Relaunch

Das neue Twitter-Ranking

Wir haben unser Twitter-Ranking grundsaniert. Der Gesamtrang eines Twitterers setzt sich nun aus vier Teilwertungen zusammen.

Inwiefern die Theorie von der schöpferischen Zerstörung im realen Leben zutrifft, ist umstritten. Für unser Twitter-Ranking hat sie sich allerdings bewährt. In diesem Ranking haben wir seit Anfang 2017 regelmäßig ermittelt, welche Profile aus der deutschsprachigen Ökonomenszene den größten Einfluss auf dem Kurznachrichtendienst haben. Die Basis für die Messung des Einflusses war der Klout Score, der aber kürzlich das Zeitliche gesegnet hat. Doch unser Ranking ist damit nicht zu Ende, es fängt jetzt erst richtig an. Denn wir haben es grundsaniert, neu zusammen gesetzt – notgedrungen, aber unserer Meinung nach mit einem zufriedenstellenden Ergebnis.

Der Gesamtrang eines Twitterers setzt sich nun aus vier Teilwertungen zusammen:

Kriterium 1: Follower Power

Theoretisch können Profile mit vielen Followern deutlich mehr andere Nutzer erreichen als Profile mit weniger Followern – mehr Follower bedeuten schlicht und ergreifend auch mehr Reichweite. Daher messen wir in dieser ersten Kategorie, wie viele Follower ein Profil hat. Der Teil ist eher einfach.

 

Kriterium 2: Mass Appeal

Im zweiten Kriterium werten wir aus, wie viele Retweets und Likes die Profile mit ihren Tweets insgesamt während eines Quartals erhalten haben. Interaktion ist schließlich ein wichtiger Teil von Twitter. Wir haben daher alle 78.632 Tweets (ohne reine Retweets, aber inklusive Antworten auf andere Tweets sowie kommentierende Retweets) ausgewertet, die die 302 derzeit berücksichtigen Profile im letzten Quartal abgesetzt haben. So können wir künftig der Gesamtaktivität eines Profils während eines Quartals stärker Rechnung tragen als das beim Klout Score der Fall war – die letzten Wochen vor dem Ranking fallen nicht mehr überdurchschnittlich stark ins Gewicht. Ihr könnt Eure Urlaubsplanung also ab jetzt unabhängig von unserem Ranking angehen.

Außerdem haben wir eine Art „Standby-Modus“ eingeführt: Berücksichtigt werden nur noch Profile, die mindestens 20 eigene Tweets im letzten Quartal gepostet haben. Reine Retweets zählen nicht dazu, Antworten auf andere Tweets allerdings schon.

 

Kriterium 3: Quality Time

Das dritte Kriterium ist gewissermaßen ein Gegengewicht zum vorherigen: Hier messen wir, wie viele Likes und Retweets die Tweets eines Accounts im Durchschnitt und in Relation zu ihrer Follower-Zahl bekommen haben. Dieses Kriterium trägt also allen Twitterern Rechnung, die eher weniger twittern, deren Tweets aber dafür von der Twitter-Gemeinde umso mehr honoriert werden.

In einem ersten Schritt berechnen wir die Anzahl an Retweets und Likes (als Summe) pro Tweet. Retweets und Likes werden gleichermaßen gewichtet. Das gibt die „Qualität“ pro Tweet wieder – wobei Qualität in diesem Fall ausdrücklich nicht meint, dass wir persönlich der Auffassung sind, die entsprechenden Tweets wären inhaltlich besonders hochwertig. Wir messen schlicht, wie die Tweets vom gesamten Twitter-Universum anhand von Retweets und Likes bewertet werden.

Da wir die Anzahl an Followern und Gesamtzahl von Retweets und Likes schon in den Kriterien 1 und 2 berücksichtigen, teilen wir die Qualität pro Tweet noch durch die Anzahl der Follower des jeweiligen Twitterers. Schließlich wäre es sonst mit mehr Followern deutlich einfacher, auf eine hohe Retweet/Like-Quote zu kommen. Die konkrete Formel lautet:

(Summe aller erhaltenen Retweets und Likes / Gesamtzahl aller abgesendeten Tweets ohne reine Retweets) / Anzahl Follower = Quality Time

 

