Urheberrechtliche Probleme und eine wachsende Zahl an tendenziösen Onlinematerialien – das Kontroversitätsgebot der Lehre steht zunehmend unter Druck. Bildungsmaterialien unter freier Lizenz sind ein Weg, diesen Problemen zu begegnen. Ein Beitrag von Maximilian Heimstädt und Leonhard Dobusch.
Die Beschäftigung in der EU befindet sich auf einem Rekordhoch. Dennoch arbeiten in Europa weiterhin viele Menschen unter prekären Bedingungen. Was das für die Betroffenen bedeutet, lässt sich anhand von Beispielen wie der Zunahme von befristeten Arbeitsverträgen für junge Arbeitnehmer, der geringen sozialen Absicherung von vielen Selbständigen und des Anstiegs der Erwerbsarmut zeigen.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Ein Plädoyer für einen neuen Sozialliberalismus, wie eine Plattform überschüssige Waren an soziale Einrichtungen vermittelt und warum die Komplexität der Energiewende massiv unterschätzt wird.
Mit Achim Truger haben die Gewerkschaften einen Kandidaten für die Nachfolge von Peter Bofinger nominiert, der auch ohne Veröffentlichungen in Top5-Publikationen in der Lage sein wird, wissenschaftlich exzellente Diskussionen zu führen. Die Kontroverse um Trugers Berufung zeigt vielmehr, dass wir eigentlich über die Rolle des Gremiums diskutieren müssen. Ein Kommentar von Andreas Peichl.
Angesichts der jüngsten konjunkturellen Negativmeldungen nehmen die Debatten über die Sinnhaftigkeit einer aktiven Stabilisierungspolitik wieder Fahrt auf. Die empirische Evidenz spricht klar dafür – nicht zuletzt deshalb, weil vernünftig strukturierte Konjunkturprogramme auch die bessere Konsolidierungspolitik sind. Ein Beitrag von Sebastian Gechert, Gustav A. Horn und Christoph Paetz.
Die Plattform „Interactive Macroeconomics“ soll dabei helfen, makroökonomische Modelle verschiedener Paradigmen und ihre wirtschaftspolitischen Implikationen zu vermitteln. Unter anderem können Nutzer*innen in interaktiven Szenarien die Kontrolle über verschiedene wirtschaftspolitische Instrumente übernehmen. Franz Prante, Alessandro Bramucci, Eckhard Hein und Achim Truger stellen das Projekt vor.
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ein Eckpfeiler der EU-Integration und ein wesentlicher Bestandteil eines funktionierenden Binnenmarkts. Doch wie einfach ist es für EU-BürgerInnen tatsächlich, im Ausland zu arbeiten und zu leben?
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Weshalb Algorithmen zur Preisfindung Preise eher hochschrauben, warum Ungleichheit in der Gesellschaft die Eltern-Kind-Beziehung belastet und was eigentlich "Industriepolitik" in China bedeutet.
Es ist im Grundsatz richtig, dass Finanzminister Olaf Scholz die Forschungstätigkeit deutscher Unternehmen steuerlich fördern will. Doch das Programm ist so konzipiert, dass die Gelder dort landen könnten, wo sie am wenigsten gebraucht werden – was die Schere zwischen Großunternehmen und KMU weiter aufgehen lassen würde. Ein Kommentar von Lukas Nüse.
Der Vorschlag der SPD, die Bezugsdauer des Arbeitslosengelds I zu verlängern, stößt auf großen Widerstand. Doch die aktuelle Forschung spricht nicht dafür, dass dies die Arbeitslosigkeit wieder deutlich erhöhen würde. Zudem könnten negative Arbeitsmarkteffekte leicht durch flankierende Maßnahmen kompensiert werden. Ein Beitrag von Tom Krebs.
Die Debatten um Hartz IV dürften auch in Zukunft nicht abreißen. Doch welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirkung der Reform gilt es in der politischen und fachlichen Auseinandersetzung zu berücksichtigen? Eine Übersicht von Tom Krebs.
