Ökonomische Misanthropie

Ökonomik und Rechtspopulismus – ein kompliziertes Verhältnis

Bei der Suche nach den Ursachen für das Erstarken rechtspopulistischer Bewegungen rückt zunehmend auch die Ökonomik als wissenschaftliche Instanz wirtschaftspolitischer Rechtfertigung in den Fokus. Und tatsächlich stellt der Rechtspopulismus sowohl die Standard-Ökonomik als auch die Plurale Ökonomik vor schwierige Herausforderungen.

Die Wahlerfolge u.a. der AfD in Deutschland haben verstärkt die Frage nach den Ursachen des aktuellen „Rechtspopulismus“ in das Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt. Zunehmend wird dazu auch die praktizierte Wirtschafts- und Sozialpolitik kritisch betrachtet – und insofern auch die Ökonomik als wissenschaftliche Instanz wirtschaftspolitischer Rechtfertigung in die Verantwortung genommen. So argumentiert z.B. Nikolaus Kowall, dass die „Marktliberalen“ u.a. mit ihrem Dogma des Wettbewerbs „jenem Nationalismus rhetorisch den Boden bereitet [haben], der jetzt die Grundlagen der liberalen Wirtschaftsordnung in Frage stellt.“ Auch Branko Milanović hat kürzlich– jedoch unter einem anderen Gesichtspunkt – die Ökonomik mitverantwortlich gemacht für das Erstarken rechtspopulistischer Strömungen.

Die damit verbundene Kritik ist nicht neu, sondern lässt sich in wesentlichen Punkten bereits an der von Wilhelm Heitmeyer initiierten Langzeitstudie zur Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ablesen. Diese untersuchte zwischen 2002-2012 die Einstellungen der Deutschen hinsichtlich Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit usw., aber auch bezogen auf die Abwertung von Langzeitarbeitslosen. Dabei wurde ebenfalls analysiert, wie z.B. ökonomistische Einstellungen, Krisenbedrohung und Orientierungslosigkeit auf die Abwertungsmuster wirken. Zur Frage nach den möglichen Zusammenhängen zwischen Ökonomik und „Rechtspopulismus“ lohnt es sich daher, einen Blick auf die Ergebnisse dieser Studie zu werfen. Darüber hinaus stellen die Entwicklungen dessen, was mit „Rechtspopulismus“ assoziiert wird, vor allem aber auch Herausforderungen für Bewegungen wie die Plurale Ökonomik dar, worauf später noch einzugehen ist.

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