Kriterium 4: Dicke Spinnen

Unser Twitter-Ranking dreht sich explizit um die deutschsprachige Twecon-Szene – daher brauchen wir noch ein Maß dafür, welche Profile innerhalb dieser Szene die größte Reichweite haben, also quasi die dicksten Spinnen im Twecon-Netz sind. Dies ermitteln wir auf zwei Wegen. Erstens messen wir, wie viele andere der im Ranking gelisteten Profile einem bestimmten Profil folgen. Zweitens zählen wir, wie oft ein Profil von anderen Profilen innerhalb des Rankings in Tweets erwähnt wurde und wie viele Retweets und Likes diese Erwähnungen wiederum erhalten haben. Dadurch werden auch Profile belohnt, die sich besonders in Debatten engagieren. Beide Komponenten zusammen ergeben gleichwertig gewichtet den finalen Score für dieses Kriterium.

 

Score und Gewichtung

Die Accounts in unserem Ranking sortieren sich auch weiterhin in vier Gruppen ein: je eine Einzelwertung für die personalisierten Accounts von ÖkonomInnen und MedienvertreterInnen, sowie je eine Teamwertung für ökonomische und mediale „Team“-Accounts. In den Teamwertungen berücksichtigen wir nur die zentralen Accounts von Institutionen und Medien, die in der DACH-Region (Deutschland, Österreich oder der Schweiz) beheimatet sind.

Wie werden diese vier Kategorien nun bewertet und aggregiert? Alle berücksichtigten Accounts teilen wir für jede Gruppe (Econ-Einzelwertung, Medien-Teamwertung etc.) in Dezile auf. Beispielsweise zählen beim Follower Power-Kriterium der Ökonomen-Einzelwertung jene Profile zu den Top 10%, die mindestens 5.941 Follower haben. Die untersten 10% haben momentan höchstens 564 Follower. Die Twitterer im obersten Dezil bekommen 10 Punkte, im untersten nur einen. Im 2. Dezil gibt es 2 Punkte, im 9. Dezil 9 Punkte, usw.

Der Gesamtscore ergibt sich aus der Summe der vier Einzelkriterien. Die Maximalpunktzahl beträgt also 40, die geringste 4. Wenn mehrere Twitterer die gleiche Punktzahl haben, setzt sich der durch, der mehr Top 10%-Platzierungen (10 Punkte) in den einzelnen Kriterien hat. Sollte auch dies gleich sein, entscheidet die Zahl der Platzierungen im 9. Dezil (9 Punkte), dann die der im 8. Dezil usw. Nur wenn alles gleich ist, gibt es einen geteilten Platz.

Das 4. Kriterium („Dicke Spinnen“) hat eine Vorstufe, weil hier wie erwähnt zwei unterschiedliche Maße einfließen. Dort werden ebenfalls alle Twitterer nach ihren Punkten in Dezile eingeteilt, und dann aus beiden eine Gesamtpunktzahl gebildet. Diese Gesamtpunktzahl wird wiederum in Dezile aufgeteilt und fließt dann ins finale Ranking ein.

 

Warum ein solches Rang-System aus vier Komponenten? Kurz gesagt: Es ist ein einfaches und für alle nachvollziehbares System, um die Twitterer in den jeweiligen Gruppen vergleichbar zu machen, mehrere sehr unterschiedliche Kategorien zu aggregieren und vor allem zu würdigen, dass es nicht den einen Weg gibt, Twitter zu nutzen, sondern unterschiedliche.

Einschränkend muss man jedoch betonen, dass die einzelnen Gruppen nicht mehr miteinander vergleichbar sind: 30 Punkte in der Econ-Einzelwertung können leichter (oder schwieriger) zu erreichen sein, als beispielsweise in der Medien-Einzelwertung, weil sich die Punkte ja wie erwähnt in Relation zu den anderen Profilen in dieser Gruppe ergeben. Wer also 30 Punkte bei den Ökonomen erzielt, könnte nur auf 23 kommen, wenn er bei den Journalisten gelistet wäre.

Dafür gibt es durch das Rang-System wiederum eine Reihe von Vorteilen: Erstens nivelliert es die Unterschiede zwischen den einzelnen Accounts. Wir wollen nicht, dass Accounts mit 200.000 Followern schon über die Followerzahl das Ranking dominieren. Beispielsweise geraten Accounts, die wenig twittern und/oder – gemessen an ihrer Followerzahl – nur wenig Reichweite generieren, dafür aber relativ häufig retweetet oder geliked werden, so nicht hoffnungslos hinter die Big Player mit großen Follower-Zahlen zurück.

