Economists for Future

Die Notwendigkeit zum Wertewandel fordert auch die VWL heraus

VWL-Standardmodelle gehen davon aus, dass Individuen gegebene und stabile Präferenzen haben, nach denen sie ihren Nutzen maximieren. Doch was passiert, wenn sich diese Präferenzen aus anderen Gründen ändern – und wäre es verwerflich, sie gezielt durch Politikmaßnahmen zu beeinflussen? Ein Beitrag von Linus Mattauch und Anna Wiese.

Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Im Zentrum: die Wirtschaft. Die nächsten Jahre werden entscheiden, ob uns der Wandel by disaster passiert oder uns by design gelingt.

Die Debattenreihe Economists for Future widmet sich den damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen. Sie beleuchten einerseits kritisch-konstruktiv Engführungen in den Wirtschaftswissenschaften sowie Leerstellen der aktuellen Wirtschaftspolitik. Andererseits diskutieren wir Orientierungspunkte für eine zukunftsfähige Wirtschaft und setzen Impulse für eine plurale Ökonomik, in der sich angemessen mit sozial-ökologischen Notwendigkeiten auseinandergesetzt wird.

Die erste Ausgabe der Debattenreihe erschien zwischen September und Dezember 2019. Der zweite Teil der Serie startete im September 2020, der dritte im Juni 2021. In der neuesten Ausgabe werden in den kommenden Monaten Aspekte rund um Macht & Märkte thematisiert. Hier finden Sie alle Beiträge, die bisher im Rahmen der Serie erschienen sind.

Viele politische Stimmen in Deutschland sehen einen Wertewandel in unserer Gesellschaft als notwendig für die Dekarbonisierung. Wir müssten uns hin zu einem neuen „Normal“ bewegen, in dem es zum Beispiel nicht mehr üblich ist, jeden Tag Fleisch und tierische Produkte zu konsumieren oder ein eigenes Auto zu besitzen. Nur wenn sich grundlegend ändere, wie und was wir konsumieren, könne die Klimakrise noch abgewendet werden.

Der „Weltklimarat“, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), legt diese Schlussfolgerung in seinem neuesten Sachstandsbericht vom April tatsächlich nahe. Das Potenzial von Klimalösungen, die an der Nachfrageseite ansetzen, ist bei weitem noch nicht erschöpft: In den Wirtschaftssektoren Gebäude, Verkehr und Ernährung könnten durch ein anderes Konsumverhalten 40-80% der Treibhausgase eingespart werden. Ein Wertewandel könnte außerdem zusätzliche positive Effekte für das menschliche Wohlergehen haben: Pflanzenbasierte Ernährung ist klimafreundlicher und gleichzeitig auch gesünder. Aktive Mobilität ist nicht nur frei von Abgasen, auch die Gesundheit der Menschen verbessert sich, wenn sie sich mehr bewegen.

Kostenpflichtiger Inhalt

Bitte melden Sie sich an, um weiterzulesen

Noch kein Abo?