Analyse

Wie die Einstellung zur Globalisierung das Wahlverhalten beeinflusst

Die Ergebnisse einer neuen Studie deuten darauf hin, dass in Deutschland die Einstellungen der Bürger zur Globalisierung eine relevante Konfliktlinie darstellen – was auch wichtige Implikationen für den politischen Wettbewerb hat.

Bild: Unsplash

Die zunehmende Politisierung der Zuwanderung und der europäischen Integration hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer Veränderung der Parteiensysteme und des politischen Wettbewerbs in Westeuropa geführt. Mit der steigenden politischen Bedeutung dieser und anderer „neuer Themen“ ging häufig ein Abstieg der großen, etablierten Parteien und ein Aufstieg rechtspopulistischer Parteien an den Wahlurnen einher.

Einigen Forschern zufolge ist die Globalisierung die tieferliegende Ursache dieser Veränderungen. Die Politik sei heute von einem neuen Konflikt über die Globalisierung und den damit verbundenen Sachfragen — insbesondere Zuwanderung und europäische Integration, aber auch internationaler Handel — geprägt: einem Wettbewerb zwischen „Integration“ und „Abgrenzung“, einer transnationalen Konfliktlinie, einem Ringen um nationale Grenzen zwischen kosmopolitischen und kommunitaristischen Positionen.

Diese Idee der Existenz eines tiefgreifenden Globalisierungskonflikts hat auch in der breiteren öffentlichen Diskussion an Aufmerksamkeit gewonnen. In der Debatte um die Ursachen hinter dem Brexit, der Wahl Donald Trumps und den Wahlerfolgen rechtspopulistischer Parteien in mehreren europäischen Staaten haben Journalisten und akademische Kommentatoren auf eine wachsende politische Kluft zwischen den Gewinnern und Verlierern der Globalisierung verwiesen.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Einstellungsforschung den Haltungen der Bürger zur „Globalisierung“ als solcher bislang wenig Beachtung geschenkt hat. Will man ihre politische Bedeutung bemessen, stellen sich drei miteinander verknüpfte Fragen. Besitzen Bürger überhaupt klare, zeitlich stabile Einstellungen zu diesem Phänomen? Sind diese konsistent mit ihren Einstellungen zu globalisierungsbezogenen Sachfragen wie Freihandel, europäische Einigung und Zuwanderung? Schließlich, und vielleicht entscheidend, sind diese Bevölkerungseinstellungen politisch relevant, also haben sie einen eigenständigen Effekt auf das Wahlverhalten der Bürger?

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