Zweitens erzeugen wir durch die gleiche Gewichtung aller Kategorien eine Art Magisches Viereck. Denn es gelingt nur den Allerwenigsten, in allen vier Kategorien weit oben zu landen. Als die Nerds, die wir sind, haben wir uns das mittels Korrelationsanalysen empirisch angeschaut: Wer alles twittert, was ihm vor die Tasten kommt, dürfte im Quality Twitter-Kriterium eher schwächer abschneiden, aber dafür viele Follower und Mass Appeal haben. Wer eher auf Qualität setzt, also wenig und nur zu ausgewählten Themen twittert, ist bei Followern und Mass Appeal eher hinten dran, hat dafür aber oft eine eingeschweißte Fanbasis. Wer sich oft in Debatten engagiert, dürfte einen eher niedrigen Quality Score haben, wird dafür aber im Dicke Spinnen-Kriterium umso stärker belohnt.

Drittens erhöht dieses Rang-System auch den Spaß am Ranking für Euch, weil der Auf- und Abstieg innerhalb eines Rankings dynamischer wird, was bei den nächsten Ausgaben  sichtbar werden dürfte.

Stichwort Spaß: An dieser Stelle wollen wir noch einen kleinen Weihnachtsappell einfügen. Es ist verständlich, dass es bei Diskussionen um emotionale Themen, wie es z. B. Hartz IV in Deutschland ist, hoch her gehen kann. Es gab in der deutschen Twecon-Szene ein paar Beispiele in jüngerer Zeit, wie man es nicht machen sollte. Über Terminologie- und Ansichtsgrenzen hinweg sollte ein zivilisierter und konstruktiver Austausch möglich sein, das erhöht für alle den Spaß und am Ende auch den Erkenntnisgewinn, um den es bei diesen Diskussionen eigentlich geht.

Datenschutz

Das Rang-System hat zudem den charmanten Nebeneffekt, dass die gelisteten Profile und ihr Verhalten nicht vollkommen gläsern sind, sondern über die Einordnung in Dezile verschlüsselt werden. Zwar nutzen wir für die Datenerhebung ausschließlich öffentlich zugängliche Daten. Und natürlich muss sich jeder, der bei Twitter aktiv ist, darüber im Klaren sein, dass seine oder ihre Aktivitäten praktisch vollkommen transparent im Netz verfügbar sind.

Allerdings gehen wir davon aus, dass bei weitem nicht jeder möchte, dass das eigene Twitter-Verhalten bis ins letzte Detail nachvollziehbar ist. Deshalb werden wir die zugrundeliegenden Rohdaten auch nicht veröffentlichen oder weitergeben.

Aufnahmekriterien

Das Ranking wird auch weiterhin quartalsweise erscheinen. Wir nutzen den Relaunch jedoch, um es künftig immer am Ende (und nicht wie bisher am Anfang) eines Quartals zu veröffentlichen – das erscheint uns konsistenter, weil wir dann die Entwicklung eines Quartals in der Rückschau abbilden können.

Die Aufnahmekriterien für das Ranking haben sich von zwei wichtigen Ausnahmen abgesehen (Mindestzahl an Followern und mindestens 20 Tweets pro Quartal) nicht verändert.

Für die Aufnahme in unser Ranking müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Die Person muss ihrer Tätigkeit in der DACH-Region nachgehen (Deutschland, Österreich, Schweiz) oder aus einem dieser Länder stammen. Sie sollte zwar der deutschen Sprache mächtig sein, es ist aber keine Voraussetzung, dass auch tatsächlich überwiegend auf Deutsch getwittert wird.
  • Der Schwerpunkt von JournalistInnen und BloggerInnen muss auf wirtschaftspolitischen bzw. volkswirtschaftlichen Themen liegen.
  • Auch zentrale Accounts müssen diesen Fokus haben: So nehmen wir beispielsweise bei Zeitungen nur den Account des Wirtschaftsteils. Das gleiche gilt auch für Universitäten: wir nehmen nur Accounts der entsprechenden VWL-Fakultäten oder -Institute auf.
  • Die Berufsbezeichnung „Ökonom“ legen wir dagegen sehr frei und unbürokratisch aus: So befinden sich vereinzelt auch Twitterer in der Econ-Einzelwertung, die keine volkswirtschaftliche Ausbildung absolviert haben. Wichtig ist uns eher der berufliche Fokus: auch wer kein gelernter Volkswirt oder Volkswirtin ist, kann dennoch hochwertige Beiträge zu primär ökonomischen Themen produzieren.
  • Wir berücksichtigen nur Profile, die mindestens 500 Follower haben. Bei den früheren Rankings hatte der Follower-Cut nur bei 150 gelegen. Diese Inflationsbereinigung haben wir unter anderem auch deswegen vornehmen müssen, weil wir die zu bewältigende Datenmasse etwas reduzieren mussten.

