Das sogenannte "Slumming" ist zurück: Vermögende Westler streifen massenhaft durch die Armenviertel unserer Welt. Diese Form des Tourismus mag vielen als moralisch problematisch oder sogar grundfalsch erscheinen - kann aber auch dazu beitragen, den Einwohnern der Slums mehr politische und soziale Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Nur drei der 26 größten Zentralbanken treffen derzeit ihre Inflationsziele. In den allermeisten Industrieländern liegt die Preissteigerung weiterhin deutlich unterhalb der angepeilten Zielmarken.
Dublin, Amsterdam, Frankfurt, Paris: Das Rennen um die Nachfolge Londons als europäische Finanzhauptstadt ist eröffnet. Allerdings hat die City drei wichtige Vorteile, aufgrund derer sie auch nach dem Brexit Europas Finanzdienstleistungen dominieren dürfte.
Derzeit sind vor allem die italienischen Banken wegen des großen Anteils an ausfallgefährdeten Krediten in den Schlagzeilen. Aber auch in vielen anderen europäischen Staaten ist die Quote sehr hoch, wie diese Infografik zeigt.
Die Folgen des Putschversuchs erschüttern die Türkei, die EZB hält die Füße still und der IWF bleibt sich treu – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Bei den Brexit-Erklärungsversuchen blieb bisher unberücksichtigt, welche tiefen Spuren der Niedergang des Empire in der britischen Psyche hinterlassen hat. Gerade viele ältere Briten sind der Meinung, dass Großbritannien zum Vasallenstaat eines neuen, von Deutschland regierten europäischen Imperiums geworden ist. Ein Kommentar von Frances Coppola.
Jetzt ist Donald Trump auch offiziell zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten ernannt worden – und pünktlich zur Nominierung steigen auch seine Wahlchancen. Hillary Clinton büßt etwas von ihrem aber weiterhin komfortablen Vorsprung ein.
Paul Romer wird neuer Chefökonom der Weltbank. Diese Berufung ist ein besorgniserregender Schritt zurück in überwunden geglaubte Zeiten – auch wenn Romer inzwischen gelernt hat, seine radikalen und demokratiefeindlichen Thesen harmlos erscheinen zu lassen. Ein Kommentar von Norbert Häring.
Die türkische Wirtschaft befindet sich schon seit Monaten unter Druck, der gescheiterte Putschversuch dürfte das konjunkturelle Klima weiter eintrüben. Von besonderer Bedeutung für die Erdogan-Regierung ist es jetzt, internationale Investoren zu beruhigen - was für die Opposition im Land wohl nichts Gutes heißt.
Militärputsch in der Türkei, eine "Privatisierung" in Griechenland und eine Wachablösung in der deutschen Ökonomenszene – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Langweilig, kompliziert, irrelevant: Viele Menschen können mit Wirtschaftsthemen einfach nichts anfangen. In diesem Video zeigt der Ökonom Ha-Joon Chang eindrucksvoll, warum das ein Fehler ist.
Mit Spanien und Portugal dürften erstmals zwei Länder für die Verletzung der EU-Defizitkriterien bestraft werden. Die Entscheidung ist politisch tollpatschig und ökonomisch ungerechtfertigt. Ein Kommentar von Francesco Saraceno.
Verschiedenen Medienberichten zufolge ist die Zahl der Dauer-Hartz-IV-Bezieher im letzten Jahr um fast 8% gesunken – was aber leider nicht stimmt. Tatsächlich hatte die Bild-Zeitung eine Revision der Statistik falsch interpretiert, was von anderen Medien ungeprüft übernommen wurde.
Brexit-Nachbeben, deutsche Haushaltspläne und eine Zentralbank bekommt Schwierigkeiten - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Europas Steuerzahler müssen wahrscheinlich bald wieder marode Banken retten, vor allem in Italien spitzt sich die Lage zu. Aber es gibt einen Weg um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit für ihre Rettungsaktion auch bezahlt wird – dafür müssten aber die EU-Bailout-Regeln verändert oder ausgesetzt werden.
Viele Menschen glauben, dass sich durch die Einführung eines „Vollgeldsystems“ Spekulationen eindämmen und Finanzkrisen verhindern ließen. Das Konzept hat aber erhebliche theoretische und praktische Mängel – und würde das Finanzsystem sogar noch instabiler machen. Eine Analyse von Stephan Schulmeister.
In den landesweiten Umfragen liegen Hillary Clinton und Donald Trump weiterhin dicht beieinander. Aber das Bild täuscht: Denn in den letzten zwei Wochen gab es auf regionaler Ebene einige neue Umfragen, die zeigen, wie groß Clintons Vorsprung tatsächlich ist. Auch ein historischer Vergleich spricht nicht gerade für Donald Trump.
Eine sehr britische Aufarbeitung des Brexit-Referendums, Bitcoin-Erklärbücher und Einblicke in die Gedankenwelt der nächsten deutschen Ökonomen-Generation - das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.
In der Folge des Brexit-Referendums wird viel darüber diskutiert, wie die EU ihr Angebot an die europäischen Wähler verbessern kann. Das ist sicher richtig. Wir sollten aber nicht vergessen, dass auch auf der Nachfrageseite ein erheblicher Verbesserungsbedarf besteht.
Das Brexit-Referendum sorgt weiter für Turbulenzen, in Deutschland steigen Mindestlohn und Renten, Spanien sucht weiterhin nach einer neuen Regierung – das waren die wichtigsten Ereignisse der Woche.
Der Mindestlohn in Deutschland wird ab dem kommenden Jahr auf 8,84 Euro angehoben. Allerdings wirft der Kompromiss Fragen nach dem Sinn und Zweck der Mindestlohnkommission auf. Ein Kommentar von Stefan Sell.
Es wäre ein tragischer Fehler, die europaweite Anti-EU-Stimmung als simple Borniertheit zu interpretieren - denn Rassismus und Xenophobie werden durch die Schmerzen genährt, die die derzeitige Wirtschaftspolitik verursacht hat. Ein Kommentar von Servaas Storm.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.