Europa

Was die Vorschläge zur Reform der EU-Fiskalregeln gemeinsam haben – und wo sie sich unterscheiden

In den letzten Jahren gab es eine Vielzahl von Vorschlägen für eine Reform der europäischen Fiskalregeln – an denen sich die finale Reform wohl orientieren wird. Ein Überblick über die neun einflussreichsten Konzepte von Jan Priewe.

Bild: Casey Hugelfink via Flickr (CC BY-SA 2.0)

Seit langem werden aus Brüssel Vorschläge der Europäischen Kommission zur Reform der Fiskalregeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts (SWP) erwartet. Aufgrund des Ukraine-Krieges ist es um die SWP-Reform zuletzt ruhig geworden, und wann die (öffentliche) Debatte wieder Fahrt aufnehmen wird, ist noch nicht wirklich absehbar.

Klar ist aber: Will man keine Sparorgie veranstalten, müssen die Regeln irgendwie gelockert werden. Mehr als die Hälfte der Eurozonenländer werden aller Voraussicht nach 2022 und in etwas geringerem Maße auch 2023 die wichtigsten fiskalischen Grenzwerte brechen. 2022 liegt das durchschnittliche Haushaltsdefizit voraussichtlich bei 3,8%, in zehn Ländern der Eurozone über 3%, teilweise sehr deutlich. Für Ende 2021 wird der durchschnittliche Schuldenstand in der Eurozone auf etwa 100% des BIP geschätzt, 15 Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie. 11 der 19 Mitglieder der Eurozone, darunter die vier großen Länder Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland, die allein 75% des BIP der Eurozone ausmachen, liegen über dem Grenzwert von 60%, mit Griechenland und Italien an der Spitze (202 bzw. 157%).

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass diese Zahlen das Problem überdramatisieren: Rund 20% aller Staatsanleihen in der Eurozone hat die EZB (zusammen mit den nationalen Zentralbanken) aufgekauft. Faktisch betragen die Schulden der Eurozone gegenüber dem Privatsektor nur 87%, das sind lediglich zwei Prozentpunkte mehr als vor der Pandemie. Die Anleihen werden zumindest bis 2024 im Eurosystem bleiben, wie die EZB angekündigt hat.

Die politische Gemengelage ist grob zusammengefasst folgende: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi sprechen sich für eine grundlegende Reform aus, ohne Einzelheiten zu nennen. Die sogenannten „Sparsamen Vier“, Niederlande, Österreich, Dänemark und Schweden sind wohl nur noch drei, nachdem die neue niederländische Finanzministerin unlängst moderate Töne anschlug. Die deutsche Bundesregierung steht zwischen diesen Lagern, ohne sich bisher klar positioniert zu haben.

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