Klimawandel

Warum der Glaube in die Überlegenheit des Emissionshandels übertrieben ist

Deutsche Ökonomen plädieren mehrheitlich für einen Emissionshandel und gegen die Einführung einer Steuer. Das ist jedoch deutlich weniger überzeugend als es auf den ersten Blick scheint. Denn der Emissionshandel hat auch eine Reihe von – oft nicht ausreichend berücksichtigten – Nachteilen. Ein Beitrag von Sebastian Dullien.

Unter Ökonomen herrscht weitgehend Einigkeit, dass eine Bepreisung des CO2-Ausstoßes ein wichtiges Element einer Strategie zur Reduktion von Treibhausgasen sein sollte. Das ist auch ein Grund, warum der kurz vor Weihnachten im Vermittlungsverfahren durchgesetzte höhere Preispfad für CO2-Emissionen von Haushalten und Gewerben von den meisten Kommentatoren positiv bewertet wurde – so auch in der heute erschienenen Analyse der „Wirtschaftspolitischen Herausforderungen“ des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (Dullien et al. 2020).

Zumindest wenn man die globale Debatte betrachtet, herrscht allerdings massiver Dissens darüber, wie genau ein CO2-Preis umgesetzt werden sollte, insbesondere, ob eine Besteuerung von Treibhausgasen oder ein Emissionshandel die bessere Lösung darstellt. Diese Frage ist auch im Vorfeld der Verabschiedung des Klimapakets kontrovers diskutiert worden. Das Klimapaket enthält nun einen Kompromiss: Für die Jahre 2021 bis 2025 werden Zertifikate in unlimitierter Menge mit einem Jahr für Jahr steigenden Festpreis ausgegeben, was de facto einer Steuerlösung entspricht. Ab dem Jahr 2026 wird eine feste Menge Zertifikate versteigert, wobei Mindest- und Höchstpreise gelten sollen (in der wissenschaftlichen Literatur werden solche Lösungen als „Hybride“ bezeichnet). Wie es danach weitergeht, ist unklar: Sollte es weiter einen Höchstpreis geben und sich der Preis in dessen Nähe bewegen, so entspräche die Lösung im Ergebnis einer Steuerlösung, weil oberhalb dieses Preises ja zur Preisstabilisierung unbegrenzt Zertifikate ausgegeben werden müssten. Fällt der Höchstpreis oder wird er in einer Höhe angesetzt, die der Marktpreis nie erreicht, würde das Ergebnis einer reinen Zertifikatslösung gleichen.

Kostenpflichtiger Inhalt

Bitte melden Sie sich an, um weiterzulesen

Noch kein Abo?