Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial benachteiligten Familien am stärksten von frühkindlichen Bildungseinrichtungen profitieren. Doch ausgerechnet diese Kinder gehen seltener in den Kindergarten. Wie lässt sich das erklären und was kann die Politik dagegen tun?
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wieso das traditionelle „Ernährermodell“ nicht mehr funktioniert, weshalb negative Preise am Strommarkt nicht zum Aufreger taugen und wie man als Liberaler den Kapitalismus kritisiert.
Donald Trump hat die USA bereits auf den unbehaglichen Weg der traditionellen Populisten geführt, während in Europa das letzte Wort in dieser Frage noch nicht gesprochen ist. Aber damit Europa wirklich vorankommen kann, darf das Einwanderungsthema nicht länger den Sauerstoff aus den pan-europäischen Debatten ziehen. Ein Kommentar von Erik Nielsen.
Die deutsche Innenpolitik hat den Schwerpunkt des jüngsten EU-Gipfels verändert – aus dem Eurogipfel ist ein Flüchtlingsgipfel geworden, und entsprechend dünn waren die wenigen Beschlüsse zur Zukunft der Währungsunion. Die Vertagung bietet aber auch eine Chance, erneut über etwas vorschnell ad acta gelegte Reformideen zu diskutieren. Dazu zählt vor allem das Konzept eines Europäischen Anleihefonds. Ein Kommentar von Alexander Kriwoluzky.
Unser Verständnis grenzüberschreitender Güter- und Kapitalströme entstammt einer Zeit, in der internationale wirtschaftliche Verflechtungen vornehmlich realwirtschaftliche Ursprünge hatten. Dabei wird oft vernachlässigt, dass heutzutage auch Faktorleistungen eine zentrale Rolle spielen können, was etwa in Deutschland zu einer gewissen Finanzialisierung der Leistungsbilanz geführt hat – und die Verringerung von Ungleichgewichten deutlich komplizierter macht. Ein Beitrag von Mario Huzel.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wieso die mangelhafte Klimapolitik der Bundesregierung zum Haushaltsrisiko für Deutschland wird, warum das Euro-Dach immer noch löchrig ist und wie Hedgefonds beim Brexit-Votum Wahlumfragen zu Geld machten.
Aufgrund der momentanen Politik der US-Regierung wird bezweifelt, ob die globale Gipfeldiplomatie im Rahmen der G7 oder G20 noch irgendeinen Wert hat. Dabei sollte man aber nicht übersehen, dass die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen den Regierungen trotz des schwierigen Umfelds immer noch Ergebnisse produzieren kann, die die globale Kooperation in die richtige Richtung weiterentwickeln. Ein Kommentar von Peter Wolff.
Die Regierungen Deutschlands und Frankreichs haben eine gemeinsame Linie für die Reform der Eurozone festgelegt. Aber welche Seite hat sich in der „Meseberger Erklärung“ durchgesetzt? Und was heißt das mit Blick auf die Verhandlungsposition für den Ende dieser Woche stattfindenden EU-Gipfel? Eine Rück- und Vorschau von Daniel Seikel.
Zahlen einer amerikanischen Statistikbehörde stärken die argumentative Position der EU im Konflikt mit Donald Trump. Allerdings sollten sich die Europäer darauf nicht ausruhen, zumal ihre eigenen Daten eine andere Geschichte erzählen. Insbesondere der deutsche Überschuss ist alles andere als ein statistischer Mythos – sondern ein handfestes Problem, das es zu lösen gilt. Ein Beitrag von Jens Südekum.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wie Italien zum Verlierer wurde, weshalb die Tage der Kohle noch lange nicht gezählt sind und warum die Linken die soziale Frage vergessen haben.
Achim Wambach hat der studentischen Bewegung um das Netzwerk Plurale Ökonomik vorgeworfen, dass ihre Arbeit die Volkswirtschaftslehre nicht voranbringen würde. Dabei übersieht der Vorsitzende des Vereins für Socialpolitik, dass bereits zahlreiche wissenschaftliche Fortschritte durch eine plurale Herangehensweise zustande gekommen sind. Eine Replik von Oliver Richters und Hannes Vetter vom Netzwerk Plurale Ökonomik.
Ein Standard-Narrativ in der Entwicklungspolitik lautet, dass eine starke Arbeitsmarktregulierung die Entwicklung von spät-industrialisierten Volkswirtschaften bremst. Doch diese Geschichte ist genauso allgegenwärtig wie falsch. Eine Analyse von Servaas Storm und Jeronim Capaldo.
2019 ist Schluss: Die EZB hat ein Auslaufen ihres QE-Programms angekündigt. Allerdings machte die Zentralbank auch klar, dass ihr Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik sehr langsam von statten gehen wird.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wie Kanada das G7-Desaster verhindern wollte, eine Ruckrede für den Euro und warum die Bundesregierung gerade die deutsche Abhängigkeit vom Import fossiler Energieträger zementiert.
Diesen Monat unter anderem in der Makrothek: Drei Bücher zur Globalisierung, eine Karte für den Weg zur Prosperität und eine Würdigung jenes Rohstoffs, der der Menschheit den Sprung in die Moderne ermöglicht hat.
Für manche war die Hartz-IV-Reform eine Art Zaubertrank, der dem kranken Mann Europas eine Arbeitsmarkt-Wunderheilung gebracht hat. Ein Blick auf die wichtigsten makroökonomischen Studien sowie eine bisher unveröffentlichte Untersuchung zeigen jedoch, dass Hartz IV mehr geschadet als genutzt hat. Eine Reform der Reform ist daher sowohl aus ökonomischer als auch aus gesellschaftspolitischer Perspektive sinnvoll. Eine Analyse von Tom Krebs.
Die Ereignisse rund um die Regierungsbildung in Italien haben einmal mehr gezeigt, wie reformbedürftig die Eurozone immer noch ist. Werden die bestehenden Mängel nicht behoben und der restriktive wirtschaftspolitische Kurs beibehalten, kommt dies einer Garantie für neue große Krisen gleich. Ein Kommentar von Philipp Heimberger.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wenn der Arbeitsmarkt nicht mehr zu Langzeitarbeitslosen passt, warum Produktivität nicht alles sein darf und wieso die Große Koalition einen umweltpolitischen Fehlstart hingelegt hat.
Ein anhaltender Migrationsdruck und eine quasi automatisch weiter steigende Ungleichheit vergiften die politische Atmosphäre in Europa. Es macht allerdings keinen Sinn, „Populisten“ Unverantwortlichkeit vorzuwerfen oder zu glauben, dass die Präferenzen der Menschen durch „Fake News“ verzerrt worden wären. Denn die Probleme sind echt – und sie erfordern echte Lösungen. Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.