Donald Trump oder Hillary Clinton? Am 8. November wählt die größte Volkswirtschaft der Welt ein neues Staatsoberhaupt. Bis dahin werten wir in unserem Wahlkampf-Monitor USA Umfrageergebnisse, Wettquoten und Finanzmarktinstrumente aus, um einen Zwischenstand im Rennen um das Weiße Haus zu geben. Der Monitor wird im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisiert.
Es war die bisher ereignisreichste Phase des US-Wahlkampfs: Sowohl die Republikaner als auch die Demokraten haben in den letzten zwei Wochen ihre Nominierungsparteitage abgehalten. Für kurze Zeit sah es so aus, als wenn Donald Trump von der erhöhten Aufmerksamkeit profitieren würde – doch das Zwischenhoch des Republikaners ebbte schnell wieder ab. Hillary Clinton ist weiterhin die klare Favoritin.
Landesweite Umfragen
Kurz nach dem Republikaner-Parteitag meldeten verschiedene Medien, dass Donald Trump die Führung in den landesweiten Umfragen übernommen habe. Grundlage dieser Berichte waren vor allem Umfragen der LA Times und von CNN, die den von RealClearPolitics ermittelten Durchschnittswert nach oben trieben. Die LA Times-Erhebung sah Trump sogar mit sieben Prozentpunkten vorne – diesen Wert bestätigten spätere Umfragen aber nicht. Clintons Vorsprung liegt wie schon in den Wochen zuvor bei drei bis vier Prozentpunkten.
Wahlmännerstimmen
Auch unsere Prognosen für die zu erwartende Verteilung der Wahlmännerstimmen, die entscheidend für den Einzug ins Weiße Haus sind, zeichnen weiterhin ein klares Bild: Hillary Clinton kann derzeit mehr oder weniger sicher (hier mehr zur Methodik) auf 272 Wahlmännerstimmen zählen – zwei mehr, als sie für den Wahlsieg benötigen würde. Außerdem kämen momentan noch 75 weitere Stimmen aus den sogenannten „Battlestates“ dazu. Als solche definieren wir US-Bundesstaaten, in denen kein Lager derzeit einen Vorsprung von mehr als fünf Prozentpunkten hat.
Allerdings zeigt ein genauerer Blick, dass Trump jetzt im mit 29 Wahlmännerstimmen größten Battlestate Florida hauchdünn vorneliegt. Dafür ist es Clinton gelungen, ihren Vorsprung in den meisten anderen umkämpften Staaten auszubauen. In Pennsylvania, Virginia und Michigan liegt sie sogar mit mehr als fünf Prozentpunkten in Führung, weshalb wir diese Stimmen in unseren oben gezeigten Wahlmännerstimmen-Berechnungen ins „Vorsprung Clinton“-Lager einbeziehen. Wir werden diese Staaten aber weiterhin in der Battlestates-Übersicht behalten, bis weitere Umfragen den deutlichen Vorsprung Clintons bestätigen.
Neu auf der Liste ist übrigens Utah – der Mormonen-Staat gilt eigentlich als Republikaner-Hochburg, seit 52 Jahren konnte dort kein demokratischer Präsidentschaftskandidat mehr gewinnen. Deshalb sind Umfragen in Utah auch eher Mangelware. Laut der Erhebung einer regionalen Zeitung gibt es aber offenbar ein Patt zwischen Clinton und Trump: Mal sehen, ob das Ergebnis dieser Umfrage demnächst noch von anderen Instituten bestätigt wird oder es sich um eine Eintagsfliege handelt.
Wettquoten
Für die internationalen Buchmacher war Trumps zwischenzeitliches Umfragehoch offenbar auch nicht mehr als ein Strohfeuer. Die von uns ausgewerteten Quoten von knapp 20 Wettanbietern implizieren jetzt eine Wahrscheinlichkeit für einen Sieg Trumps von 33% – das ist ein Prozentpunkt weniger als vor zwei Wochen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Wahl Clintons ist um einen Prozentpunkt auf 73% gestiegen. Die überschüssigen sechs Prozentpunkte ergeben sich aus den Margen, die die Buchmacher für das Anbieten der Wetten erheben.
Finanzmärkt-Zertifikate
Auch die Trader an den von der University of Iowa betriebenen Iowa Electronic Markets schätzen Trumps Chancen im Vergleich zu vor zwei Wochen ebenfalls etwas geringer ein. Derzeit kosten Zertifikate, die im Falle eines Sieges des republikanischen Kandidaten 1 US-Dollar wert sind, um die 29 Cent. Das bedeutet, dass die Händler mit einer Wahrscheinlichkeit von 29% erwarten, dass Trump der nächste US-Präsident wird. Die Wahrscheinlichkeit für einen Clinton-Sieg liegt entsprechend bei 71%.
Offenbar reagieren die Trader aber sehr kurzfristig auf aktuelle Entwicklungen. Während Trumps kurzlebigen Umfragehochs waren die Preise für Republikaner-Zertifikate zwischenzeitlich auf bis zu 35 Cent nach oben geklettert.