Twitter-Ranking

Worum geht es?

Twitter ist längst zu einem der zentralen Debattenräume unserer Welt geworden. Auch in der deutschsprachigen Ökonomenszene erfreut sich der Kurznachrichtendienst wachsender Beliebtheit. Zahlreiche VolkswirtInnen, WirtschaftsjournalistInnen und -bloggerInnen versuchen inzwischen, ihre Analysen, Berichte und Meinungen via Twitter zu verbreiten und zu diskutieren.

Wir wollen messen, wem dies am besten gelingt. Daher haben wir ein Ranking entwickelt, das Auskunft über den Einfluss von deutschsprachigen ÖkonomInnen, WirtschaftsjournalistInnen und -bloggerInnen und ihren Medienhäusern, Instituten, Universitäten und Think Tanks gibt. Unser Ranking ist damit weniger eine Konkurrenz, sondern vielmehr eine Ergänzung zu schon bestehenden Ranglisten wie etwa dem FAZ-Ökonomenranking, in dessen Berechnung unser Ranking seit September 2019 auch einfließt.

Bis Anfang 2020 erschien das Ranking immer quartalsweise. Inzwischen haben wir auf einen halbjährigen Turnus umgestellt.

Die erste Ausgabe unseres Rankings ist im Januar 2017 erschienen. Doch im Sommer 2018 machte uns die Firma Klout, auf dessen Social Media-Scoring unser Ranking zuvor beruht hatte, einen Strich durch die Rechnung: Der Klout-Dienst wurde eingestellt.

Daraufhin haben wir unser Ranking grundsaniert. Der Gesamtrang eines Twitterers setzt sich nun aus vier Teilwertungen zusammen:

Kriterium 1: Follower Power

Theoretisch können Profile mit vielen Followern deutlich mehr andere Nutzer erreichen als Profile mit weniger Followern – mehr Follower bedeuten schlicht und ergreifend auch mehr Reichweite. Daher messen wir in dieser ersten Kategorie, wie viele Follower ein Profil hat. Der Teil ist eher einfach.

 

Kriterium 2: Mass Appeal

Im zweiten Kriterium werten wir aus, wie viele Retweets und Likes die Profile mit ihren Tweets insgesamt während eines halben Jahres erhalten haben. Interaktion ist schließlich ein wichtiger Teil von Twitter. Im Ranking für Dezember 2018 haben wir beispielsweise alle 78.632 Tweets (ohne reine Retweets, aber inklusive Antworten auf andere Tweets sowie kommentierende Retweets) ausgewertet, die die 302 derzeit berücksichtigen Profile im letzten Quartal abgesetzt haben. So können wir künftig der Gesamtaktivität eines Profils stärker Rechnung tragen als das beim Klout Score der Fall war. Die letzten Wochen vor dem Ranking fallen also nicht mehr überdurchschnittlich stark ins Gewicht. Ihr könnte Eure Urlaubsplanung also ab jetzt unabhängig von unserem Ranking angehen.

Außerdem haben wir eine Art „Standby-Modus“ eingeführt: Berücksichtigt werden nur noch Profile, die mindestens 50 eigene Tweets im letzten halben Jahr gepostet haben. Reine Retweets zählen also nicht dazu, Antworten auf andere Tweets allerdings schon.

 

Kriterium 3: Ultra Faktor

Das dritte Kriterium ist gewissermaßen ein Gegengewicht zum vorherigen: Hier messen wir, wie viele Likes und Retweets die Tweets eines Accounts im Durchschnitt und in Relation zu ihrer Follower-Zahl bekommen haben. Im Wesentlichen geht es uns mit diesem Indikator darum zu zeigen, wie enthusiastisch Follower auf Tweets eines Accounts reagieren. Daher haben wir das Kriterium in Anlehnung an besonders enthusiastische Fußballfans „Ultra Faktor“ genannt.

