EZB

Die Geldpolitik verteilt Einkommen um

Eine neue Studie zeigt, wie sich eine Veränderung der EZB-Leitzinsen auf die Lohnquote auswirkt. Um die Wirkung der Geldpolitik zu verbessern, brauchen wir neue geldpolitische Instrumente und europäische Arbeitsmarktinstitutionen. Ein Beitrag von Jan Philipp Fritsche.

EZB Geldpolitik

Foto: Kiefer via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Seit der Finanzkrise sprechen Zentralbankökonom:innen fast ausschließlich über Banken und Notfallprogramme, wenn es um Geldpolitik geht. Mit den zuletzt stark ansteigenden Inflationsraten hat sich das geändert. Nach der letzten Ratssitzung der Europäischen Zentralbank am 9. September betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die besondere Bedeutung der Löhne für die Inflationsraten in der mittleren Frist. Sie warnte, dass falls die Löhne stärker steigen sollten als erwartet, auch ein Anstieg der Preise zu erwarten sei. Sollte das eintreten, dürfte die EZB, entsprechend ihrem Mandat der Preisstabilität, ihre Geldpolitik anpassen und die Zinsen erhöhen – und damit auch Lohnsteigerungen entgegenwirken. Mit solchen Zinsänderungen beginnt eine lange Wirkungskette, die über verschiedene Kanäle Preisänderungen nach sich ziehen soll.

Eine neue Studie des DIW Berlin belegt empirisch, dass Zinserhöhungen zu einer Verringerung des Anteils der insgesamt gezahlten Löhne und Gehälter an der Wertschöpfung (Lohnquote) der Unternehmen führen. Dieser Umverteilungseffekt wurde zwar theoretisch lange angenommen, bisher gab es allerdings so gut wie keine empirischen Belege. Um ihn zu berechnen, wurden 14 Millionen Beobachtungen von mehr als zwei Millionen europäischen Firmen ausgewertet.

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