Chartbook

Was letzte Woche wichtig war

Schwache Exportzahlen in Deutschland, chinesische Planspiele und US-Analysten haben Zeit für ihr Lieblingshobby – das waren die wichtigsten und spannendsten Charts der letzten Woche.

Geldpolitik

Das wichtigste Ereignis der letzten Woche war sicherlich die EZB-Sitzung am Donnerstag. Die EZB hat ein Paket von sechs Maßnahmen beschlossen. Unter anderem wurden alle drei Leitzinsen weiter abgesenkt. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt jetzt bei 0,0%, der Spitzenrefinanzierungssatz bei 0,25% und der Einlagenzins bei -0,4%.

EZB_Leitzinsen
Quelle: EZB.

Die Reaktion an den Finanzmärkten verlief uneinheitlich, exemplarisch ablesbar am Eurokurs. Die Gemeinschaftswährung gab zum US-Dollar zunächst stark nach, gewann aber während der anschließenden Pressekonferenz wieder deutlich an Wert. Zum Wochenende notierte der Euro höher als vor der EZB-Sitzung.

Eine ausführliche Analyse zu den EZB-Beschlüssen werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.

Deutschland

Die Industrieproduktion in Deutschland hat im Januar deutlich zugelegt. Der Output stieg laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um 3,2%.

Deutschland_Industrieproduktion_Makronom
Quellen: Destatis, Makronom.

Das Arbeitszeitvolumen in Deutschland ist laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2015 auf rund 59 Milliarden Stunden gestiegen. Das entspricht einem Anstieg von 1,1% gegenüber dem Vorjahr und ist so hoch wie zuletzt im Jahr 1992.

Deutschland_Arbeitszeitvolumen
Quelle: IAB.

Die Arbeitskosten je geleistete Arbeitsstunde sind laut Destatis 2015 im Vergleich zum Vorjahr kalenderbereinigt um 2,6 % gestiegen. Die Zuwächse liegen somit deutlich über der durchschnittlichen europäischen Entwicklung.

Deutschland hat im Januar deutlich weniger Waren exportiert als noch in den Vormonaten. Laut Destatis sanken die Ausfuhren um 1,4% auf 88,7 Milliarden Euro.

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Quelle: tradingeconomics.com

China

Die chinesische Regierung hat ihren neuen Fünf-Jahres-Plan vorgestellt. Erstmals seit 1995 gibt es keine feste Zielgröße für das zu erreichende Wirtschaftswachstum, sondern eine Bandbreite. So soll die Wirtschaft 2016 zwischen 6,5 und 7% wachsen. Um dieses Ziel zu erreichen, soll das Haushaltsdefizit im kommenden Jahr auf 3% ausgeweitet werden – das wäre das größte Defizit seit 1991. Auch für die Jahre bis 2020 wird ein Mindestwachstum von real 6,5% angestrebt.

China_Fünf_Jahres_Plan_BIP
BIP-Wachstum China (in %, real). Quellen: Bis 2014: IWF, 2015: Chinesische Statistikbehörde, ab 2016: Fünf-Jahres-Plan der chinesischen Regierung (laut Bloomberg).

Chinas Devisenreserven sind auch im Februar weiter gesunken. Wie die chinesische Zentralbank (PBoC) mitteilte, gingen sie um 29 Milliarden auf insgesamt 3,2 Billionen US-Dollar zurück. Das ist der niedrigste Stand seit 2011. Allerdings verlangsamte sich der Schrumpfungsprozess im Vergleich zu den letzten drei Monaten, als die Devisenreserven im Schnitt um 98 Milliarden US-Dollar gesunken waren.

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Quelle: tradingeconomics.com

Die chinesische Industrieproduktion hat im Januar und Februar lediglich um 5,4% zugelegt. Das ist das schwächste Plus seit November 2008.

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Quelle: tradingeconomics.com

Enttäuschende Zahlen lieferte auch der Exportsektor ab. So waren die Ausfuhren im Februar um 25,4% niedriger als im Vormonat. Allerdings sollte man diese Zahl mit Vorsicht genießen, da sie unter anderem aufgrund eines Basiseffekts überzeichnet ist (mehr dazu hier).

Brasilien

Die Inflationsrate im von einer schweren Wirtschaftskrise gebeutelten Brasilien ist erstmals nach langer Zeit wieder etwas zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat „nur“ noch um 10,4%. Im Januar hatte die Inflation auf dem Zehn-Jahres-Hoch von 10,7% gelegen.

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Quelle: tradingeconomics.com

USA

Wichtige neue Konjunkturdaten aus den USA gab es in der letzten Woche nicht. Zeit genug also für einige Analysten, sich ihrem Lieblingshobby zu widmen: Dem Erstellen von tollen Charts zur Voraussage einer möglichen Rezession. Ein schönes neues Exemplar lieferte Jeff Gundlach, Gründer der Investmentfirma DoubleLine Capital. Laut Gundlach ist der beste Indikator für eine bevorstehende US-Rezession, ob die monatliche Arbeitslosenrate ihren gleitenden 12-Monats-Durchschnitt übersteigt. Demnach seien die USA aber noch ein ganzes Stück von einer drohenden Krise entfernt:

 

Finanzmärkte

Die weltweiten Aktienmärkte haben sich in der letzten Woche uneinheitlich entwickelt. Während die Börsen in Europa und den USA sich weiter auf Erholungskurs befanden, verbuchten die asiatischen Märkte leichte Verluste.

Aktienmärkte_weltweit
Quellen: finanzen.net, Makronom

Auch die Ölpreise entwickelten sich in der letzten Woche uneinheitlich. Die US-Sorte WTI legte um über 5% zu. Dagegen lief der Preis für die Nordsee-Sorte Brent eher seitwärts.

ölpreise_Brent_WTI
Quellen: finanzen.net, Makronom

Ein Grund für den WTI-Preisanstieg dürften die neuesten Zahlen aus der US-Ölwirtschaft geliefert haben. Der sogenannte „Rig Count“ – die Zahl der aktiv betriebenen Bohrlöcher – ist laut Daten der Erdöl-Service-Gesellschaft Baker Hughes auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gefallen.