Mit der Amtsübernahme von Donald Trump 2025 und seinen ersten handelspolitischen Maßnahmen sind die Sorgenfalten von deutschen Managern in der Exportindustrie tiefer geworden. Denn neben dem ohnehin schon existierenden Gegenwind durch politische und weltwirtschaftliche Herausforderungen droht nun eine erneute Verschärfung von internationalen Handelskonflikten und protektionistischen Tendenzen, allen voran durch die Einführung weiterer Importzölle.
Dabei könnte gerade die deutsche Volkswirtschaft, mit der für die Wertschöpfung so wichtigen Industrie in größere Bedrängnis kommen, weil sie stark abhängig vom Geschäft mit den USA ist. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes gingen im Jahre 2023 fast 10% der deutschen Exporte in die USA, womit die USA als Einzelland das neunte Jahr in Folge die wichtigste Exportdestination für deutsche Unternehmen waren. Daher könnten neue Importzölle oder die Erhöhung bzw. Ausweitung bereits bestehender Importzölle durch die Trump-Administration nicht nur zu merklichen konjunkturellen Belastungen führen, sondern auch strukturelle Anpassungen in der deutschen Industrie notwendig machen. Diese durchlebt derzeit ohnehin schmerzhafte strukturelle Neujustierungen, die teilweise mit Kapazitätsabbau in der Industrie, Arbeitsplatzverlusten und Verlagerung von Bestands- und Erweiterungsinvestitionen ins Ausland einhergehen.
Trump hat sein politisches Ziel, das er mit den Zöllen erreichen will, klar formuliert: die Importabhängigkeit der USA zu verringern und gleichzeitig mögliche Defizite der USA in Handels- und Leistungsbilanz gegenüber Handelspartnern zu verringern. Aus deutscher Sicht ist das volkswirtschaftliche Schadenspotenzial durch weitere Handelsrestriktionen aus Washington groß. So war der Exportüberschuss Deutschlands im Jahre 2023 mit über 63 Milliarden Euro so hoch wie noch nie. Zudem hat die deutsche Wirtschaft gegenüber keinem anderen Handelspartner einen so hohen Exportüberschuss wie mit den USA, und dies kontinuierlich seit dem Jahre 2007.
Exporte in die USA sind stark konzentriert
Das deutsche Exportgeschäft mit den USA ist vergleichsweise konzentriert. Allein auf drei Warengruppen entfallen fast 57% der Ausfuhren in die USA: An der Spitze stehen Exporte von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit 21,6%, gefolgt von Maschinen mit 18,6% und Pharma mit 16,6% (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Anteil der Warengruppen an den gesamtdeutschen Exporten in die USA
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In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, welche Branchen einen überproportional großen US-Anteil in ihrem Exportgeschäft haben. Von den 33 Warengruppen der Systematik nach GP2019 (2-Steller) weisen gerade einmal sieben Branchen eine überproportionale Abhängigkeit von den USA in ihrem Exportgeschäft auf, indem dort der Exportanteil jeweils über dem bundesweiten Durchschnitt von 9,9% liegt (siehe Abbildung 2). Angeführt wird diese Gruppe mit überproportionalen Exportrisiken von Pharma mit 23,1%. Die Schwergewichte Maschinen und Kraftwagen und Kraftwagenteile sind ebenfalls in der Hochrisikogruppe vertreten, aber auch deutlich kleinere Branchen wie Ton-, Musik- und Filmträger oder auch Sonstige Fahrzeuge sowie Holz und Holz-, Kork-, Korb-, Flechtwaren ohne Möbel.
Abbildung 2: Anteile der USA an den Gesamtexporten der jeweiligen Warengruppe
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Wenige Bundesländer dominieren das Exportgeschäft mit den USA
In Bezug auf die Verteilung der gesamtdeutschen Exporte in die USA auf die Bundesländer gibt es ebenfalls eine gewisse Konzentration – 57% der Exporte stammen aus vier Bundesländern (siehe Abbildung 3). Angeführt wird der Reigen von Baden-Württemberg mit 23%, gefolgt von Bayern mit 18%, Nordrhein-Westfalen mit 10% und Hessen mit 6,3%. In der Außenhandelsstatistik des Statistischen Bundesamtes nimmt die Position „Ausland“ an den gesamtdeutschen Exporten in die USA dabei einen Anteil von immerhin 18,5% ein. In dieser Methodik ist Deutschland als Zwischenhandelsstelle zwischen Drittländern und den USA zu verstehen, ohne eine genaue Zuordnung nach Bundesländern. Würde man die Exportdaten um die Position „Ausland“ bereinigen, wäre das Exportgeschäft noch weitaus konzentrierter, sodass auf die genannten vier Bundesländer sogar rund 70% entfallen würden.
