Die Fusion von Bankia und Caixabank setzt den Trend zu weniger Kreditinstituten in Europa fort – und macht die Intensivierung der Bankenunion notwendiger. Ein Beitrag von Stefanie Claudia Müller.
Mit dem sogenannten Average Inflation Targeting geht die Federal Reserve in der Corona-Krise neue geldpolitische Wege. Und die EZB wäre gut beraten, dem Vorbild ihres amerikanischen Cousins eher früher als später nachzueifern. Ein Beitrag von Jakob Steffen.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wie es um die Arbeitsmarkt-Integration von Geflüchteten steht, warum Versicherungsfragen eine Klima-Migration innerhalb der USA anstoßen könnten und wie Viktor Orbán die Autoindustrie benutzt, um deutsche gegen europäische Interessen auszuspielen.
Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, dass manche wirtschaftliche Zonen wichtiger sind als andere, um Lebensgrundlagen zu sichern und ein gutes Leben zu ermöglichen. An dieser „Alltagsökonomie“ gilt es anzusetzen, um Wirtschaften zukunftsfähig zu machen. Ein Beitrag von Richard Bärnthaler, Andreas Novy, Leonhard Plank und Alexandra Strickner.
Das Pilotprojekt Grundeinkommen hat den Anspruch, zum „Gewinn neuer Erkenntnisse“ über die Wirkungen eines BGE beizutragen. Doch es ist stark zu bezweifeln, dass die Studie dies leisten kann – im Gegenteil. Eine Replik von Ralf Krämer.
Viele Menschen neigen bei Entscheidungen dazu, das schlechteste Ergebnis zu vermeiden – und das gilt auch für Impfungen, wie eine neue Studie zeigt. Diese Erkenntnis könnte der Politik helfen, um die Bevölkerung von einer Corona-Impfung zu überzeugen. Ein Beitrag von Hendrik Schmitz und Leonard Goebel.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wie sich das Coronavirus auch ohne einen Impfstoff bekämpfen ließe, welcher wenig beachtete internationale Vertrag die Energiewende ausbremst und was das britische Binnenmarktgesetz für die Brexit-Verhandlungen bedeutet.
Die Zukunft der Ökonomie wird digital sein. Daher ist es wichtig, schon heute die richtigen Weichen zu stellen und die digitale Infrastruktur mit einer Nachhaltigkeitstransformation zu verknüpfen. Ein Beitrag von Kora Kristof und Steffen Lange.
Die jetzige Art der Inflationssteuerung verfehlt ständig ihr Ziel und trägt zu einer steigenden Ungleichheit bei. Hingegen würden die Einsichten und Instrumente der Modern Monetary Theory es ermöglichen, Preisstabilität und Vollbeschäftigung als miteinander kompatible Ziele zu verfolgen. Ein Beitrag von Maurice Höfgen, Dirk Ehnts und Marcel Dimke.
In der postmodernen Wissensgesellschaft ist Bildung zu einer Ideologie geworden, die Strukturen der materiellen Ungleichheit legitimiert. Allerdings versagt die Bildung als sozialer Gleichmacher ebenso wie als Mittel gegen die Armut. Ein Essay von Christoph Butterwegge.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Warum es arme und reiche Nationen gibt, wieso das Lieferkettengesetz auch den Unternehmen nützt und ein Longread über einen zentralen, aber oft wenig beachteten Aspekt der globalen Ökonomie.
Viele europäische Länder erheben Abgaben von Banken, um den Finanzsektor an den Kosten potenzieller künftiger Krisen zu beteiligen und einen Rückgriff auf Steuermittel zu vermeiden. Eine neue Studie zeigt, wie solche Bankenabgaben die Finanzierungsstruktur der Geldhäuser beeinflussen. Ein Beitrag von Franziska Bremus und Lena Tonzer.
Einer der Hauptkritikpunkte an der MMT lautet, dass sie die Problematik der Inflation vernachlässige oder die auf ihr basierende Wirtschaftspolitik zwangsläufig zu ausufernder Inflation führen würde. Beide Vorwürfe sind nicht korrekt. Ein Beitrag von Maurice Höfgen, Dirk Ehnts und Marcel Dimke.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Eine Geschichte des Grabens zwischen Ost und West, welche Punkte einer Einigung in den Brexit-Verhandlungen im Weg stehen und warum Blockchain die großartige Lösung für so gut wie gar nichts ist.
Bisher war die Corona-Krise vor allem eine realwirtschaftliche Krise. Wie wahrscheinlich ist es, dass sie sich über eine Insolvenzwelle auch auf das Bankensystem überträgt? Eine Analyse von Markus Demary und Michael Hüther.
Das dreijährige Pilotprojekt zum bedingungslosen Grundeinkommen des Vereins Mein Grundeinkommen e.V. und des DIW Berlin hat schon an Tag 1 zahlreiche kritische Reaktionen hervorgerufen. Und tatsächlich wird es eine Menge Fragen nicht beantworten können – aber doch einige, die eine wichtige Voraussetzung für die weitere Forschung zur Realisierbarkeit und Bewertung eines BGE sind. Ein Beitrag von Jürgen Schupp.
In der europäischen wie auch in der deutschen Politik nimmt die Diskussion über einen CO2-Grenzausgleich Fahrt auf. Aber wie würde ein solches Carbon Border Adjustment wirken und was kann es zum globalen Klimaschutz beitragen? Eine Analyse von Lennard Sund.
Ein schlechtes berufliches Ausbildungssystem, Schwarzarbeit, Scheinselbstständigkeit und Niedriglöhne: Spaniens Wirtschaft hatte schon vor Corona große strukturelle Probleme. Und die Pandemie macht alles noch schlimmer. Ein Beitrag von Stefanie Claudia Müller.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wie eine große Industriegesellschaft dekarbonisiert werden kann, was die britische Corona-Katastrophe mit Austeritätspolitik zu tun hat und warum unser Wirtschaftssystem Arbeitslose braucht.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.