Analyse

Die Spielarten der Ungleichheit

Die ökonomische Ungleichheit ist in den letzten Jahrzehnten praktisch überall angestiegen – doch die konkrete Ausprägung unterscheidet sich systematisch zwischen den Kapitalismustypen. Dies hängt mit den verschiedenen Wachstumsmodellen von liberalen und koordinierten Marktwirtschaften zusammen. Ein Beitrag von Till van Treeck.

Die ökonomische Ungleichheit ist seit den 1980er Jahren praktisch überall angestiegen, nicht nur in liberalen Marktwirtschaften wie den USA, sondern auch in sogenannten „koordinierten“ Marktwirtschaften wie Deutschland. Aber das Gesicht der Ungleichheit und das makroökonomische Wachstumsmodell unterscheiden sich systematisch zwischen den Kapitalismustypen.

Die Vergleichende Politische Ökonomie unterscheidet traditionell zwischen liberalen Marktwirtschaften und koordinierten Marktwirtschaften. Liberale Marktwirtschaften wie die USA oder das Vereinigte Königreich zeichnen sich u. a. durch eine stärkere Shareholder Value-Orientierung, dezentrale Lohnverhandlungen und einen eher schlanken Sozialstaat aus. In koordinierten Marktwirtschaften wie Deutschland oder den skandinavischen Ländern spielt die Sozialpartnerschaft zwischen Unternehmensverbänden und Gewerkschaften eine wichtigere Rolle, Lohnverhandlungen sind stärker zentralisiert und die öffentliche Daseinsvorsorge ist stärker ausgebaut.

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