Analyse

Wer in der globalen Forschungslandschaft wen wie oft zitiert

Die Ökonomik ist eine globale Disziplin, die in den letzten Jahrzehnten ein stetiges Wachstum verzeichnete – allein im Jahr 2017 wurden über 20.000 Fachartikel veröffentlicht. Eine Zitationsanalyse zeigt jedoch, dass es gleichzeitig einen Rückgang an Pluralität und regionaler Diversität sowie eine zunehmende Konzentration auf einige wenige Artikel und Journale gab.

Eine Reihe von Studien des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) hat in den letzten dreieinhalb Jahren systematisch den Zustand der Ökonomik in Deutschland untersucht. Dabei wurde unter anderem folgenden Fragen nachgegangen: Welche Lehrbücher werden an deutschen Hochschulen verwendet? Wie plural sind sie? Wie sind Lehrstühle besetzt? Und was denkt eigentlich der wissenschaftliche Nachwuchs über sein Fach?

Die Ergebnisse dieser Studien werden in einer Beitragsserie im Makronom veröffentlicht. Insgesamt gibt es zwölf Beiträge, von denen pro Woche immer einer montags erscheinen wird. In dieser Woche stellt Ernest Aigner die Ergebnisse einer Untersuchung vor, die soziale und diskursive Struktur der ökonomischen Disziplin mithilfe bibliometrischer Daten erfasst hat.

Spätestens seit der Finanzkrise muss sich die ökonomische Disziplin einer breiten gesellschaftlichen Diskussion stellen. Im Zentrum der Kritik stand zunächst, dass die Volkswirtschaftslehre den Finanzsektor sowie Wirtschaftskrisen vernachlässige. Diese Kritik weitete sich in der Folge aus und attestierte dem Forschungs- und Lehrprogramm der Volkswirtschaftslehre einen Mangel an Interdisziplinarität, Realismus und theoretischer Offenheit („Pluralismus“). Dieser Kritik halten Vertreter*innen des Fachs entgegen, dass sich die volkswirtschaftliche Forschung zunehmend mit Wirtschafts- und Finanzkrisen beschäftige.

Beide Standpunkte nehmen mindestens implizit für sich in Anspruch, einen Überblick über die aktuelle und zurückliegende Forschung innerhalb der Volkswirtschaftslehre zu haben. Dies wird jedoch zunehmend schwieriger: Allein 2017 wurden rund 20.000 neue Artikel in ökonomischen Fachzeitschriften veröffentlicht.

Im Rahmen eines von der FGW geförderten Projektes versuchte eine Gruppe von Forscher*innen, sich diesem Problem anzunähern. Auf Basis der Metadaten ökonomischer Artikel der letzten 60 Jahre wurde die Entwicklung der Ökonomik analysiert. Dabei wurden verschiedene Indikatoren entwickelt, um Pluralismus, thematische Ausrichtung und regionale Anpassung zu erfassen und Einblicke in globale Entwicklungen als auch in regionale Besonderheiten zu erhalten.

Die hierbei angewendete kognitive Bibliometrie versucht, die soziale und diskursive Struktur der ökonomischen Disziplin mithilfe bibliometrischer Daten zu erfassen. Dies ist hilfreich, um Behauptungen wie jene von Tom Ferguson und Robert Johnsen (beide vom Institute for New Economic Thinking) zu überprüfen, die erst jüngst in einem Bericht für die G20 betonten, dass „die Struktur der Disziplin die Aufrechterhaltung einer engen Weltanschauung fördere, indem sie Orthodoxien vorgab und Hindernisse für die Diskussion besserer Argumente und abweichender Evidenz errichtete“.*

Wie im Folgenden dargelegt, kommt dieses Forschungsprojekt zu der Schlussfolgerung, dass ein Rückgang an Vielfalt, regionale Diversität und Pluralität sowie eine zunehmende Konzentration (auf einige wenige Artikel, Journale und Regionen) sowohl auf globaler Ebene als auch in Deutschland zu beobachten ist. Zugleich verbleiben heterodoxe Forschungszugänge, trotz einer leicht steigenden Bedeutung nach der Finanzkrise, an den marginalisierten Rändern der Ökonomik.

