Geldpolitik

EZB-Zinserhöhungen behindern Klimaschutz

Die dringend nötige Klimaschutzagenda gehört zu den wesentlichen Kollateralschäden der straffen Geldpolitik. Denn höhere Zinsen sind ein Problem für die grüne Transformation – und adressieren nicht einmal die Inflationsursachen.

Weitflächige Waldbrände, austrocknende Gewässer, Hitzewellen: Die Auswirkungen der Klimakrise trafen in diesem Sommer weite Teile Europas und der Welt. Die Hälfte der Menschheit lebt mittlerweile durch die Folgen der Klimakatastrophe in einer unmittelbaren Gefahrenzone für das eigene Leben; auch in Europa könnten große Regionen bald kaum mehr bewohnbar sein. Investitionen von hunderten Milliarden Euro für saubere Technologien, umweltschonende Energieversorgung, klimafreundliche Infrastruktur und Mobilität werden erforderlich sein, um aus fossilen Energieträgern auszusteigen und Klimaneutralität zu erreichen.

Inmitten der Hitzerekorde entschied die Europäische Zentralbank (EZB) am 21. Juli, ihren Leitzins um 0,5 Prozentpunkte anzuheben. Heute, am 8. September wurde er um weitere 0,75 Prozentpunkte erhöht.

Zinserhöhungen wirken dämpfend auf Nachfrage und Beschäftigung: Unternehmen reduzieren wegen höherer Finanzierungskosten ihre Investitionen; die Arbeitslosigkeit steigt; das Lohnniveau geht zurück. Doch tatsächlich sind die aktuell hohen Inflationsraten überwiegend angebotsseitig verursacht. EZB-Zinserhöhungen können weder das Angebot von Gas aus Russland erhöhen noch alternative Energiequellen erschließen oder Lieferkettenprobleme bei Chips und Halbleitern lösen. Und sie werden nicht ohne Kollateralschäden bleiben. Dabei wird neben der zusätzlichen Arbeitslosigkeit, die ein gesellschaftliches und demokratiepolitisches Problem darstellt, vor allem die Klimaschutzagenda in Mitleidenschaft gezogen.

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