Zwei verschiedene Indizes konkurrieren um die Deutungshoheit darüber, ob und wie sehr Währungen unter- bzw. überbewertet sind. Der nicht ganz ernsthaft ausgetragene Konflikt macht deutlich, wie schwer es ist, eine „faire“ Bewertung für eine Währung zu finden – was auch jede Menge Interpretationsspielraum in Sachen Währungskrieg bietet.
Der Begriff der Chancengleichheit ist inzwischen zu einem Allgemeinplatz geworden, gegen den eigentlich niemand etwas haben kann. Allerdings wird dabei vernachlässigt, dass in stagnierenden Volkswirtschaften der Aufstieg von einigen Menschen zwangsläufig den Abstieg von anderen bedeuten muss. Ein Kommentar von Branko Milanovic.
Immer wieder werden Sorgen laut, dass Maschinen und Algorithmen menschliche Arbeit obsolet machen könnten. Eine neue Studie zeigt: Der digitale Wandel ersetzt tatsächlich menschliche Arbeitskraft – schafft aber gleichzeitig auch eine neue Nachfrage nach Arbeitskräften.
Europäische Investitionspläne, ein kleines Lob für den Bankensektor und Wolfgang Schäuble macht´s noch einmal - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die Partei von Wladimir Putin wohl erneut als klarer Sieger aus den am kommenden Sonntag stattfindenden russischen Parlamentswahlen hervorgehen - obwohl sich das Land in einer Wirtschaftskrise befindet. Die Gründe dafür liegen vor allem in der ökonomischen Entwicklung der Jahre 2000 bis 2014 und der Schwäche der Opposition.
Lange Zeit sah es so aus, als wenn Hillary Clinton der Einzug ins Weiße Haus sicher wäre. Doch in den letzten Wochen ist der Vorsprung der Demokratin gegenüber Donald Trump deutlich geschrumpft.
Die deutsche Infrastruktur wird seit 2003 wertmäßig nicht mehr vollständig erhalten – inzwischen sind die im Zuge der Wiedervereinigung getätigten Investitionen sogar komplett aufgefressen worden. Höchste Zeit für einen Kurswechsel.
Die EUREXIT-Bewegung fordert die Auflösung des Euro, weil die Lohnbildung im Euroraum strukturell an den Erfordernissen eines gemeinsamen Währungsraums vorbeigehen würde. Das ist zwar eine korrekte Beschreibung der Vergangenheit, aber nicht zwangsläufig der Zukunft. Denn die Verhältnisse sind veränderbar und ändern sich auch – und zwar zum Besseren. Ein Kommentar von Gustav Horn.
Schwache Konjunkturdaten aus Deutschland, reich beschenkte Kinder und überraschende Zahlen aus Griechenland - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Australien hat es geschafft, 100 Quartale am Stück ohne Rezession zu überstehen. Das Land liegt auf Platz 2 der nicht ganz so ewigen Bestenliste – über die man allerdings trefflich streiten kann, vor allem aus einer niederländischen Perspektive.
Überall auf der Welt sind populistische und nationalistische Politiker auf dem Vormarsch. Aber wie sind wir an diesen Punkt gekommen – und in welche Richtung werden wir weitergehen? Ein Essay von Frances Coppola.
Yanis Varoufakis steht vor einem Euro-Paradax, in Südafrika werden Kühe als Währung verwendet und Anthony Atkinson hat 15 Ratschläge zur Reduzierung der Ungleichheit parat – das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.
Die sogenannten „Strukturreformen“ sind in der Eurokrise zu einem politischen Kampfbegriff verkommen. Während die einen sie als Allheilmittel feiern, sind sie für andere so etwas wie das inoffizielle Ökonomie-Unwort des Jahrzehnts.
Die Vollgeld-Initiative will das Kreditgeld abschaffen, um die Spekulation an den Finanzmärkten einzudämmen. Allerdings müsste dafür das Geldsystem selbst gar nicht grundlegend reformiert werden – die Politik sollte vielmehr die Anreizbedingungen ändern und sich nicht länger von einer "marktreligiösen" Theorie verleiten lassen.
Mehr als eine Billion US-Dollar werden pro Jahr im Tourismus-Sektor umgesetzt. Diese interaktiven Weltkarten zeigen, welche Volkswirtschaften zu den größten Anbietern und Konsumenten von touristischen Aktivitäten zählen.
Die sogenannte Sharing Economy gibt Wissenschaft und Politik nach wie vor Rätsel auf – bisher besteht nicht einmal Konsens über den Namen oder die Definition dieser neuen Form des Wirtschaftens. Dabei hängt von der Reaktion der Aufsichtsbehörden ab, ob die Expansion der Branche weitergeht.
Donald Trump hat sein Wirtschaftsprogramm vorgestellt. Es wäre jedoch ein Fehler, seine wirren Konzepte aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive heraus zu betrachten. Denn der Umbau der US-Wirtschaft ist für Trump höchstens ein Sekundärziel.
Die Vollgeld-Initiative will erreichen, dass nicht mehr die Banken elektronisches Buchgeld erzeugen, sondern nur noch die Zentralbank. Kritiker meinen, Vollgeld würde das Finanzsystem noch instabiler machen. Allerdings fällt die Kritik in wesentlichen Punkten ins Leere. Eine Replik von Reinhold Harringer.
Eine Rekordklage gegen Ceta, Krisenstimmung in Großbritannien und widersprüchliche chinesische Daten - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Der Internationale Währungsfonds warnt vor zunehmenden globalen Ungleichgewichten - und spricht in der Praxis gleichzeitig Empfehlungen aus, die diese noch weiter verstärken würden. Ein Kommentar von Ben Dispinar und Philipp Stachelsky.
Europäische Zukunftsfragen, Machtspiele zwischen Banken und Staaten und Einblicke in die Welt des selbsternannten „Islamischen Staates“ – das sind die Neuerscheinungen des letzten Monats.
Für kurze Zeit sah es so aus, als wenn Donald Trump von den Ereignissen rund um die Nominierungsparteitage profitieren würde. Aber inzwischen hat Hillary Clinton ihren alten Vorsprung wiederherstellen können.
Erneut werden Forderungen nach einer „Demokratisierung“ der Volkswirtschaftslehre laut. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn das öffentliche Verständnis für ökonomische Fragen verbessert werden würde – aber das ist nicht das Hauptproblem. Vielmehr müssen Ökonomen lernen, als Kollektiv zu agieren. Ein Kommentar von Simon Wren-Lewis.
Die Ergebnisse des jüngsten Banken-Stresstests haben sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Einige Beobachter sprechen von einer „Beruhigungspille“, andere attestieren dem europäischen Bankensektor jetzt eine erhöhte Widerstandsfähigkeit. Welche Argumente für und gegen das von den Aufsichtsbehörden gewählte Test-Design sprechen.
Gestresste Banken, eine erneute Kehrtwende der EU-Kommission und ein vernichtendes Zeugnis für Donald Trump - die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.