In einem ersten Schritt berechnen wir die Anzahl an Retweets und Likes (als Summe) pro Tweet – wobei wir Antworttweets und Folgetweets innerhalb eines Threads nicht berücksichtigen. Hintergrund dessen ist, dass diese Antworten und Folgetweets für gewöhnlich viel seltener geliked oder retweetet werden. Durch das Herausfiltern dieser Tweets vermeiden wir es somit, Accounts zu bestrafen, die sich intensiv in Twitter-Diskussionen engagieren oder Threads veröffentlichen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass auch Antworten nicht berücksichtigt werden, die stark geliked oder retweetet werden. Dies ist aus unserer Sicht aber verschmerzbar, weil es eher selten vorkommt und solche stark gelikten Antwort-Tweets ohnehin auch ins 2. Kriterium („Mass Appeal“) einfließen.

Für die Relativierung der Followerzahl verwenden wir die Wurzel aus den Followerzahlen, wie auch bei der Bewertung der Anzahl Co-Autoren üblich. Die Formel für das 3. Kriterium lautet also (angewendet nur auf reine Tweets, d.h. ohne reine Retweets, Antwort-Tweets und Folge-Tweets innerhalb eines Threads):

Summe Retweets und Likes / (Anzahl Tweets + Wurzel aus der Zahl der Follower) = Ultra Faktor

 

Kriterium 4: Dicke Spinnen

Unser Twitter-Ranking dreht sich explizit um die deutschsprachige Twecon-Szene – daher brauchen wir noch ein Maß dafür, welche Profile innerhalb dieser Szene die größte Reichweite haben, also quasi die dicksten Spinnen im Twecon-Netz sind. Dies ermitteln wir auf zwei Wegen. Erstens messen wir, wie viele andere der im Ranking gelisteten Profile einem bestimmten Profil folgen. Zweitens zählen wir, wie oft ein Profil von anderen Profilen innerhalb des Rankings in Tweets erwähnt wurde und wie viele Retweets und Likes diese Erwähnungen wiederum erhalten haben. Dadurch werden auch Profile belohnt, die sich besonders in Debatten engagieren. Beide Komponenten zusammen ergeben gleichwertig gewichtet den finalen Score für diese Kategorie.

 

Score und Gewichtung

Die Accounts in unserem Ranking sortieren sich in vier Gruppen ein: je eine Einzelwertung für die personalisierten Accounts von ÖkonomInnen und MedienvertreterInnen, sowie je eine Teamwertung für ökonomische und mediale „Team“-Accounts. In den Teamwertungen berücksichtigen wir nur die zentralen Accounts von Institutionen und Medien, die in der DACH-Region (Deutschland, Österreich oder der Schweiz) beheimatet sind.

Wie werden diese vier Kategorien nun bewertet und aggregiert? Alle berücksichtigen Accounts teilen für jede Gruppe (Econ-Einzelwertung, Medien-Teamwertung etc.) in Dezile auf. Beispielsweise zählten beim Follower Power-Kriterium der Ökonomen-Einzelwertung im Dezember 2018 jene Profile zu den Top 10%, die mindestens 5.941 Follower haben. Die untersten 10% haben momentan höchstens 564 Follower. Die Twitterer im obersten Dezil bekommen 10 Punkte, im untersten nur einen. Der Gesamtscore ergibt sich aus der Summe der vier Einzelkriterien. Die Maximalpunktzahl beträgt also 40, die geringste 4. Wenn mehrere Twitterer die gleiche Punktzahl haben, setzt sich der durch, der weniger Tweets im letzten Halbjahr abgesendet hat.

Das 4. Kriterium („Dicke Spinnen“) hat eine Vorstufe, weil zwei unterschiedliche Maße dort einfließen. Dort werden ebenfalls alle Twitterer nach ihren Punkten in Dezile eingeteilt, und dann aus beiden eine Gesamtpunktzahl gebildet. Diese Gesamtpunktzahl wird wiederum in Dezile aufgeteilt und fließt dann ins finale Ranking ein.


