Interaktive Infografik

Wie sich Donald Trumps Handelskrieg auswirken könnte

Der handelspolitische Feldzug des US-Präsidenten ist ein gewagtes Experiment – über das sich aber zumindest Ökonomen aus beruflichen Gründen freuen dürften. Diese interaktive Infografik zeigt, über welche Kanäle sich der Konflikt wirtschaftlich auswirken könnte.


Immerhin eine Berufsgruppe dürfte sich zumindest insgeheim über Donald Trumps Wahlsieg gefreut haben – die Ökonomenzunft. „Trump will make macro great again“, jubilierte beispielsweise der Blogger MacroMan. Die Idee dahinter: Der 45. US-Präsident würde durch seine Wirtschaftspolitik so viel Forschungsmaterial liefern, dass sich noch Generationen von Wirtschaftswissenschaftlern daran abarbeiten könnten.

Und Trump hat nicht enttäuscht. Seine Steuerreform zählt zu den umfangreichsten der letzten Jahrzehnte, und die Re-Deregulierung des Finanzsektors könnte die Debatte, ob die Welt zehn Jahre nach Lehman tatsächlich besser auf eine Finanzkrise vorbereitet sind, final klären.

Trumps – aus wissenschaftlicher Perspektive – spannendstes Projekt aber dürfte der Handelskrieg sein. Was im Frühjahr mit ersten Zöllen auf Solaranlagen und Waschmaschinen begann, ist inzwischen zu einem handfesten Konflikt eskaliert. Am gestrigen Donnerstag sind weitere Zölle der USA in Höhe von 16 Milliarden US-Dollar gegen China in Kraft getreten, die die chinesische Seite umgehend gekontert hat. Weitere Drohungen Trumps stehen im Raum, seine Regierung prüft derzeit Maßnahmen, von denen chinesische Exporte in die USA in Höhe von insgesamt 200 Milliarden US-Dollar betroffen sein könnten. Der Konflikt mit der EU ist zwar vorerst aufgeschoben, aber keinesfalls gelöst.

Die folgende Infografik gibt einen Überblick der verschiedenen Kanäle, über die sich der immer weiter eskalierende Handelskrieg wirtschaftlich auswirken könnte. Der Fokus liegt dabei auf der US-Wirtschaft, die zugrundeliegenden Prinzipien gelten aber natürlich nicht nur für die USA. Wenn Sie auf einen der Indikatoren klicken, öffnet sich ein weiteres Fenster mit ausführlicheren Erklärungen.

 

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Der Kampf um die Deutungshoheit

Der Handelskrieg trifft die Welt in einer Zeit, in der es laut der Federico-Tena World Trade Historical Database ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Exposition von Ländern rund um den Globus gegenüber dem Handel gibt. Entsprechend folgenschwer und komplex werden die Auswirkungen von Trumps Politik sein.

Tatsächlich wird es aber sehr schwer werden zu messen, welchen Einfluss der Handelskrieg konkret hat. So lassen sich die konkreten Auswirkungen etwa auf das Wachstum natürlich nicht isoliert von anderen politischen Maßnahmen wie etwa der Steuerreform betrachten. Selbst komplexe Instrumente wie beispielsweise die „synthetische Kontrollmethode“ stoßen hier schnell an ihre Grenzen.

Dies lässt wiederum jede Menge Spielraum für politische Interpretationen. Der US-Präsident selbst wird hier sicherlich nicht sonderlich zurückhaltend agieren. Gleiches dürfte auch für viele seiner Kritiker gelten, die jedwede negative Nachricht dahingehend deuten werden, dass Trumps Politik ein Desaster ist. Der Handelskrieg ist eben auch eine Schlacht zwischen frenetischen Globalisierungsskeptikern und Freihandelsbefürwortern, und nuanciertere Stimmen werden es nicht immer leicht haben, dazwischen durchzudringen.

 

Zum Autor:

Philipp Stachelsky ist Gründer und Herausgeber des Makronom.

 

Hinweis:

Hier finden Sie eine Liste mit Texten, die für diese Infografik verwendet wurden.