Wahlkampf-Monitor USA

Neue Hiobsbotschaften für Donald Trump

In den landesweiten Umfragen liegen Hillary Clinton und Donald Trump weiterhin dicht beieinander. Aber das Bild täuscht: Denn in den letzten zwei Wochen gab es auf regionaler Ebene einige neue Umfragen, die zeigen, wie groß Clintons Vorsprung tatsächlich ist. Auch ein historischer Vergleich spricht nicht gerade für Donald Trump.

Foto: Diego Cambiaso via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Donald Trump oder Hillary Clinton? Am 8. November wählt die größte Volkswirtschaft der Welt ein neues Staatsoberhaupt. Bis dahin werten wir in unserem Wahlkampf-Monitor USA Umfrageergebnisse, Wettquoten und Finanzmarktinstrumente aus, um einen Zwischenstand im Rennen um das Weiße Haus zu geben. Der Monitor wird im Zwei-Wochen-Rythmus aktualisiert.

Die neueste Aktualisierung zeigt, dass weiterhin ziemlich viel dafürspricht, dass Hillary Clinton im November zur Nachfolgerin von Barack Obama gewählt werden wird.

Landesweite Umfragen

In den von der Webseite realclearpolitics.com ermittelten Durchschnittsergebnissen der landesweiten Umfragen ist in den letzten zwei Wochen nicht sonderlich viel passiert. Clintons Vorsprung beträgt weiterhin etwa vier Prozentpunkte.

Durchschnittswerte der jeweils aktuellsten Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute. Quelle: RealClearPolitics, Stand: 5.7.16

Wahlmännerstimmen

Dieses knappe Rennen in den landesweiten Umfragen verzerrt aber die wahren Kräfteverhältnisse. Denn aufgrund des US-Wahlsystems ist es entscheidend, welcher Kandidat die meisten Wahlmännerstimmen aus den einzelnen Bundesstaaten auf sich vereinen kann. Wir werten daher die jüngsten Umfragen aus den 50 Bundesstaaten (plus die Hauptstadt Washington) aus und ermitteln so, wie viele Stimmen derzeit auf Clinton oder Trump entfallen würden. Für die Wahl zum Staatsoberhaupt werden 270 der insgesamt 538 Wahlmännerstimmen benötigt (mehr zur Methodik).

Bei unseren früheren Aktualisierungen mussten wir stets darauf hinweisen, dass die Prognosen auf regionaler Ebene noch mit großer Vorsicht zu genießen seien, da es in vielen Bundesstaaten noch gar keine bzw. nur ältere Umfragen gab. In den letzten zwei Wochen sind aber auch die US-Meinungsforschungsinstitute voll in den Wahlkampf eingestiegen. Insbesondere in den Staaten, in denen ein enges Rennen zwischen Clinton und Trump erwartet wird, gibt es jetzt deutlich mehr aktuelle Umfragen.

Und die zeichnen ein eindeutiges Bild: Hillary Clinton liegt weit vor Donald Trump. Die Demokratin kann unverändert auf 178 „sichere“ Stimmen zählen, weitere 70 Stimmen kommen aus Staaten, in denen sie einen deutlichen Vorsprung hat (vorher 46). Für Trump werten wir weiterhin 86 Stimmen als sicher, dazu kommen 35 „Vorsprung“-Stimmen.

Als „too close to call“ (weniger als fünf Prozentpunkte Vorsprung für ein Lager) werten wir die Stimmen aus 13 Staaten, die zusammen 169 Wahlmännerstimmen ausmachen. Und in 10 dieser 13 „Battlestates“ liegt Clinton derzeit in Führung. Nur in Georgia und Mississippi liegt Trump vorne, für Nevada gibt es noch keine Umfrage:

Die Zahlen in den Klammern zeigen, wie viele Wahlmännerstimmen die jeweiligen Bundesstaaten haben. * nur eine Umfrage verfügbar. ** noch keine Umfrage verfügbar oder älter als drei Monate. Quellen: realclearpolitics, eigene Berechnungen, Stand: 5.7.16

Diese 10 Staaten würden Clinton zusammen weitere 141 Wahlmännerstimmen bringen. Unter der Annahme, dass Clinton tatsächlich alle Staaten gewinnt, in denen sie derzeit vorne liegt, könnte sie somit fast drei Viertel aller Wahlmännerstimmen auf sich vereinen.

Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 5.7.16
Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 5.7.16

 

Wettquoten

Diese derzeitige Drei-Viertel-Mehrheit ist auch deshalb so bemerkenswert, weil sie ziemlich genau der Wahrscheinlichkeit entspricht, mit der die Buchmacher schon seit mehreren Wochen von einem Sieg Clintons ausgehen.

Bei den Buchmachern ist Clintons Favoriten-Status in den letzten zwei Wochen zwar etwas zurückgegangen – das könnte sich aber auch dadurch erklären, dass die Buchmacher seit dem Reinfall beim Brexit-Referendum etwas vorsichtiger geworden sind. Inzwischen implizieren die von insgesamt knapp 20 internationalen Wettanbietern angebotenen Quoten nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 74% für einen Wahlsieg Clintons – das sind zwei Prozentpunkte weniger als noch vor zwei Wochen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg von Trump liegt jetzt bei 29% (die drei überschüssigen Prozentpunkte entstehen durch die Margen, die die Buchmacher für das Anbieten der Wetten erheben).

Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 5.7.16
Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 5.7.16

Finanzmarkt-Zertifikate

Dieses Kräfteverhältnis spiegelt sich auch im Anlageverhalten der Trader auf den von der University of Iowa betriebenen Iowa Electronic Markets wider. Derzeit kosten Zertifikate, die im Falle eines Demokraten-Sieges 1 US-Dollar wert sind, 76 Cent. Das bedeutet, dass die Händler mit einer Wahrscheinlichkeit von 76% erwarten, dass die Familie Clinton den Wiedereinzug ins Weiße Haus schafft (vor zwei Wochen waren es rund 74%).

Tagesschlusskurse in US-Dollar. Quelle: Iowa Electronic Markets, Stand: 5.7.16

Auch das Verbrauchervertrauen spricht gegen Trump

Eine weitere Hiobsbotschaft für Donald Trump liefert der Geo-Graphics-Blog des US-Thinktanks Council on Foreign Relations (CFR). Demnach ließ sich anhand des von der University of Michigan erhobenen Verbrauchervertrauens (Consumer Confidence) seit 1952 sehr gut bestimmen, wer aus der Präsidentschaftswahl als Sieger hervorgeht.

Laut den CFR-Berechnungen war das Verbrauchervertrauen in den Jahren um durchschnittlich zwölf Punkte höher, in denen der Kandidat aus der Partei des amtierenden Präsidenten gewonnen hat – und derzeit liegt der Index wieder auf genau diesem Niveau:

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