Abbildung 3: Anteile an den gesamtdeutschen Exporten in die USA nach Bundesländern
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Analog zur Untersuchung für die Sektoren soll nun für die Bundesländer analysiert werden, in welchen das Exportgeschäft mit den USA überdurchschnittlich im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist (siehe Abbildung 4). Dabei zeigt sich, dass sieben der 16 Bundesländer aufgrund eines überdurchschnittlichen Exportanteils der USA größere Risiken durch mögliche Zollrestriktionen haben. Diese Gruppe wird angeführt von Bremen, dem Saarland und Baden-Württemberg.
Interessant ist zudem ein Blick auf die Position der USA in der Rangfolge der wichtigsten Exportziele für die einzelnen Bundesländer. In sieben der Bundesländer sind die USA Exportdestination Nummer 1, in vier Bundesländern Nummer 2 und in ebenfalls vier Bundesländern die Nummer 3. Einen signifikanten Ausreißer stellt das ostdeutsche Bundesland Sachsen-Anhalt dar: Dort gehen nur rund 4% der Gesamtexporte in die USA, die dort nur auf Platz 10 in der Rangliste der wichtigsten Exportländer stehen. Damit sind die Exportrisiken Sachsen-Anhalts aus dem Geschäft mit den USA im bundesweiten Vergleich am geringsten.
Abbildung 4: Anteil der USA an den Gesamtexporten in den Bundesländern
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Den Bundesländern bleibt nur die Zuschauerrolle
Die zweite Präsidentschaft von Donald Trump wird die hiesige Wirtschaftspolitik wieder vor große Herausforderungen stellen. In Bezug auf die Außenhandelspolitik haben die Bundesländer allerdings keine direkten Einflussmöglichkeiten. Denn da die Europäische Union eine Zollunion ist, liegen die Entscheidungskompetenzen für dieses Feld bei den Nationalregierungen, die darüber im Europäischen Rat per Mehrheitsentscheid befinden müssen. Das Einbringen von Vorschlägen sowie die Ausführung der gemeinsamen Außenhandelspolitik obliegen der EU-Kommission.
Daher bleibt es spannend, wie die EU auf mögliche Zölle durch die Trump-Administration reagieren wird. Gegenzölle der EU und damit weitere Handelseskalationen wären aus volkswirtschaftlicher Sicht der EU insgesamt und besonders aus deutscher Sicht die denkbar schlechteste Alternative. Daher bleibt zu hoffen, dass die EU stärker auf die Karte Handelsausweitung mit anderen, dynamischen Wirtschaftsräumen setzt, wie beispielsweise mit den Mercosur-Staaten. Problematisch ist dabei zum einen, dass sich ein solcher Prozess nicht kurzfristig umsetzen lässt, sondern Zeit benötig. Zum anderen wird auch in politischen und Unternehmenskreisen immer stärker angezweifelt, ob in diesem Prozess der schwierige Handelspartner und Handelskonkurrent China als Teil-Puffer dienen kann.
Die einzelnen Bundesländer sitzen in diesem politischen Prozess am kürzeren Hebel, weil sie bestenfalls – dies gilt eigentlich nur für die größeren Bundesländer wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen – über Einfluss auf die Bundesregierung europäische Entscheidungen in ihrem Sinne mit beeinflussen können. Ansonsten bleibt ihren wohl nur die Zuschauerrolle. Denn auch für mögliche Unterstützungsmaßnahmen der Bundesländer für regionale Unternehmen, die aufgrund einer großen Abhängigkeit vom US-Geschäft durch Importzölle besonders betroffen wären, gibt es wegen der strengen Beihilfevorschriften und Subventionsregeln hohe Hürden. Handelseskalationen könnten daher weitere deutsche Unternehmen in noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen und damit das Insolvenzrisiko weiter steigen lassen.
Zum Autor:
Mario Jung ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Kaiserslautern.