Wochenrückblick

Was diese Woche wichtig war

Sorgen um die Deutsche Bank, die Opec kann sich doch noch einigen und Griechenland privatisiert – die wichtigsten wirtschaftspolitischen Ereignisse der Woche kompakt zusammengefasst.

Deutschland

Die Deutsche Bank hat eine turbulente Woche hinter sich. Die Aktienkurse der Bank sanken zunächst auf ein neues Allzeittief. Erhebliche Verluste gab es auch bei den sogenannten CoCo-Bonds, deren Kurse auf den tiefsten Stand seit Februar abstürzten, als es ebenfalls heftige Spekulationen um den Zustand der Deutschen Bank gegeben hatte (mehr Hintergründe zu den CoCo-Bonds gibt es hier).

Einer der Auslöser dafür war ein Bericht der Zeit, laut dem die deutsche Bundesregierung einen Notfallplan erarbeite, um das Geldhaus mit Staatsgeldern zu retten. Sowohl Deutsche Bank als auch Bundesregierung dementierten den Bericht. Außerdem wurde bekannt, dass mehrere US-Hedgefonds ihren Derivate-Handel inzwischen über andere Banken abwickeln würden. Am Freitagabend ließen schließlich Meldungen, nach denen das US-Justizministerium bereit sei, die ursprünglich gegen die Bank verhängte Strafe von rund 14 auf 5,4 Milliarden US-Dollar zu reduzieren, die Aktienkurse wieder stark ansteigen.

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Die deutsche Wirtschaft wird laut der aktuellen Gemeinschaftsdiagnose in diesem Jahr um 1,9% wachsen. Für 2017 wird ein Wachstum von 1,4% erwartet. Im Frühjahr hatten die Institute noch ein Plus von 1,6% für 2016 bzw. 1,5% für 2017 prognostiziert.

Laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren im September 2,61 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos gemeldet. Das sind 77.000 weniger als im Vormonat und 100.000 weniger als im September 2015. Die Arbeitslosenquote liegt jetzt bei 5,9% (August: 6,1%). Die Zahl der Unterbeschäftigten beträgt 3,52 Millionen (Quote: 7,9%). Das sind 47.000 weniger als im Vormonat, aber 15.000 mehr als im September des Vorjahres. Die Unterbeschäftigung ist aussagekräftiger als die offizielle Arbeitslosenzahl, weil hier auch Menschen erfasst werden, die sich in Maßnahmen befinden oder zum Zeitpunkt der Erhebung krankgeschrieben waren.

EZB-Präsident Mario Draghi hat am Mittwoch mit Abgeordneten des Deutschen Bundestages über die Geldpolitik der EZB diskutiert (hier Draghis einleitende Bemerkungen im Wortlaut). Einen tieferen Nachrichtenwert hatte die Veranstaltung zwar erwartungsgemäß nicht. Allerdings scheint sie immerhin die Debatte über die EZB-Geldpolitik wieder etwas belebt zu haben: Laut Google Trends wurden von Deutschland aus in der letzten Woche so viele Suchanfragen zum Stichwort „Draghi“ gestellt wie zuletzt im März, als die EZB die Ausweitung des QE-Programms beschlossen hatte (unseren letzten Beitrag zur EZB-Debatte finden Sie hier).

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Stichwortsuche nach „Draghi“, Deutschland, letzte fünf Jahre. Quelle: Google Trends

Die Inflationsrate in Deutschland ist im September laut der ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes deutlich gestiegen. Die Verbraucherpreise legten demnach gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7% zu. Das ist der stärkste Anstieg seit knapp eineinhalb Jahren.

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Eurozone und Europa

Das griechische Parlament hat mit knapper Mehrheit dem neuen Privatisierungsfonds zugestimmt. Unter anderem sollen in Staatsbesitz befindliche Autobahnen, Flughäfen, Wasser- und Gaskraftwerke verkauft werden. Der Beschluss war die Voraussetzung für die Auszahlung einer weiteren Tranche aus dem dritten Hilfspaket. Der Privatisierungsfonds soll bis 2018 Einnahmen von etwa sechs Milliarden Euro erzielen, ursprünglich geplant waren 50 Milliarden.

Ministerpräsident Alexis Tsipras, der sich in der Vergangenheit immer wieder gegen diese Privatisierungen ausgesprochen hatte, warb im Parlament mit Verweis auf mögliche Schuldenerleichterungen um Zustimmung. Unterstützung erhielt Tsipras vom IWF: Dieser kritisierte zum wiederholten Male, dass die gegenwärtige Schuldenlast nicht tragbar sei und die im Rahmen der Rettungspakete auferlegten Spar- und Reformmaßnahmen unrealistisch wären. Besonders problematisch erscheint dem IWF die Forderung der europäischen Gläubiger, dass Griechenland ab dem Jahr 2018 einen Primärüberschuss von 3,5% des BIP erzielen soll. In früheren Berechnungen hatte der IWF höchstens 1,5% für realistisch gehalten (weitere Infos dazu hier).

Quellen: IWF, Eurogruppe

Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi hat die Haushaltspläne seiner Regierung für das kommende Jahr vorgestellt. Das Haushaltsdefizit soll 2017 2,0% des BIP betragen, mit der EU-Kommission waren ursprünglich 1,8% vereinbart. In diesem Jahr wird ein Defizit von 2,4% erwartet.

