Mehr unternehmerische Aktivität ist für viele Volkswirtschaften wünschenswert. Allerdings handelt es sich dabei und ein komplexes Phänomen, für das es keine „one size fits all“-Lösung gibt.
In vielen Volkswirtschaften haben sich die Preissteigerungsraten in den letzten drei Monaten den von den Währungshütern gesteckten Zielmarken angenähert. Insgesamt treffen derzeit aber nur vier der 26 wichtigsten Zentralbanken ihre Inflationsziele halbwegs präzise.
Der analytische Philosoph Gerald A. Cohen, der von 1985 bis 2008 am All Souls College in Oxford lehrte, setzte sich mit den großen Fragen progressiver Politik auseinander. Diesen Monat wäre er 75 Jahre alt geworden. Eine Hommage.
Mit dem Bankenfonds Atlas will Italien die Probleme seines Bankensektors angehen. Kurzfristig könnte das auch gelingen - aber auf lange Sicht wird der Fonds die systemischen Risiken vergrößern.
Historisch gesehen gibt es drei Ansätze, um die Ungleichheit in einer Gesellschaft zu messen - sie alle haben erhebliche Defizite. Tatsächlich stehen wir mit unseren Bemühungen, das volle Ausmaß der Spitzeneinkommen offenzulegen, erst am Anfang eines langen Weges.
Ziemlich viele TTIP-kritische Deutsche, ein Tango auf dem Kapitalmarkt und ein 25-jähriges Jubiläum - das sind die wichtigsten und spannendsten Charts der Woche.
Durch den Aufstieg der AfD entsteht in Deutschland ein „Sechsparteiensystem“, dass letztlich die Ränder stärkt und die politische Handlungsfähigkeit beeinträchtigt. Dadurch könnte die große Koalition für längere Zeit zur Dauerregierung werden. Wollen die Wähler das wirklich?
Es wird häufig behauptet, die EZB hätte stärker vor den Auswirkungen der Austeritätspolitik warnen müssen. Diese Ansicht ignoriert aber, dass die Zentralbanken selbst schon immer selbst Teil des Problems waren - und es wohl auch noch sind.
Die Idee, die öffentliche Steuerverwaltung zu privatisieren, hat durch die Panama Papers wieder an Befürwortern gewonnen. Eine outgesourcte Steuererhebung könnte die Effizienz verbessern und die „Steuer-Lücke“ verkleinern, so die Überlegung. Allerdings birgt ein solcher Schritt auch erhebliche Risiken.
Die irrationale Austeritäts-Obsession lässt befürchten, dass weder in den USA noch in Europa die öffentlichen Ausgaben demnächst ausgeweitet werden. Dabei wären gerade Investitionen zur Bekämpfung des Klimawandels dringend notwendig – und vielversprechend. Ein Kommentar von Simon Wren-Lewis.
Vor rund zwei Jahren verhängte der Westen wegen der Besetzung der Krim-Halbinsel Sanktionen gegen Russland. Diese Politik hat massive Schäden in der russischen Wirtschaft angerichtet - die Machtbasis von Wladimir Putin wurde aber höchstens geringfügig geschwächt.
Eine deutsche Nullnummer, chinesische Beruhigungspillen und zunehmende Ungleichheit bei Kindern - das sind die wichtigsten und spannendsten Charts der Woche.
Die Sorgen um die US-Konjunktur sind zuletzt etwas abgeflacht. Für eine endgültige Entwarnung ist es aber noch zu früh - denn in der US-Privatwirtschaft gibt es eine Dynamik, die in der Vergangenheit eigentlich immer in eine Rezession geführt hat.
Die Lage auf den Arbeitsmärkten der Mittelmeerregion hat sich in den letzten zehn Jahren drastisch verschlechtert. Vor allem die starke Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit gibt Grund zur Besorgnis.
Obwohl auch weiterhin alles für eine Nominierung von Hillary Clinton spricht, werden die Demokraten das Phänomen Bernie Sanders so schnell nicht mehr los – vor allem, weil der „demokratische Sozialist“ beim Thema Ungleichheit einen Nerv trifft.
Es muss eine fundamentale Entscheidung zwischen zwei nicht sonderlich attraktiven Alternativen getroffen werden: Wollen wir eine Währungsunion, in der die Finanzmärkte das Sagen haben oder eine auf europäischer Ebene ausgeübte „politische Disziplin“? Ein Gastbeitrag von Peter Bofinger.
Makroökonomischer Analphabetismus meets AfD-Ängste: Angeführt von Wolfgang Schäuble hat die EZB-Kritik der Unionsparteien einen neuen Höhe- bzw. Tiefpunkt erreicht. Allerdings könnte so auch das Verständnis für die Geldpolitik verbessert werden.
Verhaltensökonomische Forschungen zeigen, dass es den Menschen in Steuerfragen nicht nur um ihre finanziellen Eigeninteressen geht, sondern sie auch großen Wert auf Fairness legen. Es ist höchste Zeit herauszufinden, was damit eigentlich genau gemeint ist.
Seit der jüngsten Zinssitzung schwillt die Kritik an der EZB immer weiter an - zu Unrecht. Denn ein Blick auf die Fakten zeigt: Die Frankfurter Währungshüter betreiben eine sachgerechte Geldpolitik, die durch ihr Mandat voll gedeckt ist.
In wenigen Wochen wird die kleine Ratingagentur DBRS verkünden, ob Portugal seinen Investment-Grade-Status behält. Im Fall eines Downgrades müsste das krisengeplagte Land wohl wieder bei den anderen Eurostaaten um einen neuen Hilfskredit bitten.
49 der 50 reichsten Menschen der Welt stammen von der Nordhalbkugel. Zusammengenommen ist ihr Vermögen größer als das jährliche BIP von Staaten wie Australien oder Spanien.
Eine neue Studie zeigt, dass Krisen nicht nur kurzfristige wirtschaftliche Schäden wie Wohlstandsverluste oder eine steigende Arbeitslosigkeit produzieren - sondern auch extrem negative gesundheitliche Folgen haben, die teilweise erst Jahre später sichtbar werden.
Hohe Ungleichheit als Preis für eine hohe soziale Mobilität - das ist die Story des American Dream. Doch neue Forschungen zeigen, dass dies ein Mythos ist. Tatsächlich gilt: Je ungleicher eine Gesellschaft ist, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich die nächste Generation nach oben arbeiten kann.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.