Fiskalpolitik

Wie eine öffentliche Investitionsoffensive finanziert werden kann

Es ist mittlerweile ein Allgemeinplatz geworden, dass der deutsche Staat mehr investieren muss – weiterhin unklar ist allerdings, wer dafür bezahlen soll. Ein Vorschlag für einen Finanzierungsplan von Tom Krebs.

Als Finanzminister Olaf Scholz am 13. Januar 2020 den vorläufigen Abschluss des Bundeshaushalts 2019 vorstellte, gab es eine kleine Überraschung: Trotz schwächelnder Konjunktur hat der Bund im Jahr 2019 mehr eingenommen als ausgegeben und einen Überschuss von 13,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Zudem musste nicht wie ursprünglich geplant ein Betrag von 5,5 Milliarden Euro den Rücklagen entnommen werden. Die anschließende öffentliche Debatte hat eindrucksvoll ein fundamentales ökonomisches Prinzip bestätigt: Die Summe der Begehrlichkeiten übersteigt in der Regel die vorhandenen Möglichkeiten. Somit stellt sich trotz erheblicher Haushaltsüberschüsse die Frage, wie die begrenzten öffentlichen Mittel am besten einzusetzen sind.

Für viele Ökonom*innen sind öffentliche Investitionen das Gebot der Stunde. Solche Investitionen erzeugen dauerhaften Wohlstand und stärken die Chancengerechtigkeit. Zudem besteht in Deutschland erheblicher Handlungsbedarf im Investitionsbereich. Beispielsweise schätzt eine vielbeachtete Studie von Bardt, Dullien, Hüther und Rietzler (2019) den zusätzlichen Bedarf an öffentlichen Investitionen in den Bereichen Bildung, Wohnungsbau, Verkehr und Energie auf insgesamt 457 Milliarden Euro in den kommenden 10 Jahren (45,7 Milliarden Euro pro Jahr). Dieser Befund wird von anderen Studien geteilt (z. B. Krebs und Scheffel, 2017).

Verbleibt die Frage, wie zusätzliche Investitionsausgaben in einer solchen Größenordnung finanziert werden sollen. Anders gesagt: Wer soll das bezahlen?

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