Eine globalisierte Disziplin: Wer publiziert und wer wird (nicht) zitiert?

Ausgangspunkt der Problemstellung ist ein starkes Wachstum der weltweiten Forschungstätigkeit in der Ökonomik in den letzten 60 Jahren – gemessen an der Anzahl der begutachteten ökonomischen Artikel, die im Web of Science gelistet sind. Diese stieg von 2.600 im Jahr 1960 auf 21.500 im Jahr 2017. Über den Gesamtzeitraum wurden insgesamt 450.000 Artikel veröffentlicht. Die damit einhergehenden Zitierungen sind allerdings nicht gleich auf alle Artikel verteilt. So wurde ein Drittel aller Artikel kein einziges Mal von anderen Ökonom*innen zitiert (sogenannte „Dry Holes“). Der Gini (eine Ungleichheitsmaßzahl, bei der 0 für vollkommene Gleichverteilung und 1 für vollkommene Ungleichverteilung steht) für die Verteilung der Zitierungen auf alle zwischen 1957 und 2017 zitierten Artikel liegt bei 0,72. Zum Vergleich: Die „Zitierungs-Ungleichheit“ liegt somit auf einem ähnlich hohen Niveau wie jene der Nettovermögen in Österreich oder Deutschland.

Im zeitlichen Verlauf zeigt sich eine zunehmende Konzentration der ökonomischen Disziplin, die aktuell einen Höhepunkt erreicht. So stieg der jährliche Gini von rund 0,2 im Jahr 1960 auf rund 0,5 im Jahr 2017. Ein alternatives Maß hierzu ist der Anteil an allen Zitierungen, den die 5% der jeweils am häufigsten zitierten Artikel erhalten: Dieser lag 1960 noch bei 12% und ist seitdem auf ca. 32% im Jahr 2017 angestiegen. Auf globaler Ebene kann somit eine stark zunehmende Konzentration auf einen immer kleineren Anteil der insgesamt veröffentlichten Artikel beobachtet werden.

Linke Abbildung: Anzahl von Artikeln und Zitierungen. Rechts: Gini der Zitierungen zu Artikel, sowie Prozentanteil der Zitierungen zu den 5 Prozent der am häufigsten zitierten Artikel. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Daten des Web of Science.

Zudem variiert die Bedeutung einzelner Regionen stark. Wie in der nächsten Abbildung ersichtlich wird, erhalten in den USA ansässige Forscher*Innen deutlich mehr Zitierungen (rechts) aus anderen Ländern als umgekehrt (links). Zugleich machen Zitierungen innerhalb der USA (also Zitierungen von den USA in die USA) mit ca. 20% einen wesentlichen Teil aus. Mit 53,8% aller erhaltenen Zitierung ist der Wirkungsgrad von Artikeln aus den USA überproportional – schließlich stammen nur knapp 30,7% aller Zitierungen von dort. Neben den USA spielen Europa, und hier Deutschland und Großbritannien, eine wesentliche Rolle: diese erhalten je 23,8%, 7,8% und 5,2% aller Zitate. Zugleich gehen allerdings 39,9%, 8,0% und 10,35% der Zitierungen von Artikeln der Autor*innen aus, die in diesen Regionen ansässig sind.

Globale Vernetzung der Ökonomik

Das Diagramm zeigt die Prozentwerte der ausgehenden (links) und eingehenden (rechts) Zitate von Artikeln, welche zwischen 1998 und 2017veröffentlicht worden sind. Bei Artikeln mit mehreren Autor*innen wurden die Zitate den jeweiligen Regionen proportional zugewiesen, wobei jede*n Autor*in gleichviele Anteile zugerechnet wurden. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Daten des Web of Science.

