China

Auf diese Charts sollte Donald Trump dringend einen Blick werfen

Ein Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin, Vorwürfe via Twitter: Donald Trump scheint fest entschlossen, tatsächlich den im Wahlkampf angekündigten Konflikt mit China zu suchen. Die Faktenlage hat er dabei nicht an seiner Seite.

In den letzten Tagen hat Donald Trump mal wieder seine Beziehungen zu China gepflegt. Zunächst telefonierte der künftige US-Präsident mit Taiwans Staatschefin Tsai Ing-wen – was die Chinesen nicht sonderlich witzig fanden, schließlich unterhalten die USA seit 1979 aus Rücksicht auf die chinesische Geschichte keine offiziellen Beziehungen mit Taiwan. Dann legte Trump per Twitter nach und bezichtigte China erneut, seine Währung zu manipulieren. Es deutet also einiges daraufhin, dass Trump tatsächlich fest entschlossen ist, seiner Anti-China-Rhetorik aus dem Wahlkampf Taten folgen zu lassen.

Im Zentrum von Trumps Kritik steht der Vorwurf, dass China seine Währung künstlich niedrig halten würde, um so die USA mit Exportgütern zu überschwemmen. Allerdings ist Trump hier nicht mehr auf dem neuesten Stand, wie der folgende Chart zeigt:

usd_cny_dollar_renminbi_devisenreserven_china_trump_
*Veränderungen im Vergleich zum Vormonat in US-Dollar, gleitende 3-Monats-Durchschnitte. Quellen: PBoC, FRED, eigene Berechnungen.

Die grauen Flächen markieren die monatlichen Veränderungen im Bestand der chinesischen Devisenreserven. Die lila Linie zeigt den Kurs des US-Dollars gegenüber dem Renminbi. Zwischen 2003 und 2014 kaufte die chinesische Zentralbank tatsächlich massiv Devisenbestände auf, um den Kurs der eigenen Währung nicht zu stark steigen zu lassen. Schätzungen zufolge verbesserte diese Politik Chinas Wettbewerbsposition auf dem Höhepunkt der Interventionen um 30 bis 40%. Wie der Chart zeigt, ging diese Epoche aber im Sommer 2014 zu Ende. Seitdem verkauft China seine Reserven, um eine zu starke Abwertung zu verhindern.

Am heutigen Dienstag gab es übrigens kurzzeitig einige Aufregung an den Devisenmärkten: Der Dollar notierte gegenüber dem Renminbi bei mehreren großen Datenbieter plötzlich um mehr als 8% höher. Die Aufregung legte sich aber schnell wieder als klar wurde, dass die dramatische Kursveränderung höchstwahrscheinlich auf einen Google-Fehler zurückzuführen ist. Waren bestimmt chinesische Hacker.

Chinesische Jobkiller?

Und die Chinesen waren es auch, die nach Meinung Trumps für den Niedergang der US-Industrie verantwortlich gemacht werden sollten. Auch hier hilft ein Blick auf die Datenlage. Der nächste Chart zeigt, wie sich die Anteile der Industrie am US-Bruttoinlandsprodukt (blaue Linie) und an der Gesamtbeschäftigung (dunkelrote Linie) zwischen 1960 und 2011 entwickelt haben:

us_industrie_jobs_china_waehrungsmanipulation_automatisierung
Quelle: Martin Neil Baily & Barry P. Bosworth: US Manufacturing: Understanding Its Past and Its Potential Future.

Es ist klar zu sehen, dass die US-Industrie bereits seit den 60er Jahren einen konstant sinkenden Anteil der amerikanischen Arbeitsplätze bereitstellt. Gleichzeitig ist ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung aber nahezu gleichgeblieben.

Und was hat das jetzt mit China zu tun? So ziemlich gar nichts. Die Abbildung sagt uns schlicht und ergreifend, dass es vor allem die Automatisierung gewesen sein dürfte, die viele der ehemals sicheren Industriearbeitsplätze ersetzt hat. „Wir produzieren einfach mehr Güter mit weniger Menschen“, meint beispielsweise Mireya Solis vom Brookings-Institut. Oder wie es Peter Rohner in der Finanz & Wirtschaft auf den Punkt bringt: „Roboter nehmen den Amerikanern die Jobs weg, nicht die Chinesen.“