Wenn Euch ein Account bekannt ist, der diese Kriterien erfüllt, aber noch nicht im Ranking gelistet ist, bitten wir um einen kurzen Hinweis an [email protected].  Wenn ihr aufgrund des angehobenen Follower-Cuts oder der Tweet-Mindestzahl aus dem Ranking gefallen sein solltet: Wir haben euch nicht vergessen und werden bei der nächsten Ausgabe automatisch prüfen, ob eure Follower-Zahl inzwischen über der 500er Marke liegt und ihr mindestens 20 Tweets pro Quartal abgesendet habt.

Hier nun die ersten Top 10-Listen nach dem neuesten Ranking-System. Die Listen mit allen Platzierungen finden ihr hier.

 

Einzelwertung

Ökonomenranking

PlatzNameFollower PowerFollower PowerFollower PowerFollower PowerGesamt
1
Claudia Kemfert
DIW Berlin
10 10 8 9 37
1
Henrik Enderlein
Hertie School of Governance / Delors Institut Berlin
10 10 9 8 37
3
Peter Bofinger
Sachverständigenrat / Uni Würzburg
8 8 10 10 36
4
Marcel Fratzscher
DIW Berlin
10 10 6 9 35
4
Stefan Sell
Hochschule Koblenz
10 10 6 9 35
6
Markus Marterbauer
AK Österreich
6 10 10 7 33
7
Michael Hüther
IW Köln
8 8 7 10 33
7
Stephan Schulmeister
-
10 8 8 7 33
9
Benjamin Braun
MPIfG
7 9 9 8 33
10
Clemens Fuest
Ifo Institut
9 9 4 10 32

 

 

Teamwertung

Ökonomenranking

PlatzNameFollower PowerFollower PowerFollower PowerFollower PowerGesamt
1
Hans-Böckler-Stiftung
9 10 8 9 36
2
Plurale Ökonomik
8 8 6 10 32
3
WSI
5 10 7 9 31
4
DIW Berlin
10 7 3 10 30
5
Agenda Austria
8 9 5 8 30
6
Agora Energiewende
9 10 8 2 29
7
IÖW
6 9 8 6 29
8
Hertie School of Governance
7 9 6 7 29
9
IW Köln
9 7 2 10 28
10
Wuppertal Institut
9 9 4 6 28

 

 

Einzelwertung

Medienranking

PlatzNameFollower PowerFollower PowerFollower PowerFollower PowerGesamt
1
Philip Plickert
Frankfurter Allgemeine Zeitung
10 10 9 9 38
2
Marc Felix Serrao
Neue Zürcher Zeitung
9 10 10 8 37
2
Martin Greive
Handelsblatt
8 10 9 10 37
4
Norbert Häring
Handelsblatt / Norberthäring.de
8 10 9 10 37
5
Daniel Eckert
Welt
10 10 5 10 35
6
Olaf Gersemann
Welt
9 10 7 9 35
7
Holger Zschäpitz
Welt
10 10 4 10 34
8
Mark Schieritz
Zeit
9 9 5 10 33
9
Wolfgang Münchau
Eurointelligence
10 10 4 8 32
10
Ulrich "egghat" Voß
Mikroökonomen
9 10 2 10 31
10
Patrick Bernau
Frankfurter Allgemeine Zeitung
10 9 2 10 31

 

 

Teamwertung

Medienranking

PlatzNameFollower PowerFollower PowerFollower PowerFollower PowerGesamt
1
Handelsblatt
10 10 1 10 31
2
Wirtschaftswoche
10 10 1 9 30
3
Frankfurter Allgemeine Zeitung
10 9 2 9 30
4
OXI Blog
5 10 9 6 30
5
Makronom
6 4 8 10 28
6
Wirtschaftsdienst
3 5 9 10 27
7
Süddeutsche Zeitung
9 7 3 8 27
8
Manager Magazin
9 8 2 6 25
9
Deutsche Welle
8 9 5 2 24
10
Arbeit & Wirtschaft
3 5 9 6 23