Ein Ende der US-amerikanischen Vorherrschaft in der globalen Wirtschaftswissenschaft ist dabei nicht absehbar. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei die Konzentration auf wenige Artikel: Während der Prozentanteil von in den USA verfassten Artikeln am Gesamtoutput der Disziplin zwischen 1997 auf 2017 um 17 Prozentpunkte auf 21% sank, steht der Anteil US-amerikanischer Artikel unter den 5% der am häufigsten zitierten Artikel relativ konstant bei über 60%. Insofern verlieren US-amerikanische Autor*innen zwar an Anteilen bei den gesamten veröffentlichten Artikeln – die gemessen in Zitierungen einflussreichsten Artikel stammen aber weiterhin aus den USA. Zudem konnten auch Deutschland und die Schweiz Anteile hinzugewinnen. Diese Zugewinne bewegen sich aber durchgehend im einstelligen Prozentbereich – sowohl insgesamt, als auch bei den 5% der am häufigsten zitierten Artikel.

Linke Abbildung: Regionaler Prozentanteil an den global veröffentlichten Artikeln über die Zeit. Rechts: Regionaler Prozentanteil an den global 5 Prozent am häufigsten zitierten Artikel über die Zeit. NRW bezieht sich auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Gleitender Durchschnitt. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Daten des Web of Science.

So wie die globale Ökonomik insgesamt beziehen sich auch in Deutschland ansässige Ökonom*innen intensiv auf US-amerikanische Arbeiten – so gehen knapp 47,3% der deutschen Zitate in die USA. Auch Westeuropa, das global nur 22% der Zitierungen erhält, wird überproportional häufig von in Deutschland ansässigen Autor*innen zitiert (30,2 %). Osteuropa, das 0,65% der globalen Zitierungen erhält, kommt dagegen mit 0,45% der deutschen Zitate auf einen unterdurchschnittlichen Anteil.

Umgekehrt ist Deutschland für ganz Europa von besonderer Bedeutung, da je 7 bzw. 6 % aller west- und osteuropäischen Zitierungen auf Deutschland entfallen – dies sind um ein bis zwei Prozentpunkte mehr als jene 5% aller Zitierungen, die global nach Deutschland gehen. Zugleich gehen nur 3,2% der US-amerikanischen Zitierungen nach Deutschland. Wie in der wirtschaftlichen Orientierung zeigt sich also auch in der Ökonomik ein West-Ost-Gefälle, in dem sich westlichere Länder stärker an sich selbst und östlichere Länder stärker gen Westen orientieren.

Regionale Konzentration, Pluralität und globale Angleichung

Konzentration in den Regionen

Wie bereits eingangs erwähnt ist die globale Aufmerksamkeit stark und zunehmend auf einige wenige Artikel konzentriert. Die Top 5% der am häufigsten zitierten Artikel haben einen Zitationsanteil von 32%. Ähnliche Werte können auch regional beobachtet werden, wenn die Zitationsanteile der Top 5% in den jeweiligen Regionen verglichen werden.

Die stärkste Konzentration findet sich in den USA. Dort erhielten im Jahr 2017 die Top 5% 26,7% aller Zitierungen. In Deutschland und Großbritannien liegt dieser Wert mit ca. 20% deutlich darunter, allerdings nicht vergleichbar mit Österreich, Frankreich und der Schweiz, wo er nur zwischen 13 und 16,5% beträgt. Über die Zeit kann sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ein besonders starker Anstieg um jeweils ca. 6 Prozentpunkte beim Zitationsanteil der Top 5% beobachtet werden. In Deutschland ist zudem in den letzten zehn Jahren ein leichtes Abflachen der Konzentration zu beobachten. Die Unterschiede in dieser regionalen Konzentration deuten auf eine pluralere Ökonomik sowohl in Österreich als auch in Frankreich hin, da Forscher*innen ihre Aufmerksamkeit auf ein breiteres Spektrum der verfügbaren Artikel streuen.

Pluralismus zwischen den Regionen

Darüber hinaus lässt sich ein Rückgang in der regionalen Pluralität, sprich der Unterschiede zwischen den in den jeweiligen Regionen wirkmächtigsten Artikeln, beobachten. Dies kann gemessen werden, indem alle global zitierten Artikel nach den Zitierungen, die sie global erhalten, sortiert werden, und die (durchschnittliche, in Prozent ausgedrückte) Position der jeweils regional 5% am häufigsten zitierten Artikel in dieser globalen Reihung der Artikel berechnet wird. Der entsprechende Indikator liegt bei 2,5%, wenn die regional und global 5% am häufigsten zitierten Artikel identisch sind, und bei 97,5%, wenn diese gänzlich unterschiedlich sind.

