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Die einst „unaufhaltsame“ Globalisierung des Renminbi kehrt sich um

Eigentlich galt es aus ausgemachte Sache, dass die chinesische Währung weltweit weiter an Bedeutung gewinnen würde. Doch die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Aufstieg des Renminbi endgültig vorbei zu sein scheint. Eine Analyse von Benn Steil und Emma Smith.

„Die Globalisierung des [chinesischen Renminbi] scheint unerbittlich und unaufhaltsam zu sein“, verkündete der Economist im April 2014. Ein Jahr später bat mich (Benn Steil) eine Gesellschaft zur Forschungsförderung, einen Vorschlag für eine Untersuchung zu begutachten, der drei Szenarien für die Renminbi-Globalisierung beinhaltete. Diese Szenarien lauteten: mehr, viel mehr, und noch viel mehr Globalisierung. Ich schlug vor, dass die Autoren noch ein viertes hinzufügen sollten: Ein De-Globalisierungs-Szenario. Ich vermute, dass sie mich für verrückt hielten.

Und im weiteren Jahresverlauf sah es tatsächlich so aus, als wäre ich das. Von 2014 bis zum August 2015 verdoppelte sich der Anteil der chinesischen Währung an den weltweiten Bezahlvorgängen auf 2,8%. Aber wie die größere linke Grafik in der am Anfang dieses Beitrags gezeigten Abbildung verdeutlicht, ist der Großteil dieses Anstiegs inzwischen wieder aufgehoben worden. Des Weiteren, wie die kleinere linke Grafik zeigt, war die Nutzung des Renminbi auf den weltweiten Anleihemärkten 2016 um 23,6% niedriger als auf dem Höhepunkt von 2014, und die chinesische Währung dürfte dieses Jahr weiter an Wert verlieren.

Was ist passiert? Nun, vor allem drei Dinge:

1

Der Dollar-Wert des Renminbi ist kontinuierlich gefallen. Wie die rechte obere Grafik zeigt, stieg er zwischen 2005 und 2013 fast jedes Jahr an, insgesamt um 36,7%. Seit 2014 ist er allerdings jedes Jahr stärker gefallen – bis Ende 2016 um insgesamt 12,8%. Da die chinesische Zentralbank jetzt interveniert, um den Kursverfall der Währung zu bremsen (und nicht, um ihn zu verursachen, wie US-Präsident Trump meint), suchen chinesische Bürger und Firmen nach neuen Wegen, um Geld außer Landes zu bringen. Als Antwort darauf hat die chinesische Regierung, die bis dato die chinesischen Auslandsinvestitionen unterstützt hatte, die Restriktionen für Kapitalabflüsse kontinuierlich verschärft. Und da sie Ausländern die Repatriierung ihres Kapitals erschwert, gibt es für Ausländer weniger Gründe, Renminbi zu halten.

2

China hat sein Exportpotenzial ausgeschöpft. Der Anteil der chinesischen Ausfuhren an den globalen Exporten wuchs von 1980 bis 2015 von 1 auf 14% – aber seitdem geht der Anteil zurück, wie die untere rechte Grafik zeigt. Diejenigen, die China als das nationale Äquivalent von Amazon.com verstanden haben – also als ein Land, das Jahr für Jahr von allem mehr an jeden verkauft – sind herbe enttäuscht worden.

3

Die Globalisierung hat sich größtenteils umgekehrt. Kapitalflüsse in Form von Aktien- und Anleihekäufen, ausländische Direktinvestitionen und die Kreditvergabe fielen zwischen 2007 und 2015 um mehr als zwei Drittel, von 11,9 Billionen auf 3,3 Billionen US-Dollar. Handelsbarrieren sind hochgezogen worden. Diskriminatorische Politiken verbreiten sich schneller als liberalisierende. Der Warenhandel geht zurück: zwischen 2011 und 2015 fiel er um 10% – der stärkste Rückgang während einer vierjährigen Phase seit dem Zweiten Weltkrieg. China verliert somit nicht nur Anteile auf den Exportmärkten, sondern tut dies auch noch in einem schrumpfenden globalen Markt. Eine Konsequenz dessen ist, dass der Dollar-Wert der chinesischen Exporte seit seinem Höhepunkt Anfang 2015 um 10,7% gesunken ist.

Alles in allem heißt das, dass die Welt anders als vor ein paar Jahren wenn überhaupt dann nur noch wenig Gründe hat, weiterhin Renminbi zu akkumulieren. Die Globalisierung des Renminbi ist somit nicht länger „unerbittlich und unaufhaltsam“. Im Gegenteil, sie scheint endgültig vorbei zu sein.

 

Zu den Autoren:

Benn Steil ist Senior Fellow und Direktor für internationale Volkswirtschaftslehre beim Council on Foreign Relations (CFR) in New York.

Emma Smith arbeitet beim CFR als Analystin am Center for Geoeconomic Studies.

 

Hinweis:

Dieser Beitrag ist zuerst in englischer Sprache im Geo-Graphics Blog des CFR erschienen. Die Übersetzung erfolgte mit Genehmigung des CFR durch die Makronom-Redaktion.