Sechs Wochen vor dem Wahltermin ist der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl unklarer denn je. Welche Wirkung die erste TV-Debatte auf das Rennen hatte, lässt sich momentan noch nicht seriös ermitteln.
Clinton und Trump können auch umfragetechnisch nicht voneinander lassen. Bild: Ted Eytan via Flickr (CC BY-SA 2.0)
Donald Trump oder Hillary Clinton? Am 8. November wählt die größte Volkswirtschaft der Welt ein neues Staatsoberhaupt. Bis dahin werten wir in unserem Wahlkampf-Monitor USA Umfrageergebnisse, Wettquoten und Finanzmarktinstrumente aus, um einen Zwischenstand im Rennen um das Weiße Haus zu geben. Der Monitor wird im Zwei-Wochen-Rhythmus aktualisiert.
Das Medienecho war eindeutig: Hillary Clinton hat nach Meinung der allermeisten Kommentatoren die erste TV-Debatte gegen Donald Trump deutlich gewonnen. Verschiedene Blitz-Umfragen bestätigten diesen Eindruck. Allerdings sollten solche Umfragen mit Vorsicht genossen werden: Um belastbare Ergebnisse zu produzieren und zu veröffentlichen, brauchen seriöse Institute in der Regel eine Woche. So basieren die im folgenden dargestellten Umfrageergebnisse auf Erhebungen, die vor der Debatte durchgeführt wurden.
Außerdem bedeutet es noch lange nicht, dass Wähler, selbst wenn sie Clinton in diesem einen Duell besser gefunden haben, auch Trump den Rücken kehren und für die ebenfalls extrem unpopuläre Demokratin stimmen – gesetzt den Fall, dass sie Trump tatsächlich jetzt als demaskierten „egomanischen Kaiser ohne Kleider, als rassistischen Rattenfänger, der nur ein müdes Lied im Pfeifenrepertoire hat“ wahrgenommen haben, wie es optimistisch auf Spiegel Online heißt.
Denn erstens hat Trump sich während der Debatte auch nicht groß anders benommen als während der Monate zuvor. Wem sein Charakter vorher nicht aufgefallen ist, dürfte es auch während der Debatte nicht bemerkt haben. Und zweitens kann es ja durchaus auch sein, dass sich ein Großteil der US-Amerikaner einfach genau so jemanden wünscht.
So oder so: für Hillary Clinton wäre es jedenfalls höchste Zeit, ihre Umfragewerte zu steigern. Denn Donald Trump hat es in den letzten zwei Wochen geschafft, das Rennen noch offener zu gestalten.
Landesweite Umfragen
Der Vorsprung Clintons in den landesweiten Umfragen beträgt unverändert etwa zwei bis drei Prozentpunkte. Auffällig ist aber, dass beide Kandidaten ihre Werte steigern konnten. Das spricht dafür, dass sie in gleichem Maße Wählerstimmen von den Anwärtern kleinerer Parteien abziehen konnten (das sind der Libertäre Gary Johnson und Jill Stein von den Grünen).
Durchschnittswerte der jeweils aktuellsten Umfragen verschiedener Meinungsforschungsinstitute. Quelle: RealClearPolitics, Stand: 28.9.16
Wahlmännerstimmen
Die entscheidende Frage ist aber bekanntlich, wer wie viele Wahlmännerstimmen aus den einzelnen US-Bundesstaaten auf sich vereinen kann. Und hier ist das Rennen wieder vollkommen offen: Die Zahl der Wahlmännerstimmen aus Staaten, in denen Clinton einen sicheren Vorsprung (definiert als ein Umfrageplus von mehr als 5%) hat, ist mit 214 Stimmen auf einen neuen Tiefststand gesunken. Das „sichere“ Trump-Lager liegt nahezu unverändert bei 154 Stimmen. Für die Wahl zur Präsidentin werden 270 Wahlmännerstimmen benötigt.
Quellen: RealClearPolitics, Politico, eigene Berechnungen, Stand: 28.9.16
Das bedeutet, dass die Wahl in den sogenannten „Battlestates“ bzw. „Swing States“ entschieden wird, in denen keine Seite auf eine deutliche Mehrheit zählen kann. Derzeit liegt Clinton hier mit 110 zu 60 Stimmen vorne – jedoch schwankten die Kräfteverhältnisse in diesen Staaten in den letzten Wochen immer wieder sehr stark.