In der neuesten Ausgabe des Ökonomischen Quartetts diskutieren Lars P. Feld, Jens Südekum und Rüdiger Bachmann über Peter Altmeiers Industriepolitik und die Schuldenbremse.
Die Ökonomik ist eine globale Disziplin, die in den letzten Jahrzehnten ein stetiges Wachstum verzeichnete – allein im Jahr 2017 wurden über 20.000 Fachartikel veröffentlicht. Eine Zitationsanalyse zeigt jedoch, dass es gleichzeitig einen Rückgang an Pluralität und regionaler Diversität sowie eine zunehmende Konzentration auf einige wenige Artikel und Journale gab.
Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele der negativen Vorurteile über die Mietpreisbremse angesichts ihrer messbaren Effekte revidiert werden müssen. Dennoch sollte das Gesetz nachgebessert und weitere Maßnahmen ergriffen werden, um das Problem der Wohnungsnot zu reduzieren. Ein Beitrag von Andreas Mense und Claus Michelsen.
Nach wie vor gibt es in Europa große Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern, die sich über verschiedene Lebensphasen hinweg aufbauen: Die Beschäftigungsquote von Frauen ist geringer, sie sind schlechter bezahlt, in Führungspositionen unterrepräsentiert und weiterhin maßgeblich verantwortlich für die Betreuung von Kindern und anderen Familienangehörigen. Und: Ihre Rente fällt im EU-Schnitt weiterhin deutlich geringer aus als die von Männern.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Warum sich für viele Geringverdiener*innen mehr Arbeit oft nicht lohnt, wie Peter Thiel denkt und weshalb ein zweites Brexit-Referendum enorm kompliziert wäre.
Peter Altmaiers „Nationale Industriestrategie“ hat beim deutschen Ökonomen-Establishment enorm viel Kritik hervorgerufen. Und tatsächlich ist das Papier unausgegoren und zum Teil sogar widersprüchlich. Doch reflexhaft darauf zu beharren, dass jede Intervention abzulehnen sei, ist weder glaubwürdig noch zielführend – dafür sind die Erfolge der Industriepolitik an anderen Orten einfach zu offensichtlich. Ein Kommentar von Sebastian Dullien.
Aus Gruppendiskussionen an fünf der größten VWL-Studienstandorte in Deutschland und Österreich konnten vier grundlegende Orientierungen rekonstruiert werden, die für den studentischen Umgang mit dem VWL-Studium als einschlägig bzw. typisch gelten dürfen. Unter anderem hat sich quer über alle Studierenden hinweg eine hohe Unzufriedenheit mit dem Studium und hier vor allem mit den ersten Semestern gezeigt.
Der europäische Arbeitsmarkt hat sich zuletzt sehr positiv entwickelt. Dies kann aber nicht verdecken, dass die Krise im Beschäftigungsbereich große Unterschiede zwischen einzelnen EU-Mitgliedstaaten und sozio-ökonomischen Gruppen hinterlassen hat.
Die Sozialdemokraten haben den Sozialstaat neu entdeckt. Doch an einem zentralen Punkt schweigen sie sich aus: bei der Finanzierung. Nur wenn die SPD hier konsequent bleibt, wird sie ihre Glaubwürdigkeit zurückgewinnen können. Ein Kommentar von Fabian Lindner.
Diese Woche unter anderem in den Fremden Federn: Warum Donald Trump nicht vom Himmel fiel, wie Geflüchtete zu Fachkräften werden und weshalb die Zahl der Hungernden weltweit wieder steigt.
Welche Ziele und Erwartungen haben VWL-Studierende, welche Defizite und Stärken sehen sie, wie sehr hat sie das Studium in ihrem Denken und Handeln beeinflusst und wie nehmen sie die Pluralismus-Debatte wahr? Eine Umfrage an fünf deutschen Hochschulen gibt Aufschluss.
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.