State of Swing

Zwei negative Konjunkturimpulse in den USA

Die konjunkturellen Sorgenfalten in den USA werden größer: In Amerika verdienen die Unternehmen nicht nur weniger, sie investieren auch weniger.

Die Rezessionssorgen in den Vereinigten Staaten kommen nicht von ungefähr. Bereits zu Beginn des Jahres sendete der private Kapitalaufbau in den USA ein Alarmsignal: Nach der Logik der drei typischen Konjunkturimpulse, die im Zentrum dieses Blogs stehen, hatte sich bereits gezeigt, dass die Investitionen in zusätzlichen Kapitalstock (Maschinen, Anlagen, Gebäude, Patente usw.) stagniert sind. Mittlerweile sinken die privaten Nettoinvestitionen so stark, dass ihr Anteil am Nettoeinkommen in den USA zurückgeht. Das heißt: Der Kapitalimpuls ist negativ. Gleiches gilt für den Profitimpuls, wie wir gleich sehen werden.

Nun kommt noch etwas hinzu, was in den Sommermonaten untergegangen war. Die Statistiker des Bureau of Economic Analysis (BEA) haben die Gewinndaten seit 2014 erheblich revidiert, sodass ein komplett neues Konjunkturbild entsteht. In meiner Berechnungsweise sind die operativen Gewinne größer als die vom BEA veröffentlichten: Demnach sinkt die Gewinnquote gemessen am Bruttoinlandprodukt bereits länger als in den Jahren vor dem Platzen der New-Economy-Blase (wie auch in diesem Kommentar angemerkt).

Das BEA zieht übrigens bereits Produktabgaben und anderes ab – dafür kommt meine Berechnung des Operating-Profits näher an den Vorsteuergewinn Ebit des Standorts USA heran. Klar ist so oder so: Die operativen Gewinnmargen wachsen seit vier bis fünf Jahren nicht mehr (= die grüne Kurve ist negativ). Das hat aber nicht verhindert, dass die Investitionsquote (vor allem durch verstärkte Ausgaben der Energiebranche angetrieben) ab 2017 wieder nach oben drehte bevor der Arbeitsmarkt in den USA kippen konnte und damit die gesamte Volkswirtschaft in die Rezession gestürzt hätte.

Klar ist nun auch, dass mit dem negativen Kapital- und Profitimpuls das Rezessionsrisiko steigt. Wenn die Investitionen langsamer als das Gesamteinkommen eines Landes wachsen bzw. wenn sie sinken, kann das natürlich dazu beitragen, dass verstärkt Cash in Staatsanleihen geparkt wird, was wiederum die Kurse der Obligationen steigen lässt. Dies dürfte allerdings nicht allein erklären, dass die Zinskurve so invertiert, dass zehnjährige Staatspapiere weniger Rendite abwerfen als dreimonatige, was aber seit einigen Wochen der Fall ist.

Die beiden jüngsten Aufschwünge begannen mit einer Erholung der Gewinnmargen, was wir in an Gewinnquote ablesen können. Vermutlich werden erst Kosteneinsparungen beim Personal auch diesmal erst die Wende bringen. Der Blick bleibt damit auf den Arbeitsmarkt gerichtet. Hier wird wie immer die Frage aufkommen, ob es zur Rezession kommt oder nicht.

 

Zum Autor:

André Kühnlenz ist Redakteur bei der Finanz und Wirtschaft. Außerdem bloggt er auf weitwinkelsubjektiv.com. Auf Twitter: @keineWunder

Hinweise:

Die State-of-Swing-Taktiktafel der Konjunkturanalyse finden Sie hier.

Dieser Beitrag ist ebenfalls im The State of Swing-Blog der Finanz und Wirtschaft erschienen. In Kooperation mit der FuW veröffentlichen wir die Blog-Beiträge auch im Makronom.