Die Zahlen in den Klammern zeigen, wie viele Wahlmännerstimmen die jeweiligen Bundesstaaten haben. * nur eine Umfrage verfügbar oder sehr widersprüchliche Umfrageergebnisse. Quellen: realclearpolitics, eigene Berechnungen, Stand: 28.9.16
Wettquoten
Die Wettquoten der internationalen Buchmacher zeigten zuletzt einen Trend zugunsten Hillary Clintons an, der aber erst kurz nach der TV-Debatte einsetzte und somit wie oben erwähnt nicht auf der Basis von seriösen Umfragen basieren kann. Die Quoten der Wettanbieter implizieren jetzt eine Wahrscheinlichkeit für einen Sieg Clintons von 71%. Die Chance eines Trump-Triumphs liegt bei 35% (die überschüssigen sechs Prozent ergeben sich durch die Margen, die die Buchmacher für das Anbieten der Wetten erheben).
Quellen: oddschecker.com, eigene Berechnungen, Stand: 28.9.16
Finanzmarkt-Zertifikate
Spekulativ sind naturgemäß auch die Trader an den Iowa Electronic Markets unterwegs, auf denen man anhand von Zertifikaten auf den Ausgang der Wahl setzen kann. Die aus den Preisen der Zertifikate abgeleitete Wahrscheinlichkeit für einen Sieg Clintons stieg bereits vor der Debatte leicht an und liegt jetzt bei 69%.
Gleitende 3-Tages-Durchschnittskurse. Quellen: Iowa Electronic Markets, eigene Berechnungen, Stand: 28.9.16
Die Bezeichnung QE-Programm (Quantitative Easing) ist nicht die offizielle Bezeichnung des Programms der EZB, sondern bezeichnet lediglich eine geldpolitische Methode, bei der die Zentralbank Schuldtitel kauft, um das Niveau der Marktzinsen nach unten zu drücken. Das QE-Programm heißt im offiziellen EZB-Sprachgebrauch Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und wurde Anfang 2015 beschlossen. Das APP bestand zunächst aus drei Einzelprogrammen zum Ankauf
gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3, Start Oktober 2014),
forderungsbesicherter Wertpapiere (ABSPP, Start November 2014) und
von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (PSPP, Start März 2015).
Im Juni 2016 kam das Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (CSPP) hinzu.
Eine genauere Beschreibung der einzelnen Programme finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Die EZB hat für die einzelnen Programme keine konkreten Kaufvolumina, sondern lediglich monatliche Zielmarken für das gesamte APP festgelegt.
März 2015 bis März 2016: 60 Milliarden Euro
April 2016 bis März 2017: 80 Milliarden Euro
April 2017 bis Dezember 2017: 60 Milliarden Euro
Januar 2018 bis September 2018: 30 Milliarden Euro
Was kauft die EZB genau?
Der Blick auf die pro Monat aufgekauften Wertpapiere zeigt, dass die EZB durchaus die Zusammensetzung ihrer Käufe variiert hat und im Rahmen der einzelnen Programme unterschiedlich aktiv war. Auch lag das monatliche Kaufvolumen nicht immer präzise bei den angekündigten 60 bzw. 80 Milliarden Euro – allerdings hat die EZB während der jeweiligen Phasen im Durchschnitt doch ziemlich exakt das angekündigte Volumen gekauft.
Die unterschiedliche Gewichtung der Unterprogramme wird im folgenden Chart noch etwas deutlicher. Dieser zeigt, wie hoch der Anteil der jeweiligen Programme während der einzelnen Monate seit Start des APP im März 2015 war. Daraus wird ersichtlich, dass die EZB den Anteil der gekauften Staatsanleihen zuletzt wieder etwas reduziert hat (von in der Spitze über 90% auf zuletzt etwa 80%).
Worauf es zu achten gilt: Konkrete Umsetzung und Reinvestitionen fälliger Anleihen
In den kommenden Monaten gilt es also vor allem zu beobachten, wie die EZB die angekündigte Reduzierung ihres Aufkaufvolumens konkret umsetzt, weil sich dies auf die betroffenen Marktsegmente unterschiedlich auswirken wird. So hat die EZB wie oben gezeigt seit Start ihrer Aufkaufprogramme demonstriert, dass sie in der Lage und gewillt ist, die angekündigten Kaufvolumina auch tatsächlich umzusetzen. Das heißt, dass die gesamten APP-Bestände in ihrer Bilanz ungefähr dem im folgenden Chart skizzierten Verlauf (rote gestrichelte Linie) folgen und Ende September 2018 ein Gesamtvolumen von ca. 2,6 Billionen Euro erreichen dürften – die Frage ist eben lediglich, durch welche Wertpapiere die große weiße Lücke im Chart konkret gefüllt wird.
