Corona

Die letzte Krise des Kapitalismus?

Die Corona-Krise hat einige Schwachstellen unserer gegenwärtigen Wirtschaftsordnung deutlich aufge­zeigt. Doch eine Debatte nach dem Muster „Kapitalismus abschaffen oder nicht?“ verhindert jeglichen Fortschritt. Ein Beitrag von Michael Jakob und Martin Kowarsch.

Thema verfehlt. Bild: Mike Erskine via Unsplash

Corona hat dazu geführt, dass nun selbst in der Mitte der Gesellschaft radikale Fragen an unsere Wirtschaftsordnung gestellt werden. Als „Menschenopfer für den Kapitalismus“ kritisierte ein Essay in der Zeit die Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen. „Wir haben es übertrieben“ mit der kapitalistischen Globalisierung, konstatierte unlängst Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble etwas grundsätzlicher in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Selbst Bundestrainer Joachim Löw gibt der kapitalistischen Gesellschaftsordnung – auf einer Fußball-Pressekonferenz! – eine Mitschuld am globalen Corona-Desaster: „Die Erde scheint sich ein bisschen stemmen und zu wehren gegen die Menschen und gegen ihr Tun. Macht, Gier, Profit, Rekorde standen im Vordergrund.“

Fakt ist: Ohne eine globalisierte Weltwirtschaft hätte sich das Virus nicht in Windeseile verbreiten können. Zudem wird sich die ausgesprochene Ungleichheit von Einkommen, Vermögen, Zugang zu Bildung, Gesundheit sowie politischer Mitgestaltung durch COVID-19 sehr wahrscheinlich noch weiter verstärken. Gleichzeitig hat auch die Klimakrise, trotz kurzfristig sinkender Emissionen, in der Corona-Ära nichts an Aktualität verloren. Nicht zuletzt aufgrund des Drucks von KlimaschützerInnen verzichtete die Bundesregierung in ihren Konjunkturpaketen auf eine Abwrackprämie zur Unterstützung der Automobilindustrie. Sind dies erste Anzeichen eines Übergangs zu einer post-kapitalistischen Wirtschaftsordnung, in welcher nicht Profite, sondern das Wohl der Menschen und der Erhalt der Umwelt im Zentrum stehen?

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