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Außerdem steht jetzt der Termin für das italienische Verfassungsreferendum: Die Abstimmung soll am 4. Dezember stattfinden. Laut den aktuellen Umfragen will jeweils ein Drittel der Italiener für bzw. gegen das Reformpaket stimmen. Ein weiteres Drittel ist noch nicht entschieden  (weitere Hintergründe zum Referendum finden Sie hier).

Gleitende Durchschnitte der jeweils fünf letzten Umfragen. Quellen: Diverse Meinungsforschungsinstitute, eigene Berechnungen

In Polen hat es eine Regierungsumbildung gegeben. Ministerpräsidentin Beata Szydło von der rechtsnationalen Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) entließ den bisherigen Finanzminister Paweł Szałamacha, mit dem sie zuvor immer wieder aneinandergeraten war. Das Finanzministerium übernimmt Wirtschaftsminister Mateusz Morawiecki, der nun als „Superminister“ beide Ressorts gleichzeitig verantworten soll und als Liebling von PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczyński gilt. Lesetipp: In einem kurz nach der Regierungsumbildung geführten Interview mit der Neuen Züricher Zeitung erläutert Morawiecki seine Vorstellungen für die künftige polnische Wirtschaftspolitik.

Die Inflationsrate in der Eurozone ist im September – auch dank der anziehenden deutschen Verbraucherpreise, siehe oben – leicht gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Preise laut Eurostat um 0,4% zu (August: +0,2%). Die Kerninflationsrate lag unverändert bei 0,8%.

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USA

Das TV-Duell zwischen Hillary Clinton und Donald Trump war in den USA das alles dominierende Thema. Zwar wurde Clinton von den allermeisten Kommentatoren als Siegerin gesehen. Neuere Umfragen, die diese Einschätzung bestätigen oder widerlegen, dürfte es aber erst in den kommenden Tagen geben (mehr dazu hier).

Die US-Wirtschaft ist im 2. Quartal deutlich stärker gewachsen als zunächst gemeldet worden war. Das Handelsministerium korrigierte die annualisierte Wachstumsrate von 1,1 auf 1,4% nach oben. Vor allem die Unternehmensinvestitionen und Exporte hatten sich besser entwickelt als ursprünglich angenommen.

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Türkei

Die Ratingagentur Moody´s hat ihre Bewertung für türkische Staatsanleihen auf Ramschniveau abgesenkt. Das Downgrade wurde mit der politischen Unsicherheit und der Gefahr einer Zahlungsbilanzkrise begründet. Der türkische Leitindex gab in Folge der Entscheidung vorrübergehend so stark nach wie zuletzt nach dem Putschversuch im Juli. Aber auch vor dem Downgrade hatten sich die Kurse an der Istanbuler Börse bisher nicht vollständig von dem Einbruch nach dem Umsturzversuch erholt. Gleiches gilt auch für die die türkische Währung und die Staatsanleihen des Landes.

Veränderungen gegenüber dem 14.7.16 in %. *gemessen anhand einer Staatsanleihe mit einer 10-jährigen Restlaufzeit (WKN: A18YUK). Quellen: finanzen.net, investing.com, comdirekt.de, eigene Berechnungen, Stand: 30.9.16

Weitere schlechte Nachrichten kamen aus dem türkischen Tourismus-Sektor. Die Zahl der Ankünfte lag im August bereits zum vierten Mal in Folge um über 30% unter dem Wert des Vorjahresmonats.

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Ölpreise

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) hat sich erstmals seit acht Jahren auf eine Reduzierung ihrer Fördermengen geeinigt. Die Produktion soll von derzeit 33,24 Millionen Barrel pro Tag auf 32,5 bis 33,0 Millionen Barrel gesenkt werden. Die konkreten Quoten für die einzelnen Länder sollen aber erst beim nächsten offiziellen Opec-Treffen im November bekanntgegeben werden. Die Ölpreise zogen nach Bekanntwerden der Entscheidung kräftig an. Allerdings gibt es an den Märkten auch Skepsis, ob die Fördermengen auch tatsächlich eingehalten werden – denn in der Vergangenheit haben sich die Opec-Staaten nur sehr selten an die selbstauferlegten Begrenzungen gehalten:

 

Weltwirtschaft

Die Europäische Union will in der kommenden Woche den im Dezember in Paris verhandelten Weltklima-Vertrag in einem Schnellverfahren ratifizieren. Darauf einigten sich die EU-Handelsminister bei einem Treffen in Brüssel. Zuletzt hatte es noch vor allem aus Polen Widerstand gegen die Unterzeichnung gegeben. Zuvor hatte auch Indien angekündigt, das Abkommen zu ratifizieren. Die Abstimmung sei für diesen Sonntag geplant, so Ministerpräsident Narendra Modi. Indien ist nach China und den USA der drittgrößte Produzent von Treibhausgasen und wird häufig als Hauptbremser bei den Bemühungen um mehr Klimaschutz bezeichnet. Die konkreten Regeln des Klimavertrages sollen im November bei der UN-Klimakonferenz ausgehandelt werden.

Jim Yong Kim bleibt für weitere fünf Jahre Präsident der Weltbank. Das Führungsgremium der Institution ernannte den US-Amerikaner einstimmig für eine zweite Amtszeit, die ab dem 1. Juli 2017 beginnen wird. Gegenkandidaten hatte es keine gegeben.