Green New Deal

Wie die Wende zu einem nachhaltigen Finanzsystem gelingen kann

Eine konsequente Energiewende wäre die beste Medizin für eine durch fossile Energieabhängigkeit dauergefährdete europäische Wirtschaft. Um dieses Ziel erreichen zu können, ist der Umbau der Finanzarchitektur hin zu strenger Nachhaltigkeit elementar. Ein Beitrag von Claudia Kemfert.

Im Angesicht der Klimakrise und der Fridays-for-Future-Proteste hat das Netzwerk Plurale Ökonomik unter #Economists4Future dazu aufgerufen, Impulse für neues ökonomisches Denken zu setzen und bislang wenig beachtete Aspekte der Klimaschutzdebatte in den Fokus zu rücken.

In dieser Debattenreihe erscheint wöchentlich ein ausgewählter Beitrag, der sich kritisch-konstruktiv mit aktuellen Leerstellen und Herausforderungen in der Klimaökonomik auseinandersetzt. Dabei geht es beispielsweise um den Umgang mit Unsicherheiten und Komplexität sowie um Existenzgrundlagen und soziale Konflikte. In diesem Beitrag diskutiert Claudia Kemfert die Elemente eines Green New Deal. Alle bisher im Rahmen der Serie erschienenen Beiträge finden Sie hier.

Spätestens seit Ursula von der Leyen sich in ihrer Bewerbungsrede für das Amt der EU-Kommissionspräsidentin gegenüber dem Europäischen Parlament zu einem „Green New Deal“ verpflichtet hat, ist das Thema wieder auf dem Tisch. Schon 2014, kurz nach seiner Wahl zum Kommissionspräsidenten, hatte auch ihr Vorgänger Jean-Claude Juncker den Kampf gegen den Klimawandel durch eine Reorganisation der Kommissariate verstärkt in Angriff genommen. Er fasste die bisher getrennten Klima- und Energiebereiche zu einem neuen Portfolio mit sieben Projektteams unter dem spanischen Kommissar Miguel Arias Cañete zusammen.

Von Ursula von der Leyen wird nun erwartet, dass sie das System beibehält, um den „Green Deal for Europe“ nicht durch organisatorische Umbauten zu verzögern. Denn die Zeit drängt, um die Treibhausgasneutralität erreichbar zu machen. Zu viel Zeit wurde schon verloren. Das mahnen jeden Freitag Millionen von Schülern nicht nur in Europa an.

Das Prioritätenprogramm der Kommission ist durchaus ambitioniert. Es verspricht Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Schon in den ersten 100 Tagen der neuen Kommission sollen zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, um diesem Ziel näherzukommen. Dabei geht es erwartungsgemäß um klassische Struktur- und Investitionsmaßnahmen, etwa im Bereich von Offshore-Windenergie, Gebäudesanierung oder Hilfen für Kohleregionen. Doch eine elementare Rolle spielt die Ausrichtung des Finanzsystems auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz – und das ist eine Nachricht, bei der Wirtschafts- und Finanzakteure genau hinhören sollten.

Denn jenseits der üblichen staatlichen Initiativen sollen durch geänderte Spielregeln neue Marktkräfte aktiviert werden. Manches fällt – nicht nur in den Augen von Klimaaktivisten, sondern auch in Maßstäben von Asset Managern und Investoren – noch etwas zu zögerlich aus. Doch der Reihe nach.

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