Fußball-EM 2016

Hat sich der Markt durchgesetzt?

Haben die Teams mit dem teuersten Humankapital auch den erfolgreichsten Fußball gespielt?

„Setzt sich der Markt durch?“ hatten wir vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft gefragt. Damals hatten wir die Marktwerte der einzelnen Teams in Relation zu ihrer Platzierung in der Fifa-Weltrangliste gesetzt. Der Korrelationskoeffizient dieser beiden Variablen betrug immerhin 0,81, was ein Zeichen für eine relativ hohe Korrelation ist.

Die Antwort nach der gestern zu Ende gegangen EM lautet nun: Man kann durchaus davon sprechen, dass sich der Markt durchgesetzt hat. So zeigt sich zwischen dem sportlichen Abschneiden der Mannschaften und ihren Marktwerten zwar kein extrem starker, aber immerhin ein signifikanter Zusammenhang (der Korrelationskoeffizient liegt bei 0,61).

Euro_EM_2016_Marktwerte_Punkte_Rangliste
Quelle: transfermarkt.de, UEFA, eigene Berechnungen

Zur Bewertung des sportlichen Abschneidens haben wir übrigens nicht die finale Platzierung der Teams herangezogen (1. Portugal, 2. Frankreich, etc.), sondern die von den Mannschaften während des Turniers insgesamt erzielten Punkte. Dabei haben wir uns an dem Punktesystem orientiert, wie es in allen großen Ligen angewendet wird (Sieg: 3 Punkte, Unentschieden: 1 Punkt, Niederlage: 0 Punkte). Einzige Ausnahme: Für eine Niederlage in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen haben wir dem unterlegenen Team dennoch einen Punkt zugeschrieben.

Die Korrelation vermiesten vor allem England und Spanien, die mit fünf bzw. sechs Punkten ihre hohe Marktbewertung nicht einmal im Ansatz gerechtfertigt haben. Dagegen schnitten Wales, Polen und insbesondere Island deutlich besser ab, als es die Marktwerte der Spieler hätten vermuten lassen.

Man könnte auf Basis dieser Mini-Auswertung also folgenden Schluss ziehen: Es gibt durchaus eine Rechtfertigung für die höhere Marktbewertung von Teams – dafür spricht etwa, dass für die meisten Teams aus dem unteren Marktbewertungsdrittel bereits in der Vorrunde oder spätestens im Achtelfinale Schluss war.

Allerdings scheinen sich gerade die Marktwerte an der Spitze zu weit vom Durchschnitt entfernt zu haben. Diese gewaltigen Bewertungsunterschiede sind durch die (sportliche) Leistungsfähigkeit jedenfalls nicht zu rechtfertigen – eine Erkenntnis, die man mit Blick auf die derzeitige Einkommens- und Vermögensentwicklung in vielen entwickelten Volkswirtschaften auch abseits des grünen Rasens treffen könnte.