Economists for Future

Ausgebremster Klimaschutz?

Das Konzept der „Klimaschulden“ verstärkt das Argument, laut dem durch eine verengte Fokussierung auf die Schuldenbremse sinnvolle Investitionen blockiert werden können. Dabei sind Klimaschulden nur ein Beispiel für Kosten, die im BIP bislang nicht berücksichtigt werden.

Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten eines tiefgreifenden Transformationsprozesses. Mittendrin: die Wirtschaft. In den nächsten Jahren wird sich entscheiden, ob wir den Wandel by disaster oder by design schaffen.

Diese Debattenreihe von Economists for Future e.V. widmet sich den damit verbundenen ökonomischen Herausforderungen. Zum einen werden Engführungen in den Wirtschaftswissenschaften sowie Leerstellen in der aktuellen Wirtschaftspolitik kritisch-konstruktiv beleuchtet. Zum anderen diskutieren wir Orientierungspunkte für eine zukunftsfähige Ökonomie und geben Impulse für eine plurale Ökonomik, die sozial-ökologische Notwendigkeiten angemessen berücksichtigt.

Die erste Ausgabe der Debattenreihe startete im September 2019. Die mittlerweile fünfte Staffel stellt nun den Aspekt der Grenzen in den Mittelpunkt – seien es planetare Grenzen und soziale Grundlagen, die Grenzen der Machbarkeit und der politischen Durchsetzbarkeit, die Grenzen ökonomischer Theorie oder (ver)altete Leitbilder, die Grenzen des Subjekts, des Raums oder der Zeit. Alle bisher erschienenen Beiträge finden Sie hier.

„Nie war die Schuldenbremse wichtiger“, kommentierte  Bundesfinanzminister Christian Lindner anlässlich der Vorstellung des Haushaltsentwurfs 2023. Auch bereits vor dem jüngsten Urteil des Bundesverfassungsgerichts wurde diese Aussage und die damit verbundene restriktive Finanzpolitik von vielen Seiten kritisiert. So erscheint Lindners Schlussfolgerung angesichts der enormen Transformationsaufgaben, vor denen Deutschland und die Welt insgesamt stehen, wenig zeitgemäß. Denn die Klimakrise, die „Zeitenwende“ und andere soziale, ökologische und ökonomische Herausforderungen erfordern immense Investitionen. Ein Beharren auf der Schuldenbremse verhindere aber nicht nur sinnvolle und notwendige Investitionen, sondern gefährde auch den sozialen Frieden und würde rechte und linke Ränder stärken (vgl. Gabriel et al. 2022). Vielfach wird auch argumentiert, dass die restriktive Haushaltspolitik mitverantwortlich sei für den für Deutschland prognostizierten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2023 (vgl. Fratzscher 2023).

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