Warum ein solches Rang-System aus vier Komponenten? Kurz gesagt: Es ist ein einfaches und für alle verständliches System, um die Twitterer in den jeweiligen Gruppen vergleichbar zu machen, mehrere sehr unterschiedliche Kategorien zu aggregieren und vor allem zu würdigen, dass es nicht den einen Weg gibt, Twitter zu nutzen, sondern unterschiedliche.

Einschränkend muss man jedoch betonen, dass die einzelnen Gruppen nicht mehr miteinander vergleichbar sind: 30 Punkte in der Econ-Einzelwertung können leichter (oder schwieriger) zu erreichen sein, als beispielsweise in der Medien-Einzelwertung, weil sich die Punkte ja wie erwähnt in Relation zu den anderen Profilen in dieser Gruppe und ergeben. Wer also 30 Punkte bei den Ökonomen erzielt, könnte nur auf 23 kommen, wenn er bei den Journalisten gelistet wäre.

Dafür gibt es durch das Rang-System wiederum eine Reihe von Vorteilen: Erstens nivelliert es die Unterschiede zwischen den einzelnen Accounts. Wir wollen nicht, dass Accounts mit 200.000 Followern schon über die Followerzahl das Ranking dominieren. Beispielsweise geraten Accounts, die wenig twittern und/oder – gemessen an ihrer Followerzahl – nur wenig Reichweite generieren, dafür aber relativ häufig retweetet oder geliked werden, so nicht hoffnungslos hinter die Big Player mit großen Follower-Zahlen zurück.

Zweitens erzeugen wir durch die gleiche Gewichtung aller Kategorien eine Art Magisches Viereck. Denn es gelingt nur den Allerwenigsten, in allen vier Kategorien weit oben zu landen. Als die Nerds, die wir sind, haben wir uns das mittels Korrelationsanalysen empirisch angeschaut: Wer alles twittert, was ihm vor die Tasten kommt, dürfte im Quality Twitter-Kriterium eher schwächer abschneiden, aber dafür viele Follower und Mass Appeal haben. Wer eher auf Qualität setzt, also wenig und nur zu ausgewählten Themen twittert, ist bei Followern eher hinten dran, hat dafür aber oft eine eingeschweißte Fanbasis.

Drittens erhöht dieses Rang-System auch den Spaß am Ranking für Euch, weil der Auf- und Abstieg innerhalb eines Rankings dynamischer wird, was bei den nächsten Ausgaben  sichtbar werden dürfte.

Datenschutz

Das Rang-System hat zudem den charmanten Nebeneffekt, dass die gelisteten Profile und ihr Verhalten nicht vollkommen gläsern sind, sondern über die Einordnung in Dezile verschlüsselt werden. Zwar nutzen wir für die Datenerhebung ausschließlich öffentlich zugängliche Daten. Und natürlich muss sich jeder, der bei Twitter aktiv ist, darüber im Klaren sein, dass seine oder ihre Aktivitäten praktisch vollkommen transparent im Netz verfügbar sind.

Allerdings gehen wir davon aus, dass bei weitem nicht jeder möchte, dass das eigene Twitter-Verhalten bis ins letzte Detail nachvollziehbar ist. Deshalb werden wir die zugrundeliegenden Rohdaten auch nicht veröffentlichen oder weitergeben

Aufnahmekriterien

Die Aufnahmekriterien für das Ranking haben sich von zwei wichtigen Ausnahme (Mindestzahl an Followern und mindestens 50 Tweets pro Halbjahr) abgesehen nicht verändert.

Für die Aufnahme in unser Ranking müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

Wenn jemandem ein Account bekannt ist, der diese Kriterien erfüllt, aber noch nicht im Ranking gelistet ist, bitten wir um einen kurzen Hinweis an [email protected]. Gleiches gilt auch für Korrekturen beispielsweise bei den Affiliations.