Die Corona-Pandemie befeuert bestehende Verteilungskämpfe und schwächt das Vertrauen in demokratischen Einfluss auf politische Entscheidungen weiter. Eine Rückkehr der Vorkrisen-Konflikte scheint daher wahrscheinlicher als eine fundamentale Abkehr von den politischen Kämpfen der letzten Jahre. Ein Essay von Cédric M. Koch.
Eine neue Untersuchung zeigt, wie der Corona-Lockdown die globalen CO2-Emissionen beeinflusst hat – und macht deutlich: Die Stabilisierung des globalen Klimasystems wird Veränderungen von außergewöhnlichem Ausmaß erfordern.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was wir über die Entstehung der globalen Mittelschichten wissen, warum in den USA trotz Trump die Energiewende vorankommt und inwiefern der Kapitalismus auf der Ausbeutung weiblicher Arbeit beruht.
Wer bei Google etwas eingibt, verrät einiges über sich selbst – und über den Konjunkturverlauf. Dies macht sich das kürzlich gestartete Projekt trendEcon zunutze und liefert Daten, die die Auswirkungen der Corona-Krise quasi in Echtzeit zeigen. Ein Beitrag von Isabel Z. Martínez und Ronald Indergand.
„Bad news sind good news“: Von diesem Ansatz scheinen die Nachrichtensender in den USA wie auch in Deutschland nicht ganz frei zu sein. Und die verschiedenen Wirtschafts- und Finanzkrisen der letzten Jahre haben diese Tendenz offenbar noch verstärkt – gerade auch in der Wirtschaftsberichterstattung. Eine Analyse von Hans-Jörg Naumer.
Die Coronavirus-Pandemie wird die seit Jahrzehnten angestrebte Einführung der westafrikanischen Gemeinschaftswährung Eco wohl ein weiteres Mal verzögern. Und in ihrer derzeitigen Konzeption droht sie eher zur Wachstumsbremse als zum Wachstumsmotor zu werden. Ein Beitrag von Tilmann Waffenschmidt.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was das Karlsruher Urteil für Europa bedeutet, warum Unionsabgeordnete die eigene Kanzlerin in der Klimapolitik ausbremsen wollen und wie eine egalitäre Medikamentenversorgung aussehen könnte.
Es ist sinnvoll, bei der Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auf Sicht zu fahren. Aber wenn Wirtschaftspolitik und Ökonomen nur in den Rückspiegel schauen können, sind Fehlentscheidungen vorprogrammiert. Ein Beitrag von Tilman Eichstädt.
Die Corona-Krise dürfte das Zeitalter naiver globaler Marktöffnungen endgültig beenden. In Zukunft bedarf es einer aufgeklärten Globalisierung, für die sich die Europäische Union mit institutionellen Reformen rüsten sollte. Ein Essay von Gustav A. Horn.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Was der zeitweise negative Ölpreis für Big Oil bedeuten könnte, warum die westlichen Gesellschaften auf Arbeitskräfte aus der Peripherie angewiesen sind und was so faszinierend an Untergangsvisionen ist.
Das Bundesverfassungsgericht ist der Auffassung, dass die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank teilweise gegen das Grundgesetz verstoßen. Dabei offenbart das Gericht eine ebenso einseitige wie eingeschränkte ökonomische Sichtweise, die Europa und damit auch Deutschland schaden wird. Ein Kommentar von Peter Bofinger.
Die Corona-Krise darf kein Alibi für die Nichteinhaltung der Klimaschutzziele sein. Vielmehr müssen längerfristige staatliche Konjunkturhilfen auch die grüne Transformation anschieben. Ein Beitrag von Claudia Kemfert, Dorothea Schäfer und Willi Semmler.
Erste Schätzungen zeigen, dass ein zusätzlicher Tag von Wirtschaftsschließungen als auch Ausgangsbeschränkungen einen Gesamteffekt auf die Arbeitslosenzahlen von rund +28.000 hat. Eine Analyse von Anja Bauer und Enzo Weber.
Es stellt sich die Frage, welche Einkommensschichten die Kosten der Corona-Krise tragen sollen. Doch die Pandemie zu nutzen, um eine neue Steuer- und Verteilungsdiskussion vom Zaun zu brechen, ist im Moment wenig hilfreich. Ein Kommentar von Hermann Adam.
Italiens Gesundheitssystem war vielfach nicht in der Lage, die Versorgung aller Covid-19-Patienten zu gewährleisten. Im Rückblick auf eine Phase jahrelanger Austerität stellt sich die Frage, ob diese Kürzungspolitik eine Mitverantwortung an der Misere trägt. Eine Analyse von Franz Prante, Alessandro Bramucci und Achim Truger.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Eine detaillierte Rekonstruktion der aktuellen Finanzkrise, Deutschlands fatales Zerrbild von Italien und warum es trotz Corona wohl keine Renaissance der Ölkraftwerke geben wird.
Auch der jüngste EU-Gipfel hat keine Lösungen für eine europäische Lastenteilung der Corona-Krisenkosten hervorgebracht. Es obliegt jetzt der deutschen Regierung, sich in ihrer Verhandlungstaktik nicht klein zu machen, sondern sich auf eine echte Annäherung an die südlichen Eurostaaten zu konzentrieren. Ein Beitrag von Philipp Heimberger.
Die Euro-Finanzminister haben sich auf einen Kompromiss zur Abfederung der Folgen der Corona-Krise geeinigt. Doch um den Zusammenbruch der Eurozone zu verhindern, wird es deutlich weitergehende Maßnahmen brauchen. Ein Beitrag von Philipp Heimberger.
Seit Ende Januar haben Investoren rund 80 Milliarden US-Dollar aus dem Globalen Süden abgezogen – es ist der größte Kapitalabfluss aller Zeiten. Und die Gefahr ist groß, dass die zu befürchtende humanitäre Covid-19-Katastrophe noch durch eine gewaltige Finanzkrise verschlimmert wird. Ein Beitrag von Ulrich Volz.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Warum Menschen den Erhalt des Status quo dem Schutz von Menschenleben vorziehen, welche Gefahren für Demokratie und Wirtschaft in der Krise lauern und wie das EEG die Welt verändert hat.
Die deutsche Bundesregierung hat wie viele andere Regierungen auf der Welt umfangreiche Maßnahmen eingeleitet, um die ökonomischen Folgen der Covid-19-Pandemie abzufedern. In einem neuen Makronom-Debattenmonitor haben wir die wesentlichen Pros und Contras zusammengetragen.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.