Europa

Wird Frankreich 2027 einen Präsidenten von Linksaußen bekommen?

Trotz des Wahlsieges von Amtsinhaber Macron werden sich die tektonischen Verschiebungen im französischen Parteiensystem fortsetzen – und die Wahrscheinlichkeit für eine radikale Regierung im Herzen Europas wird weiter zunehmen. Eine Analyse von Joseph Downing.

Bild: The Left via Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Mit seinem Sieg bei den französischen Präsidentschaftswahlen Ende April hat Emmanuel Macron Geschichte geschrieben. Er ist der erste französische Präsident seit der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958, der mit einer parlamentarischen Mehrheit wiedergewählt wurde. Er steht damit in einer Reihe mit zwei historischen Schwergewichten der französischen Politik, die zwei Amtszeiten nacheinander absolviert haben: François Mitterrand und Jacques Chirac.

Die französische Verfassung begrenzt die Amtszeit von Präsidenten auf zwei Legislaturperioden, so dass dies für Macron eine Abschiedstournee wird, ob er will oder nicht. Dies könnte als Carte Blanche für Macron interpretiert werden, seine viel diskutierten Reformen des französischen Staates, des Renteneintrittsalters und der Beschäftigungsbedingungen voranzutreiben. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, wie sich die größeren Trends, die hinter Macrons Aufstieg in der französischen Politik stehen, in den nächsten fünf Jahren entwickeln werden.

Im Zentrum stehen die beispiellosen tektonischen Verschiebungen, die in den letzten Jahren im französischen Parteiensystem stattgefunden haben. Die Kandidaten der einst mächtigen Mitte-Links-Partei der Sozialisten und der Mitte-Rechts-Partei der Republikaner sind in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen jeweils auf unter 5% der Stimmen abgestürzt und scheinen keine Machtperspektive mehr zu haben.

Was Frankreich bleibt, sind zunehmend polarisierte Parteien von links und rechts und eine personalisierte Partei um Macron, der widerwillig die Mitte vertritt. Dies ist für Frankreich äußerst gefährlich, da Macrons Mandat im Jahr 2027 zu einem möglichen Wettbewerb zwischen der extremen Linken und der extremen Rechten führen könnte. Unabhängig davon, welche Seite den Sieg davonträgt, würde das Ergebnis eine radikale Regierung im Herzen Europas und eine starke Herausforderung für die globale Wirtschafts- und Sicherheitsordnung sein.

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