Chartbook

Was diese Woche wichtig war

Ziemlich viele TTIP-kritische Deutsche, ein Tango auf dem Kapitalmarkt und ein 25-jähriges Jubiläum – das sind die wichtigsten und spannendsten Charts der Woche.

Deutschland

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im April zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Der vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung entwickelte Index liegt mit 11,2 Punkten aber immer noch deutlich unter dem langfristigen Mittelwert von 24,5 Punkten.

ZEW_Konjunkturerwartungen_Deutschland_April 2016
Quelle: ZEW

Das KfW-Außenhandelsbarometer lag im 4. Quartal 2015 mit 100 Punkten auf seinem langfristigen Durchschnitt. Werte von unter 100 Punkten bezeichnen eine unterdurchschnittliche, Werte von über 100 Punkten eine überdurchschnittliche Expansion der Ein- und Ausfuhr im Vergleich zum Vorjahresquartal. Allerdings legten die Exporte in einem schwächeren Tempo zu, während die Importe stärker als gewöhnlich wuchsen.

KfW_Außenhandelsbaromter_Q4 2015
Quelle: KfW

Am Sonntag wird US-Präsident Barack Obama auf der Hannover-Messe zu Gast sein, wo er mit Kanzlerin Angela Merkel auch über den Stand der Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU beraten will. Bereits am Samstag demonstrierten in Hannover zehntausende TTIP-Gegner gegen das Abkommen. Eine Befragung der Bertelsmann-Stiftung zeigt, wie gering die Unterstützung für TTIP sowohl in Deutschland als auch in den USA inzwischen ist:

TTIP_Bertelsmann_Stiftung_USA_Deutschland_Zustimmung_Ablehnung

Eurozone und Europa

Die Europäische Zentralbank hat bei ihrer Sitzung am Donnerstag keine grundlegende Änderung ihrer Geldpolitik beschlossen. Lediglich die Details für den Ankauf von Unternehmensanleihen wurde verkündet. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt weiterhin bei 0,00%.

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Quelle: tradingeconomics.com

Die EZB hat außerdem die Ergebnisse des vierteljährlich erhobenen Banking Lending Survey (BLS) und des Survey of Professional Forecasters (SPF) veröffentlicht. Laut BLS haben die Banken in der Eurozone im 1. Quartal 2016 ihre Kreditvergabestandards erneut gelockert. Dabei hätten sich die geldpolitischen Maßnahmen durchaus positiv ausgewirkt. Wichtigster Bestandteil des SPF sind die langfristigen Inflationserwartungen. Bisher ist es der Zentralbank noch nicht gelungen, diese Erwartungen wieder deutlich in Richtung des Ziels von knapp unter 2% zu bringen.

EZB_langfristige Inflationserwartungen_Survey of professional forecasters
Langfristige Inflationserwartungen laut SPF-Umfrage. Quelle: EZB

Trotz der zuletzt verbesserten Kreditvergabe würde wohl kaum jemand auf die Idee kommen, den europäischen Bankensektor als „gesund“ zu bezeichnen. Einen wichtigen Grund, warum der Genesungsprozess in Europa etwa im Vergleich zu den USA noch nicht sonderlich vorangekommen ist, meint die NZZ entdeckt zu haben: Demnach seien in der Eurozone nach dem Crash von 2008 einfach zu wenige Banken abgewickelt, sondern künstlich am Leben erhalten worden:

Das aggregierte Haushaltsdefizit der Eurostaaten betrug im 4. Quartal 2015 laut Eurostat 2,3% des BIP. Im 3. Quartal waren es 1,8% gewesen. Im Gesamtjahr 2015 lag das Defizit bei 2,1%.

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Quelle: tradingeconomics.com

Der Composite-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone hat sich im April im Vergleich zum Vormonat kaum verändert. Er liegt jetzt bei 53,0 Punkten (März: 53,1).

Eurozone_PMI_Markit_April_2016
Quelle: Markit

USA

Aus den USA kommen weiterhin eher mäßige Konjunkturdaten. Der Philadelphia Fed Manufacturing Index sank im April deutlich. Er liegt jetzt mit -1,6 Punkten wie zuletzt schon so oft erneut im negativen Bereich.

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Quelle: tradingeconomics.com

Auch der von Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für das produzierende Gewerbe fiel schwach aus. Er fiel auf 50,8 Punkte, den niedrigsten Stand seit 2009.

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Japan

Japan hat im März Waren im Wert von rund 6,5 Billionen Yen exportiert. Das entspricht einem Minus von 6,8% gegenüber dem Vorjahresmonat und ist bereits der sechste Rückgang in Folge – eine so lange Schwächephase gab es zuletzt vor vier Jahren.

