Zockerbanken?

Italiens Bankenkrise in einem Chart

Die aktuellen Probleme der italienischen Banken sind in erster Linie auf die katastrophale wirtschaftliche Entwicklung des Landes zurückzuführen.

In Italien wanken die Banken und müssen aller Voraussicht nach mit Staatsgeldern gerettet werden. Es gibt nicht wenige, die angesichts dieser Lage reflexartig über die „Zockerbanken“ schimpfen, die jetzt wieder auf Kosten des Steuerzahlers rausgepaukt werden müssen.

Diese Diagnose mag in Einzelfällen auch zutreffen – aber man sollte nicht vergessen, unter welchen Rahmenbedingungen der italienische Bankensektor seit Jahren operiert. Denn die mit Abstand wichtigste Ursache für die Probleme von UniCredit, Monte dei Paschi und Co. dürfte das konjunkturelle Umfeld in Italien sein, wie dieser Chart des dänischen Ökonomen Lars Christensen verdeutlicht:

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Quelle: The Market Monetarist

Die orangene Linie zeigt die Entwicklung des nominalen italienischen Bruttoinlandsprodukts in Relation zum Vorkrisentrend. Die blaue Linie stellt die Höhe der ausfallgefährdeten Kredite (non-performing loans oder „bad debt“) des italienischen Bankensektors in % des BIP dar.

Der Zusammenhang ist eindeutig: Die Krise der italienischen Banken wurzelt in erster Linie in der katastrophalen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes – von allen Eurostaaten hat sich nur Griechenland in den letzten Jahren schlechter entwickelt. Christensen ist daher auch der Meinung, dass man nicht sagen könne, die italienischen Banken hätten sich in den letzten Jahren besonders unverantwortlich verhalten: „Sogar die konservativsten Banken werden in Schwierigkeiten geraten, wenn das nominale BIP um 25% unter den Vorkrisentrend fällt.“ Vielmehr gelte es nun, in Europa und speziell in Italien endlich wieder für ein kontinuierliches und deutlich höheres Wachstum zu sorgen.

Wie das gelingen soll, ist aber noch einmal eine ganz andere Frage, über die sich bekanntlich schon seit Beginn der Krise die Geister scheiden.