Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was dabei rauskommen kann, wenn man ökonomische Denke auf die Politik überträgt, wieso Flüchtlinge nicht mit alteingesessenen Arbeitskräften konkurrieren und warum unsere Gesellschaften offener werden, obwohl die extreme Rechte weiter wächst.
Wachstumskritik ist bei vielen Teilen der Umweltbewegung en vogue. Doch im Kampf gegen den Klimawandel wird weniger Wachstum höchstens Zeit kaufen. Denn das Grundproblem ist das bereits existierende Volumen und die Struktur der Produktion. Ein Kommentar von Andrew Watt.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Wofür der neue Fraktionschef der Union wirtschaftspolitisch steht, warum Carsharing der Umwelt nicht hilft und wie das eigentlich war, als die Welt vor Japans Aufstieg zitterte.
Inzwischen werden Reichtum und materieller Erfolg nirgendwo offener zelebriert als in China. Hayek wäre begeistert gewesen, dass seine Behauptungen über die spontane Marktordnung auf klarste Weise bestätigt wurden – aber er hätte nicht verstehen können, dass dies nur unter der Herrschaft einer kommunistischen Partei möglich war. Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Diesen Monat unter anderem in der Makrothek: Rückblicke auf zehn Jahre Finanzkrise, Analysen zum Aufstieg Chinas und Überlegungen zu den Herausforderungen der Digitalisierung.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Weshalb grünes Wachstum unmöglich ist, warum die nächste Finanzkrise noch schlimmer werden könnte und was eigentlich aus der Occupy-Bewegung wurde.
Zwei kürzlich erschienene Vorschläge aus Deutschland und Frankreich zur Reform der Eurozone sehen sich auf den ersten Blick ähnlich, unterscheiden sich aber fundamental: Während die Franzosen ein auf diskretionären politischen Entscheidungen basierendes Modell vorschlagen, sieht das deutsche Konzept eine mechanische Regel vor, die die deutsche Schuldenbremse auf ganz Europa übertragen würde. Ein Beitrag von Peter Bofinger.
Die derzeitige Wohnungskrise ist auch das Ergebnis einer fehlgeleiteten Politikberatung, die ein ökonomisches Dogma unkritisch zur Analyse aller erdenklichen Fragen verwendet hat. Es ist an der Zeit, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Ein Beitrag von Tom Krebs.
In Frankfurt nichts Neues: Die Europäische Zentralbank hat bestätigt, dass sie ihr QE-Programm zum Jahresende auslaufen lassen wird. Der September wird der letzte Monat sein, in dem sie den Kauf von Wertpapieren im Umfang von 30 Milliarden Euro anpeilt.
Unter dem Eindruck der Finanzkrise hat sich die Ökonomik durchaus weiterentwickelt. Eine tiefgehende Reflexion der wissenschaftlichen Grundausrichtung fand jedoch höchstens begrenzt statt – dabei wäre sie vonnöten, damit die die Wirtschaftswissenschaft ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen kann.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was Steueroasen mit dem Brexit zu tun haben, weshalb wegen dem Ende des fossilen Energiesystems eine neue Finanzkrise droht und warum eine Nicht-Regulierung von Künstlicher Intelligenz zu mehr Ungleichheit führt.
Seit Jahren wird Deutschland für seine hohen Leistungsbilanz- und Haushaltsüberschüsse kritisiert. Allerdings wird dabei oft übersehen, dass Europas größte Volkswirtschaft bereits wichtige Schritte unternommen hat, um gegen bestehende Ungleichgewichte anzugehen – und dass Deutschland nicht der „fixer of last resort“ für die Währungsunion sein kann. Ein Beitrag von Donato Di Carlo.
Viele Marktteilnehmer schauen derzeit gebannt auf die Zinsstruktur in den USA: Steigt die kurzfristige Verzinsung von Anleihen über die langfristige Verzinsung – was in der Vergangenheit zuverlässig Rezessionen signalisiert hat?
Ein internes Schreiben des Finanzministeriums deutet darauf hin, dass Deutschland seine Unterstützung für die sogenannte „Google-Steuer“ bald zurückziehen könnte – was zu begrüßen wäre, denn die Digital Services Tax verfehlt ihre selbstgesteckten Ziele und schafft eine Reihe neuer Probleme. Ein Kommentar von Johannes Becker.
Der CSU-Politiker Manfred Weber hat gute Chancen, Spitzenkandidat der EVP für die Europawahl zu werden. Offen ist jedoch, ob er auch eine Mehrheit im Parlament bekommt. Tatsächlich scheint es nicht abwegig, dass sich Angela Merkel wenigstens im Hinterkopf bereits auf ein solches Szenario eingestellt hat. Eine Analyse von Manuel Müller.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Warum Integration für weibliche Flüchtlinge oft schwerer ist, wieso der weltweite Wettbewerb um den nächsten Job zunehmend die Hochqualifizierten trifft und wie „die Reichen“ die Weltverbesserungs-Rhetorik gekapert haben.
Außenminister Heiko Maas plädiert für die Schaffung eines von den USA unabhängigen globalen Zahlungssystems. Der Vorstoß macht durchaus Sinn – allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein größerer globaler ökonomischer Einfluss auch erhebliche Konsequenzen für die heimische Wirtschaft hat. Ein Kommentar von Sebastian Dullien.
Presse und Politik in Deutschland machen sich gern zum Anwalt des deutschen Sparers – aber offenbar ohne zu wissen, wer dieses mystische Wesen eigentlich ist. Ein Beitrag von Christian Odendahl und Philipp Stachelsky.
Nach anfänglicher Unterstützung hat der Internationale Währungsfonds seine Position zur Austeritätspolitik revidiert – was nicht nur für Ökonomen sehr hilfreich war, sondern womöglich auch einen gewissen Einfluss auf die Politik der EU-Kommission hatte. Ein Kommentar von Simon Wren-Lewis.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.