Es muss auch berücksichtigt werden, dass das APP noch lange über sein eigentliches Ende hinaus Wirkung entfalten wird. So hat die EZB bereits im Dezember 2015 angekündigt, die Einkünfte aus bis zur Fälligkeit gehaltenen Anleihen wieder zu reinvestieren und dieses Versprechen auf der Oktober-Ratssitzung noch einmal erneuert und präzisiert. Sollte also beispielsweise eine deutsche Staatsanleihe 2019 fällig und die EZB vom deutschen Staat ausbezahlt werden, wird sie – Stand heute – dieses Geld für den erneuten Erwerb einer (deutschen) Staatsanleihe nutzen. Ihre Bestände an Staatsanleihen werden sich somit nicht zwangsläufig verringern und ihre Präsenz auf den Märkten auch nicht sehr viel kleiner werden – sie schafft nur kein neues Geld, um Staatsanleihen zu erwerben.
QE-Käufe nach Ländern
Die EZB hat beim Start des PSPP (also des Staatsanleihen-Programms) angekündigt, dass sich das Kaufvolumen am Kapitalschlüssel der beteiligten Länder orientieren soll. Jedoch ist die EZB von diesem Ziel deutlich abgewichen: Sie hat mehr Staatsanleihen der großen Eurostaaten gekauft, als dies eigentlich nach dem Kapitalschlüssel angemessen gewesen wäre. So machen beispielsweise deutsche Staatsanleihen mittlerweile knapp 27% des aufgekauften Staatsanleihen-Portfolios aus, obwohl der deutsche Kapitalschlüssel nur bei knapp 18% liegt.
Diese „Bevorzugung“ der großen Staaten könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass es bei den kleineren Ländern schlicht nicht genug Anleihen gibt, damit die EZB ihr angepeiltes Kaufvolumen erreichen kann. Es wird sich zeigen, ob die EZB somit ihr Kaufverhalten ändern wird, wenn sie nur noch eine kleinere Summe an Staatsanleihen aufkaufen muss.
Bilanzsumme
Die im Rahmen des QE-Programms getätigten Käufe machen inzwischen fast die Hälfte der insgesamt knapp 4,4 Billionen Euro großen EZB-Bilanz aus. Wenn die EZB die Summe der monatlichen Anleihekäufe ab Januar senkt, ist in der kurzen Frist zu erwarten ist, dass sich die EZB-Bilanz zunächst etwas langsamer ausweiten wird. Um die tatsächliche expansive Wirkung der Geldpolitik zu beurteilen ist es aber auch notwendig zu beobachten, wie sich die übrigen Posten der Bilanz verändern, was aus heutiger Sicht aber nicht abschätzbar ist.
Glossar: Die Programme im Detail
Das erste Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (Covered Bond Purchase Programme, CBPP) wurde bereits 2009 von der EZB beschlossen, um nach der Finanzkrise den Markt für diese Papiere (z. B. Pfandbriefe) zu stabilisieren und Refinanzierungsproblemen der Banken entgegenzuwirken. Innerhalb eines Jahres wurden Wertpapiere im Gesamtvolumen von 60 Milliarden Euro angekauft. Ein zweites CBPP mit folgte dann von November 2011 bis Oktober 2012. Das aktuell laufende dritte CBPP wurde im Oktober 2014 verabschiedet.
Das Programm zum Ankauf forderungsbesicherter Wertpapiere (Asset Backed Securities Purchase Programme, ABSPP) wurde im September 2014 in Verbindung mit dem Programm zum Ankauf gedeckter Schuldverschreibungen (CBPP 3) beschlossen. Dabei werden ABS-Papiere am Primär- und Sekundärmarkt aufgekauft.
Im Rahmen des Programms zum Ankauf von Wertpapieren des öffentlichen Sektors (Public Sector Purchase Programme, PSPP) werden seit März 2015 Wertpapiere des öffentlichen Sektors wie Staatsanleihen sowie Schuldtitel europäischer Institutionen und Agenturen gekauft. Für die Ankäufe im Rahmen des PSPP gibt es detaillierte Regeln. So dürfen Staatsanleihen beispielsweise wegen des Verbots der monetären Staatsfinanzierung nur am Sekundärmarkt erworben werden. Es dürfen nur Papiere mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr aufgekauft werden. Zudem will die EZB nicht mehr als 33% aller auf den Sekundärmärkten befindlichen Papiere aufkaufen.
Mit dem Programm zum Ankauf von Wertpapieren des Unternehmenssektors (Corporate Sector Purchase Programme, CSPP) werden seit Juni 2016 auch Anleihen von Unternehmen in der Eurozone erworben. Ausgeschlossen sind Kreditinstitute und Unternehmen, deren Anleihen von den Ratingagenturen nicht mindestens als „Investment Grade“ bewertet werden. Die Anleihen müssen Laufzeiten zwischen sechs Monaten und 30 Jahren haben und können sowohl am Primärmarkt als auch am Sekundärmarkt gekauft werden.