Infodemie

Amtliche Statistik als Sprache für den öffentlichen Diskurs

Der amtlichen Statistik fehlt es an finanziellen Reserven, Personal und Know-how. Dabei hat die Pandemie wieder einmal deutlich gemacht, wie wichtig zuverlässige Statistiken für politische Debatten und Entscheidungen sind. Ein Beitrag von Walter J. Radermacher.

Die Wirtschaftspolitik hat mit einer Vielzahl von Maßnahmen auf die Corona-Krise reagiert – und dadurch ebenso viele Fragen über das künftige Verhältnis von Markt und Staat aufgeworfen. In einer Makronom-Serie legen verschiedene Ökonominnen und Ökonomen ihre Positionen zur Wirtschaftspolitik im Post-Corona-Zeitalter dar. Alle bisher erschienenen Beiträge finden Sie hier.

In der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig zuverlässige Statistiken für politische Debatten und Entscheidungen sind. Seit ihrem Beginn wird die Krise von einer „Infodemie“, einer Flut von Daten teils unterschiedlicher Qualität begleitet, die den Laien mehr verwirrt als informiert. In der Vergangenheit hätte eine Krise der Covid-Dimension dazu geführt, dass neuer Informationsbedarf auf die amtliche Statistik als bevorzugten Anbieter gelenkt worden wäre. Dies hat sich offenbar geändert. Zum einen wird auf die Chancen verwiesen, die sich durch Datenrevolution, Datasciences und lernende Algorithmen (sogenannte KI) als Alternative zur amtlichen Statistik (die als zu langsam, zu unflexibel und zu teuer wahrgenommen wird) ergeben. Andererseits befindet sich die amtliche Statistik nach Jahrzehnten der Sparpolitik in einer ähnlich defensiven Situation wie das Gesundheitswesen: Es fehlt an finanziellen Reserven, Personal und Know-how für die so dringend notwendige innovative Arbeit.

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