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Quelle: tradingeconomics.com

Ein Grund für die Exportschwäche ist die starke Aufwertung des Yen, der seit einigen Monaten gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner deutlich zulegte (der folgende Chart zeigt exemplarisch die Entwicklung gegenüber dem US-Dollar). Beim G20-Treffen am letzten Wochenende hatte Japans Finanzminister Aso versucht, bei seinen Amtskollegen für eine koordinierte Intervention an den Devisenmärkten zu werben, war allerdings auf Ablehnung gestoßen.

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Türkei

Murat Cetinkaya, der neue Präsident der türkischen Zentralbank, hat in seiner ersten Sitzung gleich eine Senkung des Zinses für Übernachtkredite von 10,5% auf 10% verkündet. Der Hauptleitzins liegt weiterhin bei 7,5%. Einige Beobachter, wie etwa der IWF, empfehlen dagegen eher eine Straffung der Geldpolitik, um die hohe Inflationsrate (derzeit 7,5%) in den Griff zu bekommen.

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Brasilien

Das von einer schweren Wirtschaftskrise gezeichnete Brasilien sieht auch politisch weiterhin unruhigen Zeiten entgegen. Die Abgeordnetenkammer hat gegen Präsidentin Dilma Rousseff ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Die Entscheidung muss im Mai vom Senat bestätigt werden. Stimmt dieser ebenfalls für das Verfahren, müsste Rousseff ihr Amt vorerst ruhen lassen, bis der Prozess abgeschlossen ist. Unklar ist allerdings, ob es selbst bei einer endgültigen Amtsenthebung zu vorgezogenen Neuwahlen kommen würde. An den Finanzmärkten wurde die Einleitung des Verfahrens jedenfalls tendenziell positiv aufgenommen: die extrem hohen Zinsen für brasilianische Staatsanleihen gingen zuletzt wieder deutlich nach unten.

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Finanzmärkte

Die internationalen Aktienmärkte entwickelten sich in dieser Woche uneinheitlich. Die US-Börsen liegen als einzige wieder auf dem Niveau von vor einem Jahr.

Aktienmärkte_weltweit
Entwicklung in %. Quellen: finanzen.net, Makronom, Stand: 23.4.16, 15:00 Uhr

Die Ölpreise haben in dieser Woche deutlich zugelegt – obwohl sich die Opec-Staaten bei ihrem Treffen am letzten Sonntag erneut nicht auf eine gemeinsame Linie einigen konnten.

Ölpreise_WTI_Brent
Preise in US-Dollar pro Barrel. Quellen: finanzen.net, Makronom, Stand: 23.4.16, 15:00 Uhr

Trotz des wieder steigenden Preises musste sich Saudi-Arabien einem Bericht der Financial Times zufolge erstmals seit 25 Jahren wieder Geld von privaten Investoren leihen. Der Kredit in Höhe von 10 Milliarden US-Dollar soll eine Laufzeit von fünf Jahren haben. Über die Höhe der Zinsen wurde nichts bekannt, da es sich um eine Kreditvereinbarung handelt, die nicht auf den Kapitalmärkten gehandelt wird. Aufgrund der fallenden Einnahmen aus dem Ölgeschäft war der saudische Staatshaushalt im letzten Jahr erstmals seit der Finanzkrise ins Minus gerutscht.

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Quelle: tradingeconomics.com

Auch Argentinien feierte ein Comeback an den Finanzmärkten, allerdings ein gewolltes. Nach der Einigung mit seinen Gläubigern gab das Land in dieser Woche erstmals seit dem Zahlungsausfall 2001 wieder Dollar-Anleihen aus. Insgesamt wurden bei der Auktion 16,5 Milliarden US-Dollar eingesammelt. Die „Tango-Bonds“ waren hoch begehrt, wie die Ergebnisse der Auktion deutlich machen (die erste Spalte zeigt die Laufzeit, die zweite den Kupon, die dritte die platzierte Summe in US-Dollar und die vierte Spalte die von den Investoren nachgefragte Menge).

Vermischtes

Vor 25 Jahren, am 18. April 1991 startete die Federal Reserve von St. Louis eine neue elektronische Datenbank mit dem Namen Federal Reserve Economic Data. Inzwischen ist die unter dem Kürzel FRED bekannte Datenbank die weltweit größte und beliebteste Fundgrube für Datenschatzsucher und wohl „das größte Geschenk, dass die Fed jemals Menschen gemacht hat, die über Ökonomie schreiben“, wie es Phil Izzo vom Wall Street Journal ausdrückt. Zum 25. Geburtstag hier noch einmal Anzeige, mittels derer die St. Louis Fed die FRED-Einführung damals bekanntmachte:

fred2-1Mit der Einführung der elektronischen Datenbank wollte die Fed übrigens auch Kosten sparen, weil bis dahin alle Informationen telefonisch abgefragt wurden, was einen erheblichen Aufwand verursachte. Doch die telefonischen Drähte der Fed glühten noch einige Jahre munter weiter – was unter anderem mit diesem Chart zu tun haben dürfte (der natürlich aus FRED stammt):

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