassungsreferendum hinterlässt nicht nur in Italien jede Menge Unsicherheit. Sieben Antwortversuche auf die drängendsten Fragen.
In den griechischen Schuldenstreit kommt Bewegung, Deutschland übernimmt den G20-Vorsitz und die Opec kann sich doch noch einigen – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.