In einer 52-minütigen Rede hat Donald Trump am Montagabend sein Wirtschaftsprogramm erläutert. Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat möchte unter anderem den Spitzensteuersatz und die Unternehmenssteuern senken, ein Moratorium für Regulierungen verhängen, Freihandelsabkommen neu verhandeln oder ganz auflösen.
Man kann Trumps Vorschläge ernstnehmen und sie auf ihren Wahrheitsgehalt oder ihre ökonomischen Auswirkungen analysieren. Man könnte auch noch einmal daraufhinweisen, dass die sogenannte Trickle-Down-Theorie, deren Geist Donald Trumps Programm atmet, einfach nicht funktioniert, wie unter anderem eine IWF-Studie im letzten Jahr gezeigt hat – vielleicht muss man das sogar, schließlich könnte Trump künftig die größte Volkswirtschaft der Welt regieren, obwohl es derzeit eher nicht danach aussieht.
Allerdings fällt es immer schwieriger, Trump und seine Kandidatur aus einer politischen oder ökonomischen Perspektive zu betrachten. Das liegt weniger an dem Unsinn und den Lügen, die er bei fast jeder Gelegenheit auf der Bühne absondert, sondern eher an den Handlungen, die er abseits des Scheinwerferlichts vollzieht.
Denn die wohl spannendsten Erkenntnisse zu Trumps Wirtschaftsplänen finden sich nicht in seinem am Montag vorgestellten Programm, sondern in einer rund sechs Wochen alten Pflichtveröffentlichung auf der Homepage der Federal Election Commission (FEC). Und diese Papiere sind auch weniger für Volkswirte interessant, als für BWLer und Marketing-Fachleute.
Trump bezahlt Trump
Die FEC ist eine US-Bundesbehörde, deren Hauptaufgabe darin besteht, die Finanzierung von Wahlkampagnen offenzulegen und zu überprüfen. Aus den Juni-Veröffentlichungen geht hervor, dass ein knappes Fünftel – insgesamt rund eine Million US-Dollar – aller von der Trump-Kampagne im Mai getätigten Ausgaben an Mitglieder der Trump-Familie oder an Firmen gingen, die Trump gehören. So bezahlte die Kampagne alleine 423.371,70 US-Dollar an Trumps Mar-a-Largo Golfclub in Florida, der gleichzeitig sein dortiger Wohnsitz ist. Diese Ausgaben stammen übrigens zu großen Teilen aus Wahlkampfspenden, die Trump zuvor eingesammelt hat. Dieses Vorgehen ist legal – es spricht aber eben nicht dafür, dass der Einzug ins Weiße Haus für Trump die höchste Priorität hat.
Möglicherweise ist es also die falsche Herangehensweise, Trumps Wahlkampf inhaltlich zu begleiten – denn wie etwa die FEC-Zahlen zeigen, ist sein Vorhaben nicht zwangsläufig, die amerikanische Politik zu gestalten. Die MSNBC-Moderatorin Rachel Maddow hat dies sehr treffend beschrieben: „Man könnte sagen, dass ein Sieg (Trumps bei den Präsidentschaftswahlen) eintreten könnte, aber das ist nicht das Ziel (der Kampagne). Es wäre ein Nebenprodukt der Hauptbemühungen, die darin bestehen, Geld zu verdienen.“
Nun ist Geld verdienen in einem kapitalistischen System ein absolut legitimes Ziel. Trumps Kampagne ist in diesem Sinne die wohl größte und genialste PR-Tour seit Michael Jacksons HIStory World Tour. Mit seiner Kandidatur hat Trump die Marke Donald Trump noch einmal auf ein vollkommen anderes Level gehoben.
Seine Kampagne bietet sicherlich auch jede Menge faszinierende Erkenntnisse über das politische System der USA, die Möglichkeiten der Selbstvermarktung oder unsere heutige Gesellschaft im Allgemeinen. Aber das sind Themen, die unter die fachliche Expertise der Redaktionen der Zeitschrift für Internationale Politik, des PR-Magazins oder der Gala fallen. Dagegen würde man Trump aber einfach nur Unrecht tun, wenn man seinen Plan für die US-Volkswirtschaft aus einer volkswirtschaftlichen Perspektive analysiert (und ihn dann notgedrungen als den Schrott klassifiziert, der er objektiv ist). Es würde ja auch niemand ernsthaft auf die Idee kommen, Michael Jacksons Songtexte einem Fact-checking zu unterziehen.
Somit dürfte der beste Weg, die tatsächlichen Absichten Donald Trumps zu verstehen und damit umzugehen, darin liegen, ein altes Trump-Zitat im Hinterkopf zu behalten. Bereits im Jahr 2000 zitierte ihn die Fortune mit den Worten: „Es ist sehr gut möglich, dass ich der erste Präsidentschaftskandidat sein könnte, der damit Geld verdient.“ Darum geht es, und um nicht um irgendwelche Inhalte.