In den USA liegt dieser Wert im Jahr 2017 bei 2,5%, was bedeutet, dass die in den USA am häufigsten zitierten Artikel quasi identisch mit den global am häufigsten zitierten Artikeln sind. Ähnlich geringe Unterschiede finden sich im Jahr 2017 in Deutschland und Großbritannien, wo der Wert bei je knapp über 3% liegt. In den anderen Regionen liegt der Wert mit gut 5% leicht darüber.

Diese geringen Unterschiede sind das Ergebnis eines Angleichungsprozesses, der in allen Regionen über die letzten 20 Jahre zu beobachten ist. Die stärkste Angleichung gab es in Österreich, wo die im Jahr 1997 am häufigsten zitierten Artikel noch bei 15% der global gereihten Artikel lagen und im Jahr 2017 nur bei 7%. Aber auch in der Schweiz und Frankreich kann ein Rückgang von ca. 3 Prozentpunkten beobachtet werden. In Deutschland und der NRW liegt der Rückgang bei 2 Prozentpunkten, während Großbritannien als auch die USA auf einem geringen Niveau verweilen. Im Jahr 2017 können daher generell nur geringe Unterschiede zwischen den global und in den jeweiligen Regionen wirkmächtigsten Artikeln beobachtet werden. Insofern lässt sich ein Rückgang der regionalen Pluralität attestieren – eine Beobachtung, die ein Fortschreiten der Globalisierung der Disziplin unterstreicht.*

Linke Abbildung: Prozentanteil der Zitierung zu den regional 5 Prozent am häufigsten zitierten Artikel. Rechts: Durchschnittliches Prozentperzentile der regional 5 Prozent am häufigsten zitierten Artikel in der globalen Zitationsverteilung. Gleitender Durchschnitt. NRW bezieht sich auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis von Daten des Web of Science.

Pluralität der Quellen

Wie plural die Quellen eines Artikels sind, kann anhand der Variation zitierter Journale untersucht werden. Diese lässt sich einfach dadurch messen, dass die Zahl der zitierten Journale pro Artikel durch die Gesamtzahl der Zitationen pro Artikel dividiert werden – der entsprechende Indikator ergibt sich dann als Durchschnitt dieses Wertes über alle Artikel im betrachteten Zeitraum und liegt immer zwischen 0 und 1, wobei höhere Werte auf eine größere Quellenvielfalt verweisen.

Der entsprechende Indikator nimmt dabei über die Zeit hinweg ab und deutet insofern auf einen Rückgang in der Pluralität der Quellen ökonomischer Forschung hin. Während 1997 global pro Zitat in einem Artikel 0,65 verschiedene Journale zitiert wurden, geht dieser Wert bis 2017 auf 0,45 zurück (siehe die weiter unten folgende linke Abbildung). Dieser Entwicklung folgen alle Vergleichsländer, wobei besonders Veröffentlichungen aus den USA eine geringe Pluralität der Quellen aufweisen. Dort geht diese von 1997 bis 2017 um 0,1 Journale pro Zitat je Artikel auf 0,45 zurück. Veröffentlichungen der europäischen Vergleichsregionen zitieren in geringem Maße vielfältigere Quellen und konvergieren zu einem Wert von ungefähr 0,5.

Pluralität der Paradigmen

In Bezug auf Paradigmen in der Ökonomik kann zwischen heterodoxen und orthodoxen Theorien unterschieden werden. Trotz eines Aufschwungs von Zitaten zu Journalen mit potenziell heterodoxen Inhalten in den letzten 20 Jahren verbleiben diese insgesamt auf einem sehr niedrigen Niveau. Deutschland bewegt sich hierbei mit einem Anstieg von 2% im Jahr 1997 auf 4,6% im Jahr 2017 aller Zitate im globalen Durchschnitt (rechte Abbildung). Besonders stark ist der Anstieg in Österreich, in der Schweiz bis 2007 und in Frankreich ab 2007. Generell erhalten diese Journale in England deutlich mehr Aufmerksamkeit.

Linke Abbildung: Regionale Pluralität der Quellen gemessen an der durchschnittlichen Anzahl zitierter Journale pro Zitierung je Artikel. Rechts: Regionale Prozentanteile der Zitierungen zu heterodoxen Journalen. Gleitender Durchschnitt. NRW bezieht sich auf das Bundesland Nordrhein-Westfalen. Quelle: Eigene Berechnung auf Basis des Web of Science und des Heterodox Directory.

Konzentration adressieren und Pluralität erreichen?

Die Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass die soziale Struktur der Ökonomik von starken Hierarchien geprägt ist, in denen die USA allgemein eine dominante Position einnehmen. In Europa spielt auch Deutschland eine wesentliche Rolle, wobei sich Deutschland wiederum auf die USA und Westeuropa fokussiert. Ähnlich wie auf globaler Ebene konzentrieren sich Zitierungen deutscher Autor*innen auf immer weniger Artikel. Diese Konzentration macht die Pluralisierung der akademischen ökonomischen Forschung zunehmend unwahrscheinlich und weist auf mögliche pfadabhängige Tendenzen hin. Dennoch gilt, dass dem Rückgang bei der regionalen Pluralität und bei der Pluralität der Quellen eine leicht steigenden absolute Bedeutung heterodoxer Forschungsarbeiten gegenübersteht.

In Anbetracht dessen scheint eine Reform sozialer Mechanismen, die die ökonomische Forschung lenken, notwendig. Zugleich fordert die Unabhängigkeit der Wissenschaft in einer Zeit, in der zunehmend akademisches Wissen infrage gestellt wird (Stichwort: Postfaktizität), besondere Umsicht bei Interventionen in den Wissenschaftsbetrieb. Kürzlich veröffentlichte Kommentare und Studien von in der Disziplin anerkannten Ökonomen*innen sind ein Anfang und deuten auf ein Problembewusstsein im Mainstream hin. Allerdings scheint im Anbetracht der aufgezeigten Entwicklungen öffentlicher und politischer Druck – ausgehend von Studierenden, von Ökonom*innen oder der Zivilgesellschaft – notwendig.

Des Weiteren zeigen die Ergebnisse auch einen Rückgang der regionalen Pluralität, die potenziell die Relevanz ökonomischen Wissens für andere Regionen als die USA schmälert. Dies kann zu Fehleinschätzungen bei der Bereitstellung ökonomischer Erkenntnisse für Politik und Öffentlichkeit, die oft auf regionaler oder lokaler Ebene agieren, führen. Fehlendes Wissen bezüglich lokaler und regionaler Kontexte führt dann zu Fehleinschätzungen und einem Mangel an kontextspezifischen Lösungsstrategien. Mit dieser Herausforderung müssen sich besonders Regionen außerhalb der USA auseinandersetzen.

Auch hier gilt, dass mehr Transparenz sowie ein begrenzter Einfluss übermächtiger Akteure außerhalb und innerhalb der Ökonomik eine Voraussetzung für Innovationsfähigkeit, Pluralität sowie Realismus sind. Dies betrifft neben Lehrplänen und -büchern, Auswahlverfahren für Programme, Finanzierung und Anstellungen wohl alle sozialen Strukturen, durch die sich Ökonom*innen bewegen. Letztlich müssen bei entsprechenden Umgestaltungen Forschungsqualität, das Kontroversitätsgebot sowie Kontextrelevanz im Mittelpunkt stehen, um die weiterhin von Ökonom*innen eingeforderte Orientierung an einem monoparadigmatischen Mainstream zu begrenzen, und Pluralität und Innovation zu ermöglichen.

 

Zum Autor:

Ernest Aigner promoviert am Institute for Ecological Economics an der Wirtschaftsuniversität Wien und forscht zum Pluralismus und zur Entwicklung der ökonomischen Disziplin.