Wahlkampf-Monitor USA

Donald Trump macht Boden gut

Jetzt ist Donald Trump auch offiziell zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten ernannt worden – und pünktlich zur Nominierung steigen auch seine Wahlchancen. Hillary Clinton büßt etwas von ihrem aber weiterhin komfortablen Vorsprung ein.

Parteikonvent der Republikaner in Cleveland. Foto: ABC/Fred Watkins via Flickr (CC BY-ND 2.0)

Donald Trump oder Hillary Clinton? Am 8. November wählt die größte Volkswirtschaft der Welt ein neues Staatsoberhaupt. Bis dahin werten wir in unserem Wahlkampf-Monitor USA Umfrageergebnisse, Wettquoten und Finanzmarktinstrumente aus, um einen Zwischenstand im Rennen um das Weiße Haus zu geben. Der Monitor wird im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisiert.

Seit letzter Nacht ist Donald Trump auch offiziell der republikanische Kandidat für die US-Präsidentenwahl am 8. November. In der nächsten Woche wird dann auch Hillary Clinton auf dem Parteitag der Demokraten nominiert werden.

Im Vorfeld der Nominierungsparteitage hatten die Umfragen einen deutlichen Trend zugunsten von Clinton gezeigt. Zwar ist die Demokratin immer noch die klare Favoritin – aber Donald Trump ist es zuletzt gelungen, den Rückstand wieder zu verkleinern.

Landesweite Umfragen

Die landesweiten Umfragen spiegeln diese Entwicklung auf den ersten Blick nicht wirklich wieder. Clintons Popularität ist nur leicht zurückgegangen, ihr Vorsprung beträgt weiterhin drei bis vier Prozentpunkte.

Durchschnittswerte der jeweils aktuellsten Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute. Quelle: RealClearPolitics, Stand: 19.7.16

Wahlmännerstimmen

Die landesweiten Umfragen liefern aber bekanntlich nur ein sehr ungenaues Bild der wahren Kräfteverhältnisse. Aufgrund des US-Wahlsystems ist es entscheidend, welcher Kandidat die meisten Wahlmännerstimmen aus den einzelnen Bundesstaaten auf sich vereinen kann. Wir werten daher die jüngsten Umfragen aus den 50 Bundesstaaten (plus die Hauptstadt Washington) aus und ermitteln so, wie viele Stimmen derzeit auf Clinton oder Trump entfallen würden. Für die Wahl zum Staatsoberhaupt werden 270 der insgesamt 538 Wahlmännerstimmen benötigt (mehr zur Methodik).

Derzeit liegt Donald Trump in 18 Staaten eindeutig oder deutlich vorne. Zusammen ergeben diese Staaten 140 Wahlmännerstimmen – das sind die meisten Stimmen, seit wir unseren Monitor Anfang Mai gestartet haben. Das Clinton-Lager liegt zwar noch deutlich in Führung, ist aber von 248 auf 239 Stimmen geschmolzen.

Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 20.7.16
Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 20.7.16

Die restlichen 159 Wahlmännerstimmen verteilen sich auf 13 Staaten, die wir als „too close to call“ (weniger als fünf Prozentpunkte Vorsprung für ein Lager) werten. In 10 dieser 13 „Battlestates“ liegt Clinton derzeit vorne, was ihr weitere 131 Stimmen bringen würde – deutlich mehr, als sie angesichts des Vorsprungs in den „sicheren“ Staaten für einen Wahlerfolg benötigt.

Allerdings ist es Trump gelungen, im mit 29 Wahlmännerstimmen wichtigsten Battlestate Florida seinen Rückstand von fast vier auf marginale 0,6 Prozentpunkte zu verkleinern. Dafür konnte Clinton ihren Vorsprung in Michigan von vier auf fünf Prozentpunkte ausbauen. In unsere Berechnung sind die 16 Stimmen aus Michigan daher ins „Vorsprung-Clinton-Lager“ eingeflossen. Wir listen den Staat aber weiterhin in der Battlestates-Übersicht auf. Neu in der Liste ist Iowa, wo Clintons Führung in den Umfragen von zuvor acht auf jetzt drei Prozentpunkte gesunken ist.

Die Zahlen in den Klammern zeigen, wie viele Wahlmännerstimmen die jeweiligen Bundesstaaten haben. * nur eine Umfrage verfügbar oder sehr widersprüchliche Umfrageergebnisse ** noch keine Umfrage verfügbar oder älter als zwei Monate. Quellen: realclearpolitics, eigene Berechnungen, Stand: 19.7.16

 

Wettquoten

Trumps verbesserte Umfragewerte sind offenbar auch den internationalen Buchmachern nicht entgangen. Die von uns ausgewerteten Quoten von knapp 20 Wettanbietern implizieren jetzt eine Wahrscheinlichkeit für einen Sieg Trumps von 34% – fünf Prozent mehr als vor zwei Wochen und der höchste Stand seit zwei Monaten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Wahl Clintons liegt bei 72% (zuvor 74%).

Interessant ist, dass die Buchmacher ihre Margen für das Anbieten der Wette erhöht haben. Während der letzten Wochen lag diese bei konstant 3% und ist jetzt auf 6% gestiegen – womöglich eine Reaktion auf den überraschenden Ausgang des britischen EU-Referendums, bei dem die Wettanbieter sehr hohe Quoten für das Brexit-Szenario angeboten hatten, was sie entsprechend teuer zu stehen kam.

Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 19.7.16
Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 19.7.16

 

Finanzmarkt-Zertifikate

Wie die Wettanbieter schätzen auch die Trader auf den von der University of Iowa betriebenen Iowa Electronic Markets Trumps Wahlchancen wieder etwas höher ein. Derzeit kosten Zertifikate, die im Falle eines Sieges des republikanischen Kandidaten 1 US-Dollar wert sind, 31 Cent. Das bedeutet, dass die Händler mit einer Wahrscheinlichkeit von 31% erwarten, dass Trump der nächste US-Präsident wird (vor zwei Wochen waren es 26%).

Allerdings scheint hier der Trend in den letzten Tagen wieder etwas in Richtung Clinton zu drehen – mal sehen, ob die Märkte tatsächlich die ihnen oftmals zugeschriebenen hellseherischen Fähigkeiten besitzen und Clinton ihren Vorsprung dann bei unserer nächsten Aktualisierung in zwei Wochen wieder ausgebaut hat.

Quelle: Iowa Electronic Markets, Stand: 20.7.16