Donald Trumps Entscheidung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, ist von Politikern, Wissenschaftlern, Aktivisten und Klimaexperten verurteilt worden. Einigermaßen überraschend haben sich aber auch einige Großkonzerne kritisch zur Entscheidung des US-Präsidenten geäußert. Neben einigen anderen haben allseits bekannte Firmen wie Apple, General Electric, Google, Facebook, Goldman Sachs, Tesla, Morgan Stanley, PepsiCo, Walmart und Walt Disney allesamt den Ausstieg verurteilt und angekündigt, ihre eigenen Bemühungen zum Schutz der Umwelt nichtsdestotrotz weiterzuführen. Auch US-Bundesstaaten und Städte sowie verschiedene andere Organisationen haben sich dem angeschlossen.
Das zeigt, dass Trump vielleicht einen sehr speziellen Teil seiner Wählerschaft damit angesprochen hat, aber viele Amerikaner seinen Schritt ausgesprochen kritisch sehen. Sogar große Ölkonzerne wie ExxonMobil und Chevron haben gegen den Ausstieg argumentiert.
Und es ist klar, warum: Der Klimawandel kann nicht ignoriert werden und für diese Firmen ist es besser, wenn sie mit der Zeit gehen – und von diesem Prozess profitieren.
Wettbewerbsvorteile durch Umweltfreundlichkeit
Trump hat gegen das Pariser Abkommen Wahlkampf gemacht. Er argumentierte, dass es eine Last für die amerikanische Wirtschaft sei, weil es Menschen (vor allem Kohlearbeiter) zugunsten anderer Nationen aus ihren Jobs dränge.
Natürlich haben alle politischen Entscheidungen in irgendeiner Form Einfluss auf die Unternehmen. Aber die Behauptung des US-Präsidenten, dass Schritte zur Bekämpfung des Klimawandels schlecht für die US-Wirtschaft seien, ist nachweislich falsch, wie etwa das erhebliche Investitions- und Jobwachstum im Bereich der erneuerbaren Energien in den letzten Jahren gezeigt hat. So arbeiten in der US-Solarenergiebranche inzwischen mehr als doppelt so viele Menschen wie im Kohlesektor.
Tatsächlich gehören viele der größten US-Firmen zu den weltweit innovativsten auf diesem Gebiet. Und es war ihr Engagement im Kampf gegen den Klimawandel, das zu signifikanten (grünen) Produktinnovationen geführt und den Unternehmen zahllose Dollar an Energiekosten gespart hat. Nehmen wir beispielsweise die Firma Campbell Soup: Bis 2020 will der Lebensmittelkonzern seinen Umweltfußabdruck inklusive seines Kohlendioxidausstoßes um 50% reduzieren. Bei den verschiedenen Initiativen des Unternehmens geht es um die Reduzierung von Abfällen und Verpackungsmaterial sowie um einen geringeren Wasserverbrauch, auch wurden bereits Verbesserungen beim Transport und beim Umgang mit Rohmaterialien und Zutaten erreicht.
Diese Art von Innovationen macht Unternehmen wiederum international wettbewerbsfähiger. Sie verbessert zudem ihre Reputation bei den Konsumenten und erhöht ihre Attraktivität für Angestellte, die in zunehmendem Maße von ihren Arbeitgebern solche Handlungen verlangen. Trumps Fokus ist extrem eng gefasst, seine übergeordnete Sorge gilt einem einzigen Sektor – der Kohleindustrie. Aber dort erhält er entscheidende Unterstützung. Währenddessen ignoriert er die großen Nachteile, die für andere Industrien entstehen.
Viele führende Unternehmen integrieren zunehmend proaktive Antworten auf den Klimawandel in ihre Strategien, indem sie sich ambitionierte Ziele für eine wissenschaftsbasierte Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes und weitergefasste Nachhaltigkeitsziele setzen. Sie versuchen außerdem, ihre Energie ausschließlich aus erneuerbaren Energien zu beziehen und bieten ihren Beschäftigen Anreize, um ihnen bei der Reduzierung ihres Kohlendioxidausstoßes zu helfen. In einer Zeit, in der die Kosten im erneuerbare Energien-Sektor erheblich sinken, realisieren viele US-Unternehmen schlicht und ergreifend, welche kommerziellen Möglichkeiten sich aus der Emissionsreduzierung und aus der Produktion eigener sauberer Energie ergeben. Daher entwickeln sie Produkte und Dienstleistungen, die wiederum anderen bei der Emissionsreduzierung helfen.
Auch die Ölkonzerne müssen mit der Zeit gehen
Die fossilen Energiekonzerne stehen ihrerseits seit langem unter öffentlichem Druck, die Bedrohung anzuerkennen, die vom Klimawandel ausgeht, und ihren Teil zur Energiewende beizutragen. In den letzten Jahren haben sich jedoch auch ihre Aktionäre zunehmend Sorgen über eine mögliche „Kohlenstoffblase“ – also der Überbewertung von Unternehmen aus dem fossilen Energiesektor – gemacht, wodurch potenzielle Ölreserven ungenutzt bleiben und damit die künftigen Profite verringert werden könnten.
Daher stehen auch die Ölfirmen inzwischen in etwas weniger starker Opposition zum Kampf gegen den Klimawandel. Sogar die Aktionäre von ExxonMobil stimmten kürzlich dafür, dass der weltgrößte Ölkonzern einen offeneren Umgang mit den Risiken, die durch den Klimawandel entstehen, pflegen sollte.
Dagegen hat die Kohleindustrie mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Sie ist durch das Wachstum der US-Erdgasförderung schwer unter Druck geraten und ihre Hoffnungen auf ein Comeback hängen an der Trump-Administration. Aber wenn sich Volkswirtschaften verändern, sollten Regierungen sich darauf konzentrieren, diejenigen zu unterstützen und weiterzubilden, deren Jobs auf dem Spiel stehen. Indem er versucht, die Kohle zu retten, stützt Trump lediglich eine sterbende Industrie.
Die Mehrheit der anderen Firmen wird jedoch durch den Wettbewerbsdruck und durch ihre Aktionäre dazu gedrängt, ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Die USA mögen nun symbolisch ihren Fuß vom Klimapolitik-Pedal genommen haben – aber die Reaktion ihrer Unternehmen und Städte wird wahrscheinlich dafür sorgen, dass die Konsequenzen weniger schlimm sind als befürchtet.
Die USA preisen sich selbst gerne als den weltweit führenden Innovator. Und es gibt Hoffnung, dass ihre Firmen sowohl Amerika als auch den Planeten wieder „great“ machen können – selbst wenn der Mann an der Spitze sich weigert, dabei mitzuspielen.
Zum Autor:
Frederik Dahlmann ist Assistant Professor für globale Energiefragen an der Warwick Business School. Zuvor hat er als Berater und Energieanalyst für verschiedene Firmen gearbeitet.
Dieser Artikel wurde zuerst von The Conversation in englischer Sprache veröffentlicht und von der Makronom-Redaktion unter Zustimmung von The Conversation